Großer Besserungsbedarf bei Radwegen

SPD setzt sich im Weilbacher Ortsbeirat für sicherere Fahrradverbindungen ein

Dunkel, verengt und dann auch noch in schlechtem Zustand: Die Rad- und Fußwegverbindung von Weilbach nach Bad Weilbach und Stadtmitte (Foto in Gegenrichtung) soll sicherer werden.

Mehr Fahrradverkehr auf die Straßen, die Menschen dazu bringen, das Auto häufiger stehen lassen – zu dieser Zielrichtung in der Verkehrspolitik kann es angesichts der Klimaziele eigentlich keine Alternative geben. Doch außer einiger Pilotprojekte in und rund um die Großstädte fehlt es auch in Deutschland noch praktisch überall an einen Umbau der Verkehrswege, die dem umweltfreundlichen Zweirad mehr Vorrang durch mehr Sicherheit vor dem motorisierten Verkehr bietet.

Manchmal wäre man schon froh, wenn das Nutzen des Fahrrads wenigstens nicht mehr an echten Gefahrenpunkten vorbeiführen würde. Wilfried Theiß (SPD) hat im Ortsbeirat Weilbach nun in Fotos dokumentiert, wie unbefriedigend und stellenweise heikel die Situation für Radfahrerinnen und Radfahrer aus dem Stadtteil ist, die sich auf der B40 in Richtung Marxheim und auf der Rüsselsheimer Straße/B519 in Richtung Bad Weilbach bewegen.

Fest macht Theiß dies auf der Rüsselsheimer Straße vor allem an einer neuralgischen Stelle, der Unterführung unter der nebeneinander verlaufenden ICE-Trasse und der A3. Besonders die Situation an dieser Doppelunterführung zeugt davon, dass die Verkehrsplaner sich immer noch damit zufriedengeben, die Radfahrer irgendwie durch solche Punkte durchzuschleusen.

Grundsätzliches Problem der Flörsheimer Gremien, nicht nur eines Ortsbeirates: Die Stadt hat an beiden Strecken keinerlei Möglichkeiten, von sich aus Verbesserungen zu beschließen und schon gar nicht umzusetzen – es sind nun einmal Bundesstraßen, die von Bundesautobahnen gekreuzt werden. Daher forderte Theiß in seinen Anträgen auch keine konkreten Umbau- oder Neubaumaßnahmen, sondern ein vorstellig werden der Stadt bei den zuständigen Behörden. Ziel auf der Rüsselsheimer Straße in Richtung Bad Weilbach ist es zu prüfen, ob

- das Tempolimit auf der B 519 in der Fahrtrichtung Flörsheim „in Abstimmung mit Hessen Mobil von 80 auf 60 Stundenkilometer reduziert werden“ kann;

- die veraltete und unzureichende Beleuchtung des Rad- und Fußweges gegen eine moderne, stromsparende LED-Beleuchtung ausgetauscht werden kann;

- der bauliche Zustand der Brücke im Bereich des Rad- und Fußweges sicherheitstechnisch untersucht werden kann.

Denn bei seiner Inspektion dokumentierte Theiß auch bröckelnden Beton am Brückensockel. Das schummrige Licht und das immer wieder von abgeplatzten Betonteilen gesäumte Pflaster sind nicht die einzigen Probleme auf diesem gemeinsamen Geh- und Radweg. Anders als bei diesen Kombiwegen eigentlich vorgegeben, wenn sie in beide Richtungen genutzt werden dürfen, kann von einer Mindestbreite von 2,40 Metern (1,90 Meter befestigter Zwei-Richtungs-Radweg, 50 Zentimeter Sicherheitsabstand zur Fahrbahn) nämlich keine Rede sein – unter der Brücke verengt sich der Weg auf gerade zwei Meter.

Es komme nicht selten vor, „dass Radfahrer spontan unter der Brücke vom Fußweg auf die Fahrbahn wechseln, um entgegenkommenden Fußgängern auszuweichen oder um diese zu überholen“, hat Theiß beobachtet. Insgesamt sieht er dort daher eine Gefahrenstelle und eine Situation, die entschärft werden sollte.

Ergänzendes Thema, weil auch dies nicht gerade zu einer verlässlichen Situation beiträgt, ist die sich mehrfach ändernde Geschwindigkeitsregelung auf der Strecke. Hier wechselt die Vorgabe auf 500 Metern gleich mehrfach, beginnend mit der Tempo-30-Regelung im Ortsausgangsbereich, über die 80 bis zum Ende der Brückenunterführung, ab der dann erst einmal Tempo 60 gilt, ehe es nach der Abbiegung zur Natronquelle wieder auf 80 hochgeht.

Beim letzten Thema konnte Bürgermeister Bernd Blisch von Aktivitäten der Verwaltung berichten. „Wir sind mit Hessen Mobil wegen der Tempowechsel im Gespräch“, betonte der Rathauschef. Der Zustand der Brücke und seiner Beleuchtung hingegen „ist alleine das Ding von Hessen Mobil“. Die Straße unter der Brücke zu verengen etwa, um den Fahrrad-/Gehweg breiter zu gestalten, läge nicht in der Kompetenz der Stadt, „die Straße gehört uns nicht“.

Nun ist es aber der Auftrag der Landesbehörde, die verkehrlichen Anlagen in Hessen so zu gestalten, dass sie größtmögliche Sicherheit und Zweckmäßigkeit bieten. Silke Bolender (GALF) zeigte sich daher dankbar für die Dokumentation, die Theiß leistete. „Ich nehme das auch so wahr“, bestätigte sie die Problemsammlung. „Das ist toll dokumentiert und so bekommt das Thema Aufmerksamkeit und wird weitergegeben.“

Es gab aber auch andere Nuancen in der Bewertung der Situation. „Da haben wir wenigstens einen Fahrradweg, der für alle nutzbar ist“, betonte Thorsten Press (FDP). Wenn es eng werde unter der Brücke bei einer Begegnung mit Fußgängern, „dann steigt man als Fahrradfahrer halt mal ab“. Handlungsbedarf sieht Press am ehesten beim Durcheinander der Temporegelungen. „Ich sowieso bin kein Freud der Beschränkungen, aber Tempo 30 auf einer Landstraße – da muss man sagen, man kann es auch übertreiben“, kritisierte er.

Frank Laurent (GALF) sieht das Problem eher darin, dass es nach dem Ortsausgangsschild gleich auf Tempo 80 hochgeht, da in dem Bereich Fahrradfahrer/innen oft die Seite wechseln, um auf den einseitig geführten Radweg zu kommen. Die Initiative von Theiß zur Absenkung des Abschnitts auf Tempo 60 findet er daher richtig. Vielleicht, regte Werner Duchmann (FDP) an, könnte ein Schild an der Brücke helfen, um auf die Situation unter der Brücke hinzuweisen, ein freundlich gestalteter Hinweis der Art, wie sie gerade an den Feldwegen installiert wurden. Der Ortsbeirat beschloss den Antrag wie von der SPD vorgelegt.

Für die B519 gibt es ein Projekt

Nicht ganz so kompliziert ist die Situation auf der Verbindung nach Hofheim-Marxheim, zumal es für diesen Abschnitt an der B40 bereits konkrete Planungen für den Bau eines Rad- und Fahrradweges gibt. Hier ging es Theiß darum, dass ein Vertreter von Hessen Mobil in einer Ortsbeiratssitzung über die Planungen dieses Rad- und Fußweges informiert und Fragen beantwortet.

Aktuell ist an der Strecke lediglich ein wenige hundert Meter langer Abschnitt unterhalb der A66-Brücke ausgebaut, er endet auf Höhe der ehemaligen Grube Germania. Teilweise stehe ansonsten nur ein schmaler Seitenstreifen zur Verfügung. Das sei für Radfahrer/innen wie Fußgänger/innen „gefährlich und unsicher“.

Wie die Erste Stadträtin Renate Mohr (GALF) erläuterte, habe sich Hofheim an das Projekt "Radoffensive“ angehängt und so die Vorplanungen von Hessen Mobil erreicht, „es hat sich aber noch nichts getan“. Daher rechnet Mohr nicht damit, dass der Ausbau der Strecke in näherer Zukunft ansteht. Für die Verbindung nach Hattersheim (L3265) sei dagegen mit der Fertigstellung einer Radwegverbindung bereits im Jahr 2023 zu rechnen.

Über diesen Antrag wurde nicht abgestimmt, er verbleibt im Geschäftsgang, wird also wieder hervorgekramt, wenn die Planungen für die Strecke Weilbach-Marxheim konkreter werden und Hessen Mobil im Ortsbeirat entsprechend Konkretes berichten könnte.

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