Genug Gründe zum Feiern

Festtag der evangelischen Gemeinde wird mit Gottesdienst eröffnet

FLÖRSHEIM (drh) – Gründe zum Feiern gab es in der evangelischen Gemeinde am Wochenende genug. Zum Einen stand das Gemeindefest auf dem Programm, dann freute man sich über die abgeschlossene Orgelsanierung, die neuen 33 Konfirmanden stellten sich vor, Pfarrer Martin Hanauer konnte auf sein 25-jähriges Dienstjubiläum in Flörsheim stolz sein und zu guter Letzt wurde auch noch der am Gemeindehaus vorbeiführende Weg nach Pfarrer Karl Olbert benannt.

 

Der Gottesdienst am Morgen eröffnete den Festtag. Mit „Vertraut den neuen Wegen“ war der Gottesdienst thematisch überschrieben und so sprach Dekan Eberhard Kühn zur 25-jährigen Dienstzeit von Pfarrer Hanauer, der auch nach 25 Jahren längst noch nicht müde sei, neue Wege für die Gemeinde zu beschreiten. „Andere Pfarrer sehnen sich nach so langer Zeit nach neuen Wirkungsgebieten. Mir wurde und wird es aber auch nach 25 Jahren in Flörsheim nicht langweilig“, so Hanauer.
Als er im Juli 1987 seinen Dienst in Flörsheim antrat, hätten bald vor allem die Ereignisse um den Mauerfall die Gemeindearbeit geprägt. Mit der thüringischen Partnergemeinde Schönstedt hätten die Flörsheimer viele nette Stunden verlebt und bald schon widmete sich die Gemeinde dem Aufbau der Kindergruppen des „Spatzennestes“, dem Umzug des kirchlichen Kindergartens und der Kirchenrenovierung. „Meine Ehefrau verzichtete auf eine berufliche Tätigkeit, um ganz in der Arbeit als Pfarrfrau aufzugehen“, meinte Hanauer, dessen drei Kinder auch in Flörsheim groß geworden sind.
Durch die stets wachsenden Aufgaben und die zusätzlichen seelsorglichen Bedürfnisse von Kindergarten, Krankenhaus und Seniorenheim wurde der Gemeinde im Jahr 2001 eine weitere halbe Pfarrvikarstelle zugesprochen. „Bald schon waren die baulichen Verhältnisse des Gemeindehauses nicht mehr tragbar, so dass der Abriss und Neubau des Hauses in Gang kam“, erinnerte Hanauer, der zwischendurch auch Projekte wie Kleiderkammer, ökumenische Fundgrube und Sozialkaufhaus vorantrieb. 2010 hätte dann das neue Gemeindehaus eingeweiht werden können und 2700 Gemeindemitglieder hätten eine neue Anlaufstelle gefunden. „Jetzt sind die Gemeindezahlen leider rückläufig. Einige seien wegen des Fluglärms schon weggezogen“, so Hanauer, der sich daher auch im Kampf gegen den Fluglärm engagiert und für ein lebenswertes Flörsheim eintritt. „Ich kann auf eine junge, engagierte Gemeinde mit vielen Kindern stolz sein und muss mich für die Gemeinde einsetzen“, freute sich der Pfarrer.
Einer seiner Vorgänger, Pfarrer Karl Olbert, erfuhr am Nachmittag des Festtages eine besondere Würdigung durch die Benennung des angrenzenden Fußgängerweges. Karl Olbert war von 1938 bis 1960 evangelischer Pfarrer von Flörsheim und Hochheim und hatte während der Nazizeit einige demütigende Repressalien ertragen müssen. Zum Toilettendienst hätte man den Seelsorger abgeordnet, nachdem man ihn zum Kriegsdienst eingezogen hatte. Olbert aber ließ sich nicht unterkriegen und trat stets für seine Gemeinde ein. „Es gibt nur einen Herren“ hätte er in seinen Predigten verkündet, was einigen Nationalsozialisten so gar nicht gefallen habe. Olbert hielt auch als er in Wiesbaden Kriegsdienst verrichten musste, den Kontakt zu seinen beiden Gemeinden und nahm weite Wege in Kauf, um Gottesdienste zu feiern.
Olbert ist den Flörsheimern aber auch wegen seiner Fußball-Leidenschaft und der Gründung des evangelischen Kindergartens in Erinnerung. Am 26. Juli 1945 nahm der evangelische Kindergarten mit 50 Kindern seinen Betrieb auf. Die erste Kindergartenleiterin, Erika Finger, war zur Wegbenennung gekommen und freute sich, auch ein „Kind der ersten Stunde“, Helga Wolf, wiederzusehen. Drei der vier Kinder des Pfarrers, Enkel und Urenkel waren am Sonntag ebenfalls Zeuge der Schildenthüllung durch Bürgermeister Michael Antenbrink und Pfarrer Martin Hanauer.
Kinder der Tagesstätte „Regenbogenland“ steuerten zur Zeremonie Lieddarbietungen bei.
 
Noch keine Bewertungen vorhanden


X