„Freunde durch und durch“

Jubiläum einer deutsch-französischen Städtepartnerschaft: Flörsheimer und Péroliens seit einem Vierteljahrhundert eng verbunden

Eine 25-jährige Freundschaft verbindet die beiden Altbürgermeister Dieter Wolf und Christian Valette, die einst den Partnerschaftsvertrag unterzeichneten. Heute tauschen sich die Großväter hinsichtlich ihrer Enkel gerne über Neuigkeiten aus und zücken Fotoalben.
(Fotos: R. Dörhöfer)

 

FLÖRSHEIM (drh) – „Ich habe diese Städtepartnerschaft vor 25 Jahren für die Menschen geschlossen. Eine Verbindung für Freundschaften über die Grenzen hinweg“, sagte Christian Valette, ehemaliger Bürgermeister von Pérols und Mitbegründer der Städtepartnerschaft.

 

Die aus Südfrankreich angereiste Gruppe des Freundeskreises verlebte drei abwechslungsreiche Tage mit Ausflügen und Besichtigungen und pflegte die lang gehegten Freundschaften aufs Neue. Am Samstagabend, 27. Mai, gaben elf Musiker der „l‘école de musique de Pérols“ ein Konzert in der Stadthalle. Christian Valette blickte wie viele der langjährigen Mitglieder des Freundeskreises gerne auf die 25-jährige Partnerschaft zurück. „Es gäbe unzählbare schöne Begegnungen zu erzählen. Die Kultur und die Herzlichkeit der Menschen hat von Anfang an harmoniert“, sagte Valette, der es sich somit nicht nehmen ließ, auch ohne offizielle Amtsfunktion an der Jubiläumsfahrt des Freundeskreises Pérols-Flörsheim teilzunehmen. Ganz im Gegenteil zu seinem Amtsnachfolger Jean-Pierre Rico, der die Teilnahme der offiziellen Delegation der Verwaltung wenige Tage vor der Reise aus angeblich finanziellen Gründen abgesagt hatte. „Das hat uns alle sehr beschäftigt. Wenngleich er uns ein Grußwort geschickt hat“, gestand Lore Fieber.

Das Grußwort sei im Rahmen des deutsch-französischen Abends bei der Einkehr im Hochheimer Weingut Mitter verlesen worden und Rico habe in seinen Zeilen betont, wie wichtig ihm die Freundschaft sei und dass die 25-jährige Partnerschaft ein Zeichen des großen Engagements aller Beteiligten sei. „Die Absage an sich gab aber dennoch Anlass zu vielen Spekulationen bei den Mitgliedern“, so Fieber. Rico hat die Flörsheimer zum Gegenbesuch im kommenden Jahr eingeladen. „Wir hoffen, dass sich bis dahin alles klärt“, sagte Fieber. Auch Amtsvorgänger Christian Valette wollte keine Stellungnahme zum Fernbleiben des neuen Bürgermeisters abgeben. „Ich habe meine Pflichten und Aufgaben als Bürgermeister getan. Der Neue muss seine eigenen Entscheidungen treffen“, sagte Valette, der sich die Wiedersehensfreude mit Altbürgermeister Dieter Wolf keinesfalls nehmen ließ und lediglich beim Gedenken an die beiden verstorbenen Freundeskreisvorsitzenden Dr. Dieter Janzen und Gilles Rheims Wehmut verspürte.

„Wir beide sind Freunde durch und durch“, so Valette zu seinem Pendant Wolf. „Ich habe einst eine Partnerstadt gesucht, deren Menschen in ihrer Wesensart und Liebe zur Geselligkeit zu den Flörsheimern passten. Es sollte eine Stadt mit überschaubarer Bauweise sein. Der Kirchturm sollte zentral in der Mitte stehen und kein anderes Haus sollte die Kirchturmspitze überragen“, erinnerte sich Altbürgermeister Wolf an die einstigen Zielvorgaben.

Die erste Begegnung zwischen Flörsheimer Vereinsvertretern und Péroliens sei durchaus eine Mutprobe gewesen: „Ob Muscheln in Senfsauce allen Vereinsvertretern munden würden, war ungewiss“, umschrieb Wolf die damalige Situation. Letztendlich schien die kulinarische Besonderheit den Flörsheimern aber geschmeckt zu haben, denn auch in der Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum betont Rosi Reinelt beispielsweise die „Freundschaft, die durch den Magen“ geht. Sie erinnert an eine legendär gekochte südfranzösiche Zwiebelsuppe im Reinelt‘schen Anwesen. Sprachbarrieren habe es bei der Suche nach einem passenden Weinbrandersatz als Suppenzutat jedenfalls nicht gegeben.

Auch einige jüngere Freundeskreismitglieder wie Vanessa Krüger, Andrea Love, Kathrin Pons oder auf französischer Seite Eva Guigui geben Zeugnis für ganz außergewöhnliche Freundschaften. Als Kinder wuchsen sie in die Städtepartnerschaft quasi hinein und fanden über die offiziellen Begegnungen mit den Freundeskreisen hinaus Möglichkeiten, Land und Leute, Sprache und Kultur näher kennenzulernen. Praktika in der Partnerstadt erweiterten den Horizont der jungen Menschen, die heute ihre Gastmutter manchmal gar liebevoll „ma mamie francaise“ nennen. Auch für Familie Endres sind die engen Kontakte zu Alain Vesper nicht mehr wegzudenken. „Wir telefonieren zu jedem Geburtstag, tauschen regelmäßig familiäre Neuigkeiten aus, besuchen uns“, so Irmgard Endres, die auch ihrem französischen Freund Alain Vesper schon einen für ihre Familie typisch deutschen Geburtstagstisch in Flörsheim gedeckt hatte.

Bürgermeister Michael Antenbrink betonte, dass die Freundeskreise auf eine starke und solide Freundschaft stolz sein könnten und sich so auch ganz auf ihre Freundschaften konzentrieren dürften. „Wir müssen mit der Städtepartnerschaft keine Politik machen“, sagte Antenbrink, der anlässlich des Jubiläums den Minotaurus im Pérols-Kreisel illuminieren ließ. Am Abend nach dem Musikschulkonzert durften sich alle Freundeskreismitglieder vom imposant wirkenden Minotaurus bei Nacht ein Bild machen.

An den vorherigen Besuchstagen hatten die 43 Gäste aus Südfrankreich mit ihren Gastgebern bereits ein abwechslungsreiches Ausflugsprogramm nach Limburg, zu einer Brauerei im Odenwald und zum Kloster in Lorsch absolviert. Altbürgermeister Dieter Wolf begrüßte die Gruppe auf dem Gelände der Weilbacher Kiesgruben. Die Musiker eröffneten ihr Konzert mit der europäischen Hymne von Beethoven und ließen auch Bach erklingen.

Der Gegenbesuch zum 25-jährigen Jubiläum erfolgt, ebenfalls über das Himmelfahrtswochenende, im kommenden Jahr.

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