Wo bislang grauer Beton dominierte, leuchten jetzt Farben, Formen und monumentale Motive: Mit dem Urban-Art-Festival „Under the Bridge“ hat die Mobile Beratung Flörsheim (mobflo) gemeinsam mit der Stadt Flörsheim und unter künstlerischer Leitung der Frankfurter Agentur Studio Fatal ein kulturelles Ausrufezeichen gesetzt.
Fünf Tage lang verwandelten Graffiti-Künstler gemeinsam mit Jugendlichen die Säulen der Opelbrücke in eine lebendige Freiluftgalerie. Während die Profis großformatige Wandgemälde gestalteten, zeigten die Nachwuchssprayer in einem Workshop, was möglich ist, wenn man jungen Menschen Raum für Kreativität gibt. Ihre Arbeiten prägen nun dauerhaft den unteren Bereich der Brückensäulen und machen sichtbar, wie Jugendliche das Stadtbild aktiv mitgestalten können.
Der Workshop war Teil des mobflo-Sommerferienprogramms. Die Nachfrage war so groß, dass die verfügbaren Plätze in kurzer Zeit vergeben waren. Unter Anleitung von Street-Art-Künstler Fuego Fatal lernten sie nicht nur Farben, Techniken und Materialien kennen, sondern erfuhren zugleich, was Partizipation in der Praxis bedeutet: eigene Ideen entwickeln und diese gemeinsam im Stadtraum sichtbar machen.
Für viele Jugendliche war es die erste Gelegenheit, Graffiti nicht als bloße „Schmiererei“, sondern als ernstzunehmende Kunstform kennenzulernen. Von der Geschichte des Graffiti über den richtigen Umgang mit Spraydosen bis hin zu Schablonenarbeit, Farbverläufen oder Schriftzügen reichte das Programm. Auch die Ideenentwicklung spielte eine zentrale Rolle, denn jeder Teilnehmende sollte einen eigenen Entwurf erarbeiten und anschließend an den Brückensäulen und Leinwänden umsetzen.
„Die Kids waren mit voller Energie dabei“, berichtete Fuego Fatal. „Sie haben schnell gelernt, sich gegenseitig zu unterstützen, eigene Ideen mutig einzubringen und kreativ weiterzudenken. In nur wenigen Tagen sind dabei wirklich bemerkenswerte Arbeiten entstanden.“ Für die Jugendlichen sei es ein besonderes Erlebnis gewesen, ihre Werke nicht nur auf Papier, sondern direkt im öffentlichen Raum zu gestalten – als bleibendes Zeichen ihrer Beteiligung. Gleichzeitig zeigte das Projekt, wie präventiv legale Flächen wirken können. „Wenn Jugendliche einen offiziellen Ort haben, an dem sie gestalten dürfen, verlieren illegale Schmierereien an Reiz“, erklärte der Künstler.
Die fast sieben Meter hohen Flächen im oberen Bereich und die Säulen direkt am Main blieben den Profis vorbehalten. Bekannte Street-Art-Künstler, darunter "Case", "Hombre" und "Inka", schufen monumentale Wandbilder, die urbane Lebenswelten, Fantasiefiguren und abstrakte Formen miteinander verbinden. Das Festival endete am Freitag mit einem Abschlussfest, das zahlreiche Neugierige anzog. Viele Besucherinnen und Besucher nutzten die Gelegenheit, den Künstlern bei der Arbeit zuzuschauen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Während illegale Schmierereien an Gebäuden oft als Sachbeschädigung gelten, zeigt das Festival „Under the Bridge“, wie gezielte Förderung Graffiti zur anerkannten Kunstform machen kann. Schon im Stadtteil Wicker wurden öffentliche Flächen erfolgreich von Jugendlichen gestaltet – ein weiterer Beleg dafür, wie konstruktiv Partizipation das Stadtbild verändern kann.
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