25 Jahre Kabarett-Tage: Olaf Bossi mit "Minimalist" im Posthofkeller
Von 1989 bis 2011 begeisterten im Herbst die „Hattersheimer Kabarett-Tage“ die Kleinkunst-Fans und verwandelten Hattersheim am Main im zweijährigen Rhythmus zu einer Kleinkunststadt. Zum 25-jährigen Jubiläum ließ das Kulturforum nun die Kabarett-Tage neu aufleben. Fünf sensationelle Künstler gaben in der Zeit vom 18. bis 30. Oktober ihr Debüt.
Die letzte Veranstaltung in dieser Kabarett-Reihe fand im nahezu vollbesetzten Posthofkeller am Mittwoch, 30. Oktober, statt. In seinem brandneuen, spannenden Bühnenprogramm „Endlich Minimalist – aber wohin mit meinen Sachen?“ erzählte Olaf Bossi Geschichten aus dem puren Leben. Bossi, Stuttgarter mit italienischen Wurzeln, ist einer der erfolgreichsten Komponisten in der deutschen Musikbranche. Er hat unter anderem Hits u.a. für Maite Kelly, Vanessa Mai und Beatrice Egli geschrieben. Ob es nun Geschichten aus dem puren Leben sind oder selbst getextete Lieder – in seinen Shows vereint Olaf Bossi all seine Talente und beeindruckt damit sein Publikum. Er beherrscht es perfekt, Comedy und humorvolle, aber auch berührende Texte zu verbinden.
Das Thema Minimalismus boomt derzeit. Das Buch der "Aufräumkönigin" Marie Kondo, „Magic Cleaning“, ist weltweit ein Bestseller. Der Kopf ist voll, das Smartphone allgegenwärtig. Dafür fehlen Zeit, Freiheit und Zufriedenheit. "Besitz als Ballast" lautet das Credo der Aufräumwütigen. Doch warum eigentlich fällt das Ausmisten so schwer? Wie hilft die Trennung von altem Besitz der Psyche? Und was sollte man besser nicht wegwerfen? Der Weg zum Glück führt über Kategorien: Auf Kleidung folgen Bücher, danach Papiere, Kleinkram und zuletzt Erinnerungsstücke.
Es muss sich etwas ändern. Soviel ist sicher. Olaf Bossi beschreibt seine persönliche „Ballast-Revolution“, doch sein Ansatz zum Minimalismus scheitert am Familienalltag. Der Wille ist da, die Umsetzung allerdings eher schwierig. „Eigentlich bin ich gar nicht gewöhnt, dass man mir zuhört, und um minimalistisch zu leben, dafür habe ich noch zu viele Kisten“, gesteht er gleich zu Anfang. Die Kinder machen, was sie wollen, die Frau hat nichts anzuziehen und die besten Freunde lassen sich plötzlich „glücklich“ scheiden. „Warum sollte man das nicht feiern? Wie eine Hochzeit, quasi rückwärts?“ Und überhaupt: Das Publikum kann sich in jeder seiner humorvollen Sequenzen wiederfinden.
Bossi forderte die Gäste dazu auf, mit ihm gemeinsam über Netflix, Spotify und Amazon-Prime zu singen. Der Kopf schreit: „Auf geht’s", der Körper sagt „Nein“. Mit den neuen Medien sei kein Anfang und kein Ende mehr in Sicht, alles sei rund um die Uhr verfügbar und die Vereinsamung damit vorprogrammiert. Sein Appell lautete schließlich: „Schenkt Euch Zeit anstatt Zeug.“ Und das Geheimnis ewiger Liebe und Gemeinsamkeit sei nach den Worten seiner (seit gefühlter Ewigkeit verheirateten) italienischen Großeltern: „ … wir haben uns einfach nie getrennt – trotz allem“.
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