Die Kerb ist tot, es lebe die Kerb

Der Trauer folgt die Vorfreude – Präsentation der Vizeborsch

 

 

FLÖRSHEIM (drh) – Ausnahmsweise blickten die Flörsheimer am Montagabend noch einmal gern in den Himmel, verschwanden die lärmenden Flugzeuge doch im bunten Farbenspiel des Abschlussfeuerwerks der Kerb. 
Der Wickerer Feuerwerker Mario Kern hatte gut eineinhalb Stunden Kometen, Bomben, Bombetten und Stepperbatterien auf dem Maindamm so positioniert und kombiniert, dass ein gut neunminütiges Feuerwerk die Kerbeplatzbesucher beeindruckte. „Die Flugzeuge beeinträchtigen meine Arbeit nicht, erlaubt doch ein neues Gesetz Feuerwerke bis in eine Höhe von 300 Metern“, so Mario Kern. Die meisten seiner verwendeten Böller, rund 80 Prozent, stammten aus China, da es in Deutschland nur noch wenige Feuerwerksfabriken gebe. Kern bevorzugt in Flörsheim die manuelle Zündung mit einem Zündlicht, könne er so doch jederzeit noch Einfluss auf die Abfolge der Feuerwerkskörper nehmen. „Eine elektronische Zündung wäre für mich persönlich zwar sicherer, aber sollte ein Passant in den abgesperrten Bereich hineinlaufen, könnte ich nicht mehr reagieren“, sagte Kern, der im Vorfeld immer wieder Personen aus dem Gefahrenbereich schicken mußte, obwohl er das gesamte Gebiet abgesperrt hatte.
Bevor das Feuerwerk startete, hatten die Kerbeborsch noch ihre Kerbebopp Amelie zu Grabe zu tragen, schluchzend und heulend verabschiedeten sich die jungen Burschen von ihr. Amelie war auch das ausschlaggebende Pfand, welches die Vizeborsch am Nachkerbetanz einsetzten, um den Kerbeborsch die Kerb nach Mitternacht abzukaufen. Sage und schreibe 800 Liter Äppelwoi und drei Gallonen Asbach war ihnen ihre geliebte Amelie wert.
Um 21 Uhr begann am Samstag der Nachkerbetanz im Gemeindezentrum St. Gallus. Gemeinsam mit den Kerbeborsch zogen die mit rot-gelben Schärpen ausstaffierten Vizeborsch um Vizevatter Alexander Oetter in den Saal. Oetter begrüßte die Gäste, dankte den Sponsoren und stimmte erstmals vor großem Publikum die Kerbelieder an. „Wir haben viel Spaß miteinander, kennen uns meist aus der Schule und lieben die Kerbeborschzeit schon jetzt“, war aus den Reihen der jungen Vizeborsch des Jahrgangs 1994/1995 zu hören. Eine Gans haben die Burschen zu ihrem Maskottchen erklärt. Neben all der Organisationsarbeit für den Kerbetanz haben die jungen Herren im Vorfeld auch das Tanzen geübt. „Das muss doch dann klappen“, meinten die Herren, die sich alle in feine Anzüge gesteckt hatten.
 Wie lange das Kerbeborschbrauchtum in Flörsheim in manchen Familien verwurzelt ist, zeigt das Beispiel von Nils Wittekind. Denn nicht nur Vater Stefan, sondern auch die beiden Onkel Clemens und Lothar waren Flerschemer Kerbeborsch und auch Opa Karlheinz erinnert sich noch an so manche Kerbeanekdote Ende der 50er Jahre. „Die Vize trafen sich auch bei uns in der Küche wieder zu Vorstandssitzungen wie es früher auch schon immer war“, berichtete Oma Cäcilia Wittekind stolz. Die Oma war es dann auch, die sich der Vizefahne annahm und das Bügeleisen schwang, um die Fahne ins rechte Licht zu setzen. „Bei uns wird eben auch so manches deponiert“, meinte Opa Karlheinz Wittekind, während er auf den Einmarsch seines Enkels zum Nachkerbetanz wartete. 
Erstmalig spielte die Partyband „Spit“ im Gemeindezentrum. Nach der lang durchfeierten Nacht stand am Sonntag der Besuch des Gottesdienstes in St. Gallus an und manch Kerbeborsch hatte mit der Müdigkeit und den Folgen des Feierns noch arg zu kämpfen. Ein Fahnenträger kippte gar mit samt seiner Fahne um und kam erst an der frischen Luft wieder zu sich. Pfarrer Frank-Peter Beuler hat aber stets einen guten Draht zu den Kerbeborsch, begrüßten diese ihn doch am Nachkerbetanz auch mit einem eigenen Ständchen. 
Vizeborsch 2011 sind: Nicolas Fehrenbach, Marcel Friedrich, Janis Mauder, Mika Haible, Marco Skoluda, Marcel Martini, Jonathan Lang, Jonas Behrendt, Eric Landgraf, Nils Wittekind, René Wennekamp, Marvin Petrich, Niklas Schumann, Florian Seck, Kenneth Staab, Frederik Schwarz und Alexander Oetter (Vizevatter). 

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