Froh, bislang ohne bleibende körperliche Schäden (Teeren soll sehr heiß sein!) die vergangenen Wochen der Diskussionen überstanden zu haben, legen die Freien Wähler Wert darauf, unsere Position publizieren zu können: Da bekommt ein „Rheinanliegerort“ wie Ginsheim die Möglichkeit, fast ohne eigene finanzielle kommunale Beteiligung den Hochwasserschutz verbessern lassen zu können. Eine wirklich dringend notwendige Maßnahme, wie Fachleute (wir sind das nicht, wir sind Politiker und somit Entscheidungsträger, als solche sind wir auf fachmännische Beratungen angewiesen) glaubhaft und verständlich attestieren. Und nicht nur das, wir haben sogar, in gewissem Umfang, die Möglichkeit, Wünsche über die Ausführung zu formulieren.
Eigentlich ist es das, was man sich als Politiker immer wünscht. Man diskutiert hin und her, mit Bürgern, Vereinen, Nachbarn, anderen Parteien, Interessensgemeinschaften und so weiter. Am Ende bietet sich – und dies in diesem Fall weitestgehend parteienübergreifend – ein aus unserer Sicht vertretbarer Kompromiss, der eigentlich alle Interessen und sinnvollen Vorstellungen (wie gesagt als Kompromiss) beinhaltet.
Und noch immer gibt es eine Gruppe traditioneller Hardliner, die über alle fachlichen Argumente der Spezialisten hinweg ohne Beachtung der tatsächlichen Gegebenheiten darauf bestehen, eine alte Mauer, die ihre besten Zeiten lange hinter sich hat, zu belassen, wie sie ist; vielleicht mit etwas Fugenkosmetik und dem ganzen ungeklärten Diskussionsstoff zu den Themen „Unterbringung und Aktivieren umfangreicher mobiler Schutzanlagen“, „Zuständigkeiten im Hochwasserfall“ und und und ...
Da hört man Argumente wie „Wo soll denn heutzutage das ganze Wasser für ein Hochwasser herkommen?“ oder „Wir haben bestimmt genügend Leute, um kurzfristig umfangreiche mobile Hochwasserschutzanlagen montieren zu können“. Das ist doch nicht realistisch, meinen die Freien Wähler. Was, wenn das Wasser doch kommt? Was, wenn die Feuerwehr oder das THW gerade andere Einsätze haben?
Das Wasser richtet nicht immer nur an der Elbe Schaden an! Jeder Fluss, auch unser Rhein, kann betroffen sein. Und der Rhein hat nur sehr wenige regulierende Schleusen. Die letzte, die Hochwasser beeinflussen könnte, liegt in rund 170 Kilometer Entfernung bei Iffezheim. Auf diesen 170 Kilometern kann viel Wasser zulaufen. Mehr Wasser, als manche falsch beschwichtigenden und somit an den Realitäten vorbei lebenden Mitbürger glauben wollen. Jeder, der hier lebt, hat doch Angst vor Hochwasser. Oder nicht?
Kurz und gut: Hochwasserschutz geht den Freien Wählern deutlich vor allen anderen Diskussionen zum Thema „Damm“! Aber auch wir hängen an diesen maroden, teilweise kariösen, zerbröselnden, ausgefugten Sandsteinbrocken, die das romantische Bild Ginsheims seit vielen Jahrzehnten geprägt haben. Nur hat sich bei den Freien Wählern die Einsicht durchgesetzt, dass alles, auch ein Hochwasserdamm, irgendwann einmal das Ende seiner Leistungsfähigkeit erreicht hat. Dass die Dammkrone offenbar an einigen Stellen keine stabile und vor allem dichte physikalische Verbindung zum Fundament mehr hat, ist mit purem Auge zu sehen. Unter Abwägung aller dieser Kriterien können wir einen Entschluss, der die Beibehaltung der alten Mauer fordert, nicht unterstützen. Wir möchten eine neue Mauer haben, die den Sicherheitsanforderungen unserer Zeit entspricht. Wir wollen auch keinen roten Beton mit Edelstahlverzierung!
Um die Ginsheimer Tradition zu wahren, wollen wir die bestehende Optik auch weitestgehend erhalten wissen. Dass hierzu echter Sandstein aus der alten Mauer den optischen Abschluss nach außen (von vorne, von hinten und von oben) bildet, ist unser ausgesprochener Wunsch. Dass aber ein neues und stabiles Fundament sowie eine entsprechend stabile Mauersubstanz aus Beton damit zwingend einhergehen müssen, mussten wir einsehen.
Dass hierzu auch eine vertretbare und weiterhin „sitzbare“ Höhe einhergehen muss, ist unser Bestreben. Das ist es, was wir meinen, wenn unser Vorsitzender Sigi Nachtmann in der Sitzung der Gemeindevertretung sagt: Die alte Mauer muss bleiben!
Wenn solcherlei Maßnahmen ergriffen werden, könnten wir uns sogar vorstellen, dass die immer schon schwierigen Haftpflicht-Versicherungsverhältnisse zum Thema „Hochwasser“ zum Vorteil aller Haus- und Grundstücksbesitzer neu verhandelt werden können. Im Fall der Beibehaltung der alten Mauer wissen wir nicht, wie sich die Versicherer künftig zum Thema Versicherungsschutz stellen. Die Ohren haben sie nach all den bisherigen Diskussionen sicher schon hochgestellt.
Ein Thema, das wie das Damm-Thema fast ausnahmslos alle Mitbürger und Mitbürgerinnen von Ginsheim bewegt, kann wohl leider nicht für alle zufriedenstellend beigelegt werden, aber es muss für alle Bewohner unserer Gemeinde mit der höchsten erreichbaren Sicherheitsstufe behandelt und letztlich abgeschlossen werden! Das wollen die Freien Wähler! Es nutzt niemandem, wenn die alte Mauer beim nächsten massiven Hochwasser unter den mobilen Schutzwänden auseinandergerissen wird!