Vom Helfen und sich helfen lassen Flörsheimer Senioren erfahren Unterstützung - auch in Zeiten von Corona

Senioren werden nicht alleine gelassen. Ute Reinhard, Geschäftsführerin und Mitbegründerin des Vereins Bürger helfen Bürgern, ist zu den gewohnten Geschäftszeiten telefonisch erreichbar.

Flörsheimer Senioren erfahren Unterstützung - auch in Zeiten von Corona

Spazieren gehen, Vorlesen von Schriftstücken bei einer vorliegenden Sehbehinderung, Unterlagen sortieren, Medikamente besorgen, auch mal einen Antrag ausfüllen, Einkaufen, kleinere Touren übernehmen, zum Arzttermin begleiten, Mithilfe im Garten oder einfach mal ein offenes Ohr haben: Bis Februar lief für den Flörsheimer Verein "Bürger helfen Bürgern" alles wie immer. Und dann kam Corona.

Einen breit gefächerten Service leisten die aktiven Mitglieder des Vereins in normalen Zeiten. Der Nachbarschaftsverein trägt seit vielen Jahren dafür Sorge, dass sich Bürger in Flörsheim gegenseitig unterstützen.

Hilfe direkt vor Ort

Nachbarschaftshilfe, menschliche Fürsorge und Hilfe im Alltag sind gefragt. „Dafür ist der Verein schließlich da. Wer also Hilfe braucht, der meldet sich und wird an einen Helfer vermittelt“, erklärt Geschäftsführerin Ute Reinhard im Gespräch. Sie ist stolz darauf, dass hilfsbedürftige Menschen ihre Sorgen äußern können und bei vielen täglichen Anforderungen Hilfe vor Ort Hilfe finden. So manche Person, die in den vergangenen Jahren ihre Hilfe angeboten hat, nimmt mittlerweile selbst Hilfe in Anspruch.

In Zeiten von Corona werden Hilfestellungen, Einkaufsdienste oder auch Besuchsdienste in erster Linie für Stamm-Mitglieder getätigt, die generell auf Hilfe angewiesen sind. Viele Senioren dürfen auf Grund ihrer Vorerkrankungen das Haus nicht verlassen. Da kann die Hilfe nicht einfach stillstehen.

Junge Leute, Studenten, die mit dem Verein eigentlich gar nichts zu tun haben, haben dem Verein unkompliziert und aus Solidarität ihre Hilfe angeboten. Ehrenamtliche übernehmen nach wie vor Fahrten ins Krankenhaus oder zum Arzt. Dabei muss der Hilfsbedürftige auf der Rückbank sitzen und unbedingt seine Mund-Nasen-Maske tragen. Doch das läuft gut. Auch während des Arztbesuches werden die Senioren nicht allein gelassen. Der Fahrer wartet draußen, bis die Behandlung abgeschlossen ist und die Heimfahrt ansteht.

Unkomplizierte Patientenbegleitung

Die Patientenbegleitung umfasst einen Großteil der angefragten Hilfeleistungen. Zwei Patienten werden derzeit nach der Entlassung aus der Klinik betreut. Unter Einhaltung der Schutzvorkehrungen, versteht sich. Dem Bürger entstehen dabei keine Kosten, diese Hilfsleistungen werden aus Spendenmitteln finanziert. Sofern derjenige noch kein Mitglied des Vereins ist, wird der Mitgliedsbeitrag für ein Jahr ebenfalls aus den Spendenmitteln bezahlt.

Mitbegründerin Ute Reinhard ist der Verein ans Herz gewachsen. „Unsere Hilfe wird gerne angenommen. Wir sind stolz darauf, dass der Verein im sozialen Bereich präsent und eine fest etablierte Stütze für die Flörsheimer Bürgerinnen und Bürger geworden ist“.

Man mag es sich schwierig vorstellen, die richtigen „Begleiter“ für die auf Hilfe angewiesenen Personen zu finden. Aber Reinhard hat dabei nicht nur ein gutes Händchen, sondern auch jede Menge Erfahrung. Sie kennt die meisten Aktiven schon seit Gründung des Vereins vor 17 Jahren und weiß ganz genau, wen sie wann und wo einsetzen kann. Dabei sind keineswegs nur ältere Personen hilfebedürftig. „Es kommt auch vor, dass eine alleinerziehende Mutter arbeiten muss und sie das kranke Kind nicht zum Kindergarten bringen kann. Wenn die Oma weit weg wohnt, kann das schnell zum Problem werden. Und dann springen wir ein. Schnell und unkompliziert“, sagt Reinhard, „das gibt einfach ein gutes Gefühl. Man hilft und die Leute sind dafür mehr als dankbar. Die Helfer erfahren Dankbarkeit direkt vor Ort. Ja, und oft genug entstehen daraus richtige Freundschaften".

Grenzen der Hilfe in der Krise

„Nach Corona wird es sicherlich Veränderungen im Alltag geben, doch wenn alles wieder gelockert wird, dann kommen auch die ,normalen' Aufträge wieder rein“, ist Reinhard zuversichtlich. Im vergangenen Jahr waren es immerhin 577 Aufträge. Die Ehrenamtlichen sind, genau wie sie, mit Herzblut bei der Sache, es herrscht ein nettes Miteinander. Trotzdem: Manches lässt sich kontaktlos einfach nicht erledigen. Wenn der Mausklick zum Problem wird, wenn die Bedienung des geschenkten I-Pads sich am Telefon nicht erklären lässt, stoßen die Helferinnen und Helfer an die Grenzen der Machbarkeit.

Geschäftsstelle telefonisch erreichbar

Ute Reinhard ist nach wie vor dreimal die Woche im Büro telefonisch und per E-Mail erreichbar, täglich vier bis fünf Anrufer bitten dann um Hilfe oder brauchen ganz einfach etwas Unterstützung in der Krisenzeit. Psychologische Hilfeleistung ist angesagt. Doch ansonsten läuft alles entspannt. Ein Ehrenamtlicher pro Tag darf nach fester Terminabsprache ins Büro kommen, um seine Abrechnung zu erledigen. Die Mitgliederversammlung des Vereins Bürger helfen Bürger, die sonst immer im Mai stattfindet, soll auf die zweite Jahreshälfte verschoben werden. Einen festen Termin gibt es noch nicht. Der Vorstand steht derzeit ausschließlich per E-Mail und Telefon in Kontakt.

Die Geschäftsstelle im Flörsheimer Mehrgenerationentreff ist montags, mittwochs und freitags von 9 bis 12 Uhr besetzt und unter der Telefonnummer 06145/546189 erreichbar.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X