Als FAT-Mitglied hatte Keß ein Spiel geschrieben, dass die Wirkung des Pestgelöbnisses auf die Menschen der vergangenen 350 Jahre beschrieb. In drei Aufführungen am Wochenende (4. bis 6. November) wurden die Besucher in der Kulturscheune Zeugen der Sorgen der Menschen der letzten 350 Jahre. Die Flörsheimer hielten über die 350 Jahre zwar an ihrem Gelöbnis fest, dennoch aber gab es Zeiten, wo die Tradition auch in Frage gestellt wurde.
1727 machte sich Pfarrer Lamberti daran, einen Bericht im Kirchenbuch über die Ereignisse von 1666 zu verfassen, und Keß beschreibt mit seinem Stück, wie schwierig es sein kann, letzte Zeitzeugen über das Erlebte zu befragen. Auch heute seien wir in der gleichen Situation wie Lamberti, sei doch die Zeit gekommen, letzte Augenzeugenberichte der Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges festzuhalten.
In der Zeit der Säkularisierung kam der Gedanke auf, den Verlobten Tag ganz abzuschaffen und in den Jahren des Ersten Weltkrieges sorgten sich die Flörsheimer, da viele Männer bei der Prozession fehlten. Zu Beginn des Nationalsozialismus marschierten SA-Soldaten noch bei der Prozession mit, dann aber sah man im Feiern des Gelöbnisses an einem Wochentag bald nicht viel mehr als die Verschwendung von Arbeitszeit. „Jede Hand wird für die Rüstung gebraucht“, hieß es im Stück. So sei Krieg generell eine Art von Pest und der Blick der Gegenwart fiel auf Syrien und Afghanistan.
Im gesamten Stück blendeten die drei Schauspieler Ralf Keß, Laura Schröter und Erik Platt stets moderne Gegenwartsbezüge zu den historischen Szenen ein und so wurde selbst der Fluglärm als eine Pest von heute erwähnt. Die treue Kirchgängerin traf auf den Zweifler, dem die eigene Heimat fremd geworden ist und der den Bezug zum Brauchtum verloren hat. Am Ende spricht sich das Stück für Toleranz aus und plädiert gegen reines Schwarz-Weiß-Denken der Bürger.
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