Zwei Kappensitzungen mit je viereinhalb Stunden Programm an zwei aufeinanderfolgenden Tagen, mit jeweils 17 Programmpunkten prall gefüllt: In der Goldbornhalle zeigte der MGV Harmonie am vergangenen Wochenende, was die Wickerer Fastnachtsaktiven mit ihrem traditionell fast ausschließlich eigenständig erarbeiteten Programm zu bieten haben. Das war nach zwei entfallenen Kampagnenjahren zwar eine Art Wiederauferstehung, aber es zeigte sich, dass die eingeschworene, über viele Jahre gewachsene Gemeinschaft der MGV-Narren aus dem Stand wieder auf 100 Prozent hochzufahren imstande war.
Nicht weniger als fünf Tanzformationen weist der Gesangsverein auf. Beginnend mit den „Tanzmäusen“, die trotz des Titels „Kölle Alaaf“ natürlich Wickerer Beine schwangen (Leitung: Mirja Löbbers-Remsperger) und gefolgt vom Nachwuchsballett als „Special Agents“ (Tammy Wenzler und Tamina Scholl), war im ersten Sitzungsteil auch die neue Formation „Ballett Saphire“ (Chantal Simon und Lucy Richter) zu sehen. Mit einem Gemälde vom Wickerer Weinberg samt Flörsheimer Warte darauf im Hintergrund sowie Weinkisten am vorderen Bühnenrand tanzten die sieben jungen Damen in grünen Kleidern einen geradezu edelsteinigen Tanz. Weinmajestät Magdalena Anthes durfte den Auftritt als aktives Mitglied der Formation ansagen.
Nach der Pause ergänzten die weiteren bekannten Formationen das Angebot an Tanzvorführungen: Das Harmonie-Ballett (Jana Huth, Simone Volk) widmete sich dem physikalischen Phänomen „Rainbow“. Als sich der eine oder andere die Welt schon schöngetrunken hatte, durften gegen Ende der Sitzung auch das Männerballett (Sina Kessler, Isabelle Günther) mit einer „Wicker Horror Story“ auf die Bühne. Für den Abschluss des Abends sorgte das von Tanja Duchmann trainierte Showtanzballett, das sich mit vielen Lichteffekten als „Cyborg“ präsentierte.
In diesen fünf Tanzformationen sind alleine rund 60 Mitglieder aktiv. Die langjährige Organisatorin der fastnächtlichen Aktivitäten des MGV Harmonie, Beate Lanz, schätzt, dass insgesamt gut 100 Personen in die Durchführung der Sitzungen eingebunden waren. Manche sind freilich auch mehrfach gefordert, wie Tanja Duchmann, die seit vielen Jahren zusammen mit Frank Haindl durch die Sitzungen führt. Der Moderationspartner wiederum ist traditionell auch für das Protokoll zuständig. Es ist der einzige Beitrag, in dem es auch mal politisch werden darf bei den Harmonie-Fastnachtern. Sein Fazit angesichts der unruhigen Zeiten: „Wenn schon Revolution, dann kommt Prinz Karneval auf den Thron.“
Einzelvorträge steuerten diesmal Oliver Betzer, der sich als „De Härtschd als Security“ präsentierte, sowie die beiden einzigen „auswärtigen“ Beteiligten bei: Corinna Kuhn als „Dolle“, sowie Steffen Jobst, der als „Pfarrer Fulder“ auftrat. Ferner erschreckte das Damenquartett aus Heike Allendorff, Conny Hammel, Claudia Müller und Anita Müller als „Mordsweiber“ die sensiblen Seelen.
Das unbestrittene Herz der Harmonie-Fastnachtssitzungen ist der Auftritt der Sing- & und Spielgruppe. Nicht zufällig ist es der letzte Programmpunkt vor der Pause, die nach dem szenischen und inhaltlichen Feuerwerk bitter nötig ist. Die Gruppe, im Kern seit Jahren von denselben fünf Männern gestellt, erarbeite das Programm ohne hierarchische Struktur, betont Beate Lanz. Sohn Frederic kam die Rolle als „Dr. Ambu Lanz“ zu, der nach der Pandemie mit einem „Therapiezentrum für Lockdown-Geschädigte“ an den Start geht – im Grunde nur, um reichlich Gelegenheit zu haben, Arztwitze zu reißen. Längst nicht alle noch nie gehört, teilweise aber auf die Corona-Situation eingehend leicht abgewandelt erzählt.
Szenisch gut umgesetzt, das in einen knappen Krankenschwesternlook gesteckte Showballett als Dekoration im Hintergrund, der Auftritt illustrer Patienten aus aller Welt und zum Schluss ein derbes Schattenspiel - da hatte die Gruppe eine Menge zusammengetragen und wurde entsprechend frenetisch beklatscht.
Gegen 23.30 Uhr endeten die Sitzungen, weiter ging es im Foyer mit DJ und Malle-Musik. Wem die Goldbornhalle enger besetzt in der Erinnerung war, hat übrigens Recht, allerdings nicht, weil weniger Karten verkauft worden wären. Die Bestuhlung sei ganz normal gewesen, betont Beate Lanz. Aber weil nicht genügend der alten Tische zur Verfügung standen, wechselte die Harmonie eher gezwungenermaßen auf solche von Biertischgarnituren und stellte fest, dass diese eine ganze Ecke schmaler, aber dennoch ausreichend breit sind. So gab es dieses Jahr viel mehr Bein- und Bauchfreiheit in den Gängen. Einfache Ursache, große Wirkung, „hätte man auch eher drauf kommen können“, gibt Lanz zu.
Der MGV Harmonie ist noch ein weiteres Mal, am Fastnachtsfreitag, in der Goldbornhalle aktiv, dann mit dem Maskenball, bei dem DJ JeKa und „Eine Band namens Wanda“ den kaum zu erkennenden Närrinnen und Narren einheizen werden. Beginn ist am 17. Februar um 21.11 Uhr, Restkarten für diese Ü18-Veranstaltung gibt es ab Montag (6.) in den Geschäften der Bäckerei Volk.
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