Diese Auskunft war zwar sicher richtig, allerdings keineswegs umfassend. Dass der gebürtige Pfälzer Chormann, der auch in Bischheim – übrigens in der „Flörsheimer Straße“ – am Fuße des Donnersbergs wohnt, den überwiegenden Teil seines Comedy-Programms in „pfälzischer“ Mundart bestreitet, macht nicht allein die Komik seiner Vorträge aus. Ramon Chormann hat die Gabe, die Tücke von Alltagssituationen, die jeder in einer ähnlichen Art kennt, derart überspitzt und auf den Punkt genau sprachlich herauszuarbeiten, dass dem Publikum gar nichts anderes übrig bleibt, als darüber – und damit eigentlich sogar über sich selbst – herzhaft zu lachen.
Egal ob es um die „ultimative Formel“ der Kommunikation in „bleeden“ Gesprächen geht („Saache se eefach mol: des isses jo! Des passt immer!“), oder um Lehrer, Politiker oder die Schwiegermutter, „mit dene merr net gern redd“ – Ramon Chormann bringt mit seinen scharfsinnigen Betrachtungen sein Publikum ebenso zum Lachen, wie mit seinen Ausführungen zu den Tücken eines modernen Kaffee-Vollautomaten.
Wenn er schildert, wie seine im Gegensatz zu ihm früh aufstehende „Lebensabschnittsgefahr“ abends dann schon bei der Tagesschau vorm Fernseher wieder einschläft, aber sofort wieder wach wird, sobald er nach der Fernbedienung greift, kann man sich im Publikum nicht zurückhalten, dem Nachbarn ein „Genau wie bei uns dehaam!“ zuzurufen. Das wird von Ramon Chormann sofort ins Programm mit aufgenommen: „Nee, ich war net bei ihne dehaam“, erklärt er bierernst zum johlenden Gelächter seiner Zuschauer. Überhaupt kann Chormann sehr gut spontan auf sein Publikum eingehen, sehr zum Vergnügen aller. Wenn er mit den Zuschauern zusammen die heutigen Kosten einer Tasse Kaffee aus dem „Kaffee-Vollautomaten“ ausrechnet, bleibt kein Auge trocken. Die Beschreibungen der Dinge, die bei ihm zu Hause – und offenbar bei vielen der Leute im Zuschauerraum – in der „Kruuschd-Schublade“ angesammelt werden, löst Szenenbeifall und fast hysterische Lachanfälle aus: „En abgebrochende Meter, den hebt merr mol uff, wenn merr mol was grob iwwerschlaache will…? Schlissel von vor 30 Jahrn ausgebaute Diere… .“ Der Inhalt solcher Kruschel-Schubladen scheint sich in weiten Teilen der Bevölkerung sehr zu ähneln und die Beschreibung all der eigentlich nutzlos gewordenen Dinge, die dort gehortet werden, ruft bei jedem Heiterkeit hervor – zumindest wenn er merkt, dass andere genau das gleiche unnütze Zeug dort aufheben.
Ramon Chormann kann allerdings auch ernster werden, zum Beispiel wenn er von seiner Heimat, der Pfalz, spricht und über sie singt. Wenn er sein Lied vom Speyrer Dom, dem Donnersberg oder dem Hambacher Schloß vorträgt, weiß das Publikum: da ist es ihm ernst mit der Aufforderung „Do misse merr mol higehe!“.
Selbstverständlich hat Ramon Chormann auch was zur „Tagespolitik“ zu sagen. Jeder versteht, wenn er sich so schön darüber „uffreescht“, dass die Europäische Union den Friedensnobelpreis bekommen hat, spitze Bemerkungen dazu ziehen sich durch den ganzen Abend. Und weil sein Flörsheimer Publikum so freundlich zu ihm ist und auch mit ihm leidet, wenn er sich bedauernswert fühlt, wäre Ramon Chormann so gerne bereit, ihm den „Publikums-Nobelpreis“ zu verleihen. Die Bemerkung, dass er unter anderem schon „mehrere Nobelpreise für unterdrücktes Lachen“ in seinem Leben erhalten hat, löst bei seinen Zuschauern prustendes Lachen aus.
Ramon Chormann ist vielschichtig – er kann sein Publikum genauso mit scharfsinnigem Witz wie mit leutseligem „Witze erzählen“ unterhalten, zu seinen Liedern wird geklatscht und geschunkelt. Seine Figuren „Dummbeitels Heinz“ und „Schlappmauls Elvira“ bekommen langsam Kultstatus, zeigen aber nur die witzige Spitze seines auch schon mal tiefsinnigen Humores.
Selbstverständlich fanden sich viele Flörsheimer nach der gelungenen Vorstellung gerne zur Autogramm- und Signierstunde bei ihm ein. „Jetzt wollte ich ihn mir halt mal genau betrachten – von nahem sieht er gar nicht so alt aus wie auf der Bühne!“ In der Tat – trotz grauer Haare hat sich der Comedian eine jugendliche Ausstrahlung bewahrt, die seinen Fans sehr gut gefällt und die ihn „privat“, ohne seine Bühnenrolle eingenommen zu haben, ganz „anders“ wirken lässt. Eigentlich gar nicht wie jemanden, der sich immer gleich so „uffreescht“, sondern wie ein sehr netter Zeitgenosse. Bestimmt werden viele Flörsheimer Fans ihn auch im nächsten Jahr wieder sehen wollen, mit seinem neuen Programm, das dann „Doppelt so bleed“ heißen wird.
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