Eine musikalische Zeitreise

Die Gruppe „Pi Mal Donna“ brillierte in der St. Gallus-Kirche

FLÖRSHEIM (ak) – In seiner Begrüßungsrede versprach der Vorsitzende des Fördervereines für die ökumenische Sozialstation für ambulante Pflegedienste in Flörsheim und Hochheim, Ernst Willi Hofmann, den gespannt in den Kirchenbänken der St. Gallus-Kirche sitzenden Zuhörern nicht nur ein Musikerlebnis, welches „so richtig in diesen Raum passt“, er kündigte auch an: „Dieses Konzert wird uns diesen Tag so richtig schön machen! Musik kann nicht nur inspirieren, sondern auch gesund machen!“

Er hatte nicht zu viel versprochen für das Konzert, welches von den Bürgermeistern von Hochheim und Flörsheim, Angelika Munck und Michael Antenbrink nach Flörsheim „vermittelt“ wurde und mit Hilfe der Sponsoren des Fördervereines veranstaltet werden konnte, um den Verein bekannt zu machen, für neue Mitglieder zu werben und natürlich um Spenden für die Arbeit des Vereines zu sammeln. 
Die vier Sängerinnen von „Pi Mal Donna“ füllten den barocken Raum der schönen Kirche mit ihren klaren und bemerkenswert ausdrucksstarken Stimmen und einem Gesang, der jeden Zuhörer berührte, erstaunte und manchmal auch in eine andere Welt versetzte. Schon der „Einzug“ der Sängerinnen mit ihren mächtigen, tragenden Stimmen, im Gegensatz zum begleitenden eintönigen Bass-Gebrumm der Orgel, beschwor tatsächlich die Zeit der Hildegard von Bingen herauf und verursachte, sicher durch die Schönheit des Vortrags in der tollen Akustik der Kirche, beim dem einen oder anderen eine „Gänsehaut“. Als sich dann der Kirchenraum nach und nach auch mit mehr Instrumentenklang füllte, die Sängerinnen langsam durch den Mittelgang von St. Gallus schritten, die Klarinette den Gesang „übernahm“ und die vier Stimmen schließlich von der Empore aus den Kirchenraum voll ausfüllend wieder einstimmten, konnten die Zuhörer erahnen, warum das Konzert unter der Überschrift „Klangreisen durch Raum und Zeit“ angekündigt wurde. Den Gesängen von Hildegard von Bingen folgten Interpretationen u.a. von Liedern von Mendelssohn-Bartholdy, Arvo Pärt, Karlheinz Stockhausen und Timo Handschuh. Mit Kompositionen wie Donna Donna und Swing low kam man vollends in der Welt der bekannten, gegenwärtigen Musik an, um zum Schluss des Konzertes wieder zurück zu Hildegard von Bingen zu finden. Dabei wurden den Zuhörern in der Galluskirche durchaus auch ungewöhnliche, die Hörgewohnheiten von Kirchenkonzert-Besuchern vielleicht auch etwas auf die Probe stellende, Hörerlebnisse geboten, wie John Cages „Solo for Voices Nr. 64“, eine Art „Sprechgesang“ mit einer tausendfachen Wiederholung des Wortes „Nichi“. Ihre Stärken entfalteten die Sängerinnen aber sicher in der Interpretation der mehrstimmigen A-Capella-Gesänge oder auch bei den nur sparsam instrumentierten Teilen des Konzertes, bei denen die Sopran-Stimmen mit präziser Klarheit zum Teil „schwindelerregende“ Höhen erreichten – immer wunderbar „gedämpft“ vom Gesang der Alt-Stimmen der Gruppe. Die Besucher durften ein Konzert erleben, welches keineswegs in die Kategorie „Verstaubtes Kirchenkonzert“ einzuordnen war, ganz im Gegenteil. „Pi Mal Donna“ überzeugte und erfreute mit einem abgerundeten Konzept, großer Bandbreite und hervorragendem Gesang – das wurde auch am Ende deutlich, als endlich, der während des Konzertes auf Wunsch der Künstlerinnen ausgesparte Beifall, durch die St.Gallus-Kirche toste und gar nicht mehr aufhören wollte. 
Man hätte dem Konzert mehr Besucher gewünscht, nicht nur, um dem Förderverein Sozialstation in Flörsheim und Hochheim mehr Beachtung und mehr Spenden zu bringen, sondern auch, weil jeder, der nicht dabei war, eine großartige Performance wunderschöner Stimmen in einem optisch und akustisch genau passenden, einmaligen Ambiente versäumt hat. Vielleicht sollten die Flörsheimer und Hochheimer dem Kunstgeschmack derer, die Konzerte für sie organisieren, in Zukunft mehr vertrauen – es lohnt sich ganz sicher! 
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