Auch ein Thema der Gegenwart

Erinnerung an Reichspogromnacht mit Mahnwache in der Synagogengasse

In der Synagogengasse wurde am Montag unter Beachtung der besonderen Situation die traditionelle Mahnwache zum Gedenken an die Reichspogromnacht abgehalten.

Erinnerung an Reichspogromnacht mit Mahnwache in der Synagogengasse

Seit vielen Jahren laden die Flörsheimer Sozialdemokraten am 9. November zu einer Mahnwache in die Synagogengasse ein. Dort, wo einmal die Flörsheimer Synagoge stand, soll an die sogenannte Reichspogromnacht erinnert werden, die am 9. November 1938 die Vernichtung jüdischen Lebens in Deutschland einleitete.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945, also vor jetzt 75 Jahren, wurden im Namen Deutschlands sechs Millionen Juden ermordet, und fast alle schwiegen damals dazu. Auch die Flörsheimer jüdische Gemeinde gab es danach nicht mehr. Die Synagoge war zerstört, fast alle Mitglieder der Gemeinde ermordet.

Coronabedingt musste in diesem Jahr auf eine öffentliche Gedenkveranstaltung verzichtet werden. Stattdessen traf sich ein kleiner Kreis von insgesamt zehn Personen, um ein Blumengebinde niederzulegen und Kerzen anzuzünden. Auf der Schleife des Gebindes steht das hebräische Wort „Zachor“. Es bedeutet: Erinnere dich.

Rabbiner Shlomo Raskin zitierte einen Psalm und sprach für die Opfer der Shoa das Gebet „El malej Rachamim“. An der Mahnwache nahmen neben den Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins, der SPD-Stadtverordnetenfraktion und des SPD-Ortsbezirks Stadtmitte auch Stadtverordnetenvorsteher Michael Kröhle, Bürgermeister Dr. Bernd Blisch und Ortsvorsteher Uwe Dicks teil.

Die Entwicklung der vergangenen Jahre habe leider gezeigt, dass der Antisemitismus nicht nur noch immer vorhanden sei, sondern sogar deutlich zunehme, erklärte der Flörsheimer SPD-Vorsitzende Gerd Mehler. Täglich würden in Deutschland Juden beleidigt und angegriffen, Synagogen und jüdische Friedhöfe geschändet. Und wieder seien, wie eine ganze Reihe von Angriffen zeige, Juden ihres Lebens in Deutschland nicht mehr sicher. Jüdische Einrichtungen müssten von der Polizei geschützt werden.

Auch Flörsheim bleibe vom Antisemitismus nicht verschont. So sei schon vor Jahren der jüdische Friedhof geschändet worden, einige Jahre später seien Grabsteine umgerissen worden. Im vergangenen Jahr wurde an einer Flörsheimer Schule ein Schüler übel antisemitisch gemobbt. „Dies alles zeigt, dass die jährliche Mahnwache in der Flörsheimer Synagogengasse nicht nur ein Blick in die Vergangenheit ist, sondern leider immer mehr zu einer Veranstaltung wird, die deutlich macht, dass es den Antisemitismus nicht nur noch gibt, sondern dass er sogar zunimmt. Deshalb sind wir alle aufgefordert, uns gegen diese Entwicklung zu stellen. Und die Geschichte hat uns gelehrt, dass Schweigen und Wegsehen auch ein Grund für die Ausbreitung des Antisemitismus ist“, schloss Gerd Mehler.

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