Neuer Anlauf mit vielen neuen Gesichtern

Ausländerbeirat traf sich in der neuen Konstellation zum ersten Mal - Papadopoulos neuer Vorsitzender

Der neu gewählte Ausländerbeirat trat am Montag zum ersten Mal zusammen und wählte seinen Vorstand.

Nicht etwa an der Stadtverordnetenversammlung war es, die neue Sitzungsperiode der Flörsheimer Gremien zu eröffnen. Drei Tage voraus war am Montagabend der neue Ausländerbeirat. Das elfköpfige Gremium durften am 14. März 2970 Flörsheimerinnen und Flörsheimer ohne deutschen Pass neu wählen – nur knapp 10,5 Prozent nahmen das Angebot an, immerhin ein positiver Trend nach 6,74 Prozent bei der vorigen Wahl. Teilgenommen haben an der Abstimmung 311 Wählerinnen und Wähler, von denen 42 (13,5 %) aber ungültig wählten.

Am Montag wählte das neu zusammengesetzte Gremium nun Konstantinos Papadopoulos (Flörsheimer Internationale Liste, FIL) einstimmig zum neuen Vorsitzenden, Stellvertreter wurden Zohaib Tahir (Progressive Liste Flörsheim, PLF) und die bisherige Vorsitzende Sibel Kahraman (FIL), ebenfalls jeweils einstimmig. Die drei im Beirat vertretenen Nationalitäten (türkische, griechische und pakistanische Staatsangehörige) bilden sich damit auch im Vorstand des Gremiums ab. Man sieht schon: Die beiden neu formierten Gruppen versuchen zu kooperieren, obwohl die FIL mit 77,76 Prozent Stimmenanteil und neun Sitzen das Gremium eindeutig dominiert.

Die PLF hatte nur sechs Namen auf dem Wahlzettel stehen, wer diese Liste ankreuzte ohne zusätzlich fünf FIL-Bewerber anzukreuzen, ließ daher einige seiner elf Stimmen verfallen, so dass sich letztlich nur 2689 Einzelstimmen auf die 17 Bewerber/innen verteilten. Papadopoulos stand auf der FIL-Liste an zweiter Stelle, fuhr mit 308 Einzelstimmen aber das beste Ergebnis aller Kandidatinnen und Kandidaten ein. Das entschied auch den Wechsel an der Beiratsspitze.

Die FIL ist eine Art Neustart der das alte Gremium beherrschenden, aber zuletzt etwas auseinander fallenden Türkischen Liste um griechischstämmige Flörsheimerinnen und Flörsheimer – so was geht durchaus. „Die Initiative dazu ging von den türkischen Kollegen aus“, erläutert Papadopoulos. Der Ansatz, nationale Listen aufzustellen, hat offenbar ausgedient, „den habe ich sowieso nicht verstanden“, betont der neue Vorsitzende.

Der 46-jährige Energieelektriker wurde 1974 in Flörsheim geboren und kehrte vor 16 Jahren mit der Familiengründung in seine Heimatstadt zurück. Er hatte das Gefühl, da der Anteil griechischstämmiger Bürgerinnen und Bürger in Flörsheim in den vergangenen Jahren größer geworden ist, dass ein steigendes Interesse an einer Vertretung in dem Gremium vorhanden sein könnte. Da anzunehmen ist, dass besonders die Einzelkreuze vornehmlich bei den Landsleuten abgegeben werden, war es eine Frage der Mobilisierung, ob die über die Liste verteilten drei griechischstämmigen FIL-Bewerber es in das Gremium schaffen. Und das funktionierte sehr gut, wie der Umstand zeigt, dass der vorletzte Bewerber auf der FIL-Liste, Athanassios Karatheodorou, das zweitbeste Ergebnis einfuhr. Efstratios Chokmetidis bekam die drittmeisten Stimmen.

„Ich habe mich schon vor längerer Zeit dazu entschlossen mitzumachen, es gibt neue Sachen zu tun“, sagte Papadopoulos nach seiner Wahl. „Ich hoffe, dass wir diesmal mehr erreichen“, hielt Kahraman dagegen. Das ist allerdings nicht so einfach. Die geringe Wahlbeteiligung dürfte zumindest zu einem guten Teil damit zu tun haben, dass der Ausländerbeirat nichts zu beschließen habe außer Ratschläge. „Die zentrale und wertvolle Aufgabe des Ausländerbeirates ist es, die kommunalen Organe in jenen Fragestellungen zu beraten, die in besonderer Weise die ausländische Bevölkerung der Gemeinde betreffen“, lautet die offizielle Aufgabenstellung für das Gremium. „Bei der Beratung hat er sich von den Interessen dieser Bevölkerungsgruppe leiten zu lassen.“

Inhaltlich zu diskutieren gab es bei der kurzen konstituierenden Sitzung in der Stadthalle noch nichts, auch die Stadtspitze, mit Bürgermeister Bernd Blisch und der Ersten Stadträtin Renate Mohr vertreten, hatte keine Magistratsmitteilungen zu verkünden. Das Material wird mehr werden, die Diskussionen lebhafter, denn die Anwesenheitsquote, in letzter Zeit ein großes Problem des Gremiums, dürfte in der neuen Besetzung wieder besser ausfallen.

„Das war der größte Schmerz der Leute, die sich aktiv beteiligten, aber auch für die Stadt und dürfte eigentlich nicht vorkommen“, stellt der neue Vorsitzende klar, dass er hier eine andere Selbstverpflichtung erwartet, ist da aber sehr zuversichtlich. Vielleicht hilft es, dass viele neue Namen im neuen Rat sitzen und Kahraman ihrem Nachfolger vermelden konnte, das keine Themen offen geblieben waren.

Weil er bisher noch nicht dabei war, wird Papadopoulos eine Weile brauchen, um die anstehenden Aufgaben zu sortieren. Klar ist ihm, dass sich der Ausländerbeirat verstärkt um die Belange der Asylbewerber kümmern muss. „Sie brauchen unsere Hilfe, nicht die, die im Gremium vertreten sind“, sagt er. Denn die seien wie er „in zweiter bis vierter Generation in Deutschland“ und wüssten, wo sie Hilfe für ihre Probleme bekommen könnten.

Ein Ziel ist es, dass der Beirat auf dem Internetauftritt der Stadt künftig Präsenz zeigt und über das Rathaus eine offizielle E-Mail-Adressen für die Korrespondenz erhält. Längst stehen die Mitglieder des Ausländerbeirats über eine interne Chatgruppe in Kontakt, Papadopoulos will aber vermeiden, dass sich informelle Strukturen ausbilden, sprich Beiratsmitglieder sich einzelner Probleme oder Interessen persönlich annehmen, die an sie herangetragen werden. „Es sollte nicht sein, dass Probleme intern angegangen werden und die Stadt nichts davon mitbekommt.“

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