Musik und Geschichte im Dialog

"Wir treffen Anne Frank" – Konzert im Graf-Stauffenberg-Gymnasium

Annika Quall und Ramón Jaffé, begleitet von der GSG Big Band und der Pianistin Monica Gutmann, im Finale des bewegenden Konzertes "Wir treffen Anne Frank".

Vor 74 Jahren, wenige Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, starb das knapp 16-jährige Mädchen Anne Frank im Konzentrationslager Bergen-Belsen an den Folgen der dort herrschenden katastrophalen Bedingungen; unzählige Menschen kamen durch Gewalt, Erschöpfung, aber auch durch Krankheiten wie Krätze, Fleckfieber und Typhus zu Tode. Welcher dieser Krankheiten Anne Frank zum Opfer fiel, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Fest steht indes, dass sie zuletzt nicht nur körperlich, sondern auch seelisch ausgezehrt war. Anne Frank hatte in der Annahme, die letzte Überlebende ihrer Familie zu sein, letztlich jeden Lebenswillen verloren. Tatsächlich war ihr im KZ Auschwitz-Birkenau inhaftierter Vater, Otto Frank, der einzige Überlebende derjenigen Juden, die sich mehr als zwei Jahre lang im Hinterhaus einer Amsterdamer Firma in der Prinsengracht 263 versteckt gehalten hatten.

Die bedrückende Situation im Versteck, aber auch die trotz allem existierende Lebensfreude und die Hoffnung, schlussendlich die Inhaftierung und der Tod – vor Augen geführt, schonungslos und einfühlsam zugleich, dank einer berührenden, musikalisch perfekten Veranstaltung, die am Dienstagvormittag in der Aula des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums (GSG) stattfand.

Bei dem von Franz Kroonstuiver, seines Zeichens Vorstandsmitglied der Gemeinschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit im Main-Taunus-Kreis, initiierten Konzert "Wir treffen Anne Frank" trat – so, wie es Schulleiter Klaus Hartwich im Rahmen der Begrüßung vor den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 11 angekündigt hatte – "Musik in den Dialog mit Lebensgeschichte".

Auf beeindruckende Weise verbanden sich die ausgewählten Stücke der jüdischen Komponisten Ernest Bloch ("Jewish Life"), Erwin Schulhoff ("Etudes de Jazz", "Susi") und Leon Gurvitch ("Anne Frank Suite") mit den von GSG-Schülerin Annika Quall vorgetragenen Passagen aus Anne Franks Tagebuch.

Die meisten der stilistisch höchst unterschiedlichen Musikstücke, die, mal traurig und melancholisch, mal heiter und beschwingt, die Empfindungen des deutsch-jüdischen Mädchens widerspiegelten, waren bereits im August 2018 im Rahmen eines Konzertes in der Flörsheimer Kulturscheune zu Gehör gebracht worden (wir berichteten). Damals wie heute meisterhaft vorgetragen von den beiden weltweit renommierten Musikern Monica Gutmann (Klavier) und Ramón Jaffé (Cello).

Eine Komposition Jaffés, die "Fantasia flamenca", ging zudem den Texten aus dem Tagebuch und der aus drei Sätzen bestehenden "Anne Frank Suite" des zeitgenössischen jungen Komponisten Leon Gurvitch voraus.

Nach dem dritten Satz ergriff abermals Annika Quall das Wort. Obschon in höchster Not und unter enormer seelischer Belastung stehend, habe Anne Frank sich "nie beklagt", betonte die etwa gleichaltrige GSG-Schülerin: "Sie war so aufgeschlossen und reif für ihr Alter: sie ist ein Vorbild für uns alle in auswegloser Situation."

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