Traditionen im Wandel

Rund 400 Gläubige kamen zum Fronleichnamsgottesdienst auf den Flörsheimer Gallusplatz

Erstmalig feierten die Gläubigen in Flörsheim Fronleichnam auf dem Gallusplatz und nicht mehr im Christian-Georg-Schütz-Park. Im kommenden Jahr wird die Prozession auf den Dreifaltigkeitssonntag vorverlegt.
(Fotos: R. Dörhöfer)

 

FLÖRSHEIM (drh) – Wenn selbst der Papst in Rom seine Fronleichnamstraditionen den gesellschaftlichen Gegebenheiten anpasst und seine Prozession auf den darauffolgenden Sonntag verlegt, dann, so Pfarrer Sascha Jung, sollten auch hiesige Skeptiker darauf vertrauen, dass die Umstrukturierungsideen des Flörsheimer Pfarrers kirchenrechtkonform daherkommen. „Fronleichnam ist längst schon kein Feiertag mehr, sondern eher ein ‚freier‘ Tag“, sagte Jung in seiner Predigt, die er erstmals nicht mehr im Christian-Georg-Schütz-Park, sondern auf dem Gallusplatz hielt. Die Resonanz im Park sei rückläufig gewesen und der Versuch, die Menschen rund um den Park ins Gottesdienstgeschehen einzubinden, sei nicht gelungen. Ebenso sei der Prozessionsweg durch die Unterführung und die wenig geschmückten Straßenzüge wenig erbaulich, sodass man sich zum Ortswechsel entschlossen habe. Auch wenn im Internet ein Nachruf auf den Schütz-Park-Gottesdienst kursierte, so fanden sich doch rund 400 Gläubige auf dem Gallusplatz ein, um ihren Glauben auch in neuer Form zu bekunden. „Schön, dass Sie den Wandel nicht boykottiert haben“, lobte Jung seine anwesenden Gemeindemitglieder. „Kirche muss in Bewegung bleiben. Fronleichnam eignet sich schon rein äußerlich dafür“, plädierte der Pfarrer, der später selbst die Monstranz auf der neuen kleinen Prozessionsstrecke durch die Haupt- und Obermainstraße zum Altar am Rande des Mainufers als sichtbares Zeichen des Christseins trug. „Dieser äußere Vollzug bewegt zum inneren Vollzug: Es gilt, sich mit Herz und Verstand auf die Begegnung mit Gott zuzubewegen“, meinte Jung. 

Neue Wege beschreiten
Er prophezeite viele weitere Veränderungen im Christsein: Fragen wie „Wo findet der nächste Gottesdienst statt?“ oder „Wann hat welches Pfarrbüro noch geöffnet?“ seien ebenso zu erwarten wie in der gesamten pastoralen Arbeit neue Schritte und Strukturen zu erwarten seien. Der neue Bischof habe die Gemeinden bei seinem Besuch im Main-Taunus-Kreis jedoch ermutigt, neue Wege zu beschreiten. „Wir werden erfahren, dass Kirche immer da gelebt wird, wo immer auch Menschen zusammenkommen wollen und sollen“, versprach der Seelsorger. Die Gründe des Wandels lägen innerhalb der Gesellschaft, in den sozio-kulturellen Strukturen wie auch in den Veränderungen im Bewusstsein der kirchlichen Verbindlichkeit. Heute verstünden die Menschen ihr Christsein und ihre Zugehörigkeit zu ihrer Gemeinde und Pfarrei eben anders. In nur sechs Bundesländern sei Fronleichnam ein Feiertag, und selbst in Rom werde am Fronleichnamsfest gearbeitet, sodass eben keine Prozession mehr in den Abendstunden stattfinden könne, um nicht ganz Rom mit einem durch die Prozession verursachten Verkehrsstau lahm zu legen. „Zum Glück ist die Kirche aber viel praxisorientierter und näher an der Lebenswirklichkeit, als so manch anonymer Briefeschreiber dieser Tage. In liturgischen Büchern findet sich die Anmerkung, dass Fronleichnam wie auch Christi Himmelfahrt am darauffolgenden Sonntag nachgefeiert werden kann“, erklärte Jung, der sich somit im offenen Wort an den anonymen Kritiker wandte. So soll Fronleichnam im kommenden Jahr in Flörsheim zwar nicht nach-, aber am Dreifaltigkeitssonntag vorgefeiert werden. Zum einen werde so dem Priestermangel an den drei Kirchorten begegnet und zum anderen könnten Menschen die Gelegenheit für Urlaubsfahrten am „freien langen“ Wochenende nutzen. Kirche sei keine starre, unbewegliche Trutzburg, sondern vielmehr eine lebendige Größe, die Jesus Christus entgegengehe.

In Wicker und Weilbach ändere sich an den Traditionen der Fronleichnamsprozessionen nichts. Hier würde weiterhin am Donnerstag gefeiert. Der neue Flörsheimer Fronleichnam würde am Sonntag zuvor mit dem Gemeindefest kombiniert. Wicker wird weiterhin sein Gemeindefest am Donnerstag nach der Prozession begehen. Und so feierten die Wickerer auch in diesem Jahr nach dem Besuch ihrer festlich geschmückten Prozessionsaltäre rund um St. Katharina. 

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