Ein Treffpunkt nicht nur für Fahrradartisten

Die Dirt-Bike-Strecke am Weilbacher Ortsrand ist in den Grundzügen fertig, ein paar Arbeiten bleiben

Die Hügel sind geformt, der Mülleiner steht bereit, aber erst im kommenden Frühjahr wird die Dirt-Bike-Strecke endgültig fertiggestellt.

Es hat sich nach längerer Pause tatsächlich wieder etwas getan beim Projekt „Dirt-Bike“-Anlage in Weilbach. Wie die Erste Stadträtin Renate Mohr kürzlich im Ortsbeirat berichtete, sind die beiden Hügel im Zentrum des Geländes neben dem Schützenhaus geformt, „beim zweiten gibt es noch etwas Veränderungsbedarf“, schilderte sie. Die auf dem Areal überall verstreut liegenden großen Steine seien eingesammelt worden.

Auch eine TÜV-Abnahme steht noch an, wenn die letzten Arbeiten beendet sind, das wird aber nicht mehr in diesem Jahr geschehen. Einen Termin für die Freigabe nannte Mohr nicht, wohl aber ist eine erste öffentlichkeitswirksame Aktion für die Osterferien vorgesehen, also für Mitte April. Noch hinzukommen soll auf dem Gelände eine Art Käfig, der an den Container angebunden wird und Gerätschaften zur Pflege und für kleinere Reparaturen an den Hügeln bereithält.

Denn die Pflege des Bike-Paradieses sollen die Jugendlichen in Eigenregie leisten. Das ist Teil des Konzepts mit der Anlage: dem Weilbacher Nachwuchs einen von Erwachsenen weitgehend unbeobachteten Freizeitraum und Treffpunkt zu bieten. Besuche der Jugendpflege sind dann zwar hin und wieder vorgesehen, schon um die Lage zu checken. Aber pädagogisch-inhaltliche Arbeit ist dort ganz bewusst nicht vorgesehen.

Markus Singer von der Mobilen Beratung Flörsheim (Mobflo), die im Auftrag der Stadt die Jugendarbeit in der Stadt leistet, berichtet über eine Begehung mit einigen Jugendlichen und dem Baubetriebshof in den Herbstferien. „Es war matschig, aber der Parcours gerodet, der Wildwuchs vom Sommer zurückgeschnitten – in zwei Wochen war die Strecke grob modelliert“, berichtet der Jugendpfleger. Die Feinjustierung der Streckenführung fehlt noch, aber das sei keine große Sache mehr.

Dann soll das Material auch noch einmal verdichtet werden, was offensichtlich noch nicht geschehen ist. Die jüngsten Wochen haben gezeigt, dass sich der Untergrund in dem einstigen Wäldchen in der feuchten Jahreszeit in eine wahre Schlammwüste verwandelt. So dirty soll die Dirt-Bike-Strecke nun sicher auch nicht sein, aber da keine weiteren Arbeiten an Boden- oder Hügelmaterial geplant sind, werden die Rahmenbedingungen dort wohl nur in Frühjahr und Sommer ideal sein.

Laut Singer liegen auf dem Gelände immer noch einige faustdicke Steine herum, die dort aus Sicherheitsgründen nicht bleiben können. Mohr berichtet zudem von einem Hinweis Singers, dass auch ohne die letzten Steine ein Schild gebraucht wird, das auf die Gefahren der Benutzung der Strecke hinweist. Es ist eindeutig nicht ohne Unfallpotenzial, was die Jugendlichen dort vorhaben, das ist auf den Skateranlagen aber auch nicht anders – und da ist der Untergrund in der Regel aus Beton.

Dass es ein unproblematischer Treffpunkt der Jugend sein wird, kann Singer aufgrund der positiven Erfahrungen mit der BMX-Strecke annehmen, der ebenfalls öffentlich zugänglichen „Sprunghügellandschaft für Jugendliche“, die vor drei Jahren am östlichen Rand Hochheims unter großem Engagement des Nachwuchses entstanden war. „Wenn es gut läuft, wird die Dirt-Bike-Strecke über Jahre bespielt“, erwartet Singer für die Weilbacher Anlage am westlichen Ortsausgang. Das Angebot richte sich schließlich an die „Lückenkinder“. Das sind grob eingeordnet die 11- bis 16-Jährigen, die in den Kommunen weder die meist vielfältigen Angebote für Kinder, noch die für junge Erwachsene erreicht.

Singer ist sich aber auch bewusst, dass es keine Garantie dafür gibt, dass die Jugendlichen, die das Interesse an der Dirt-Bike-Strecke geäußert haben, ihr Hobby nach kurzer Zeit wieder ablegen und sich neuen Moden zuwenden. „Die Nachfrage nach diesem Angebot ist da, aber wenn man die Szene beobachtet ist klar, die Halbwertszeit des Interesses ist oft kurz“, ist dem Mobflo-Mitarbeiter bewusst. Aber das Gelände wurde von der Verwaltung nicht nur für das Entstehen die Dirt-Bike-Strecke als Jugendareal für dem Stadtteil ausgewählt.

Mit dem Container auf dem Gelände, im Frühjahr 2022 in einer gesonderten Aktion von Jugendlichen zusammen mit einem Frankfurter Graffiti-Künstler bunt besprayt und bemalt, verbindet die Stadt die Hoffnung, dass er vom Nachwuchs des Stadtteils als weitgehend autonomer Treff angenommen wird. Das Gelände liegt oberhalb der Mainzer Straße eigentlich schon außerhalb der Wohnbebauung und ist für alle aus dem Osten des Stadtteils somit nicht so schnell zu erreichen. Das hält Singer aber für keinen großen Hinderungsgrund, die Wege seien kurz genug.

Ein solcher Treffpunkt im Ortszentrum wäre wohl nicht einmal durchzusetzen, wenn es eine geeignete Freifläche in Wohnumgebung gäbe, vermutet er. „Dazu gibt es eine lange Geschichte, wo sie als störend wahrgenommen werden“. Wie etwas an der Weilbachhalle. „da gäbe es ein tolles Gelände drumherum, das wäre aber nicht realistisch.“ Die Ansprüche der Jugendlichen an solch einen Treffpunkt seien übrigens gar nicht so hoch, „die Nachfrage ist vor allem, ob es ein wettergeschützter Ort ist“. Das ist bei dem Container gegeben.

Die Mobflo hält sich mit ihrer Präsenz auch bezogen auf diese allgemeine Nutzung zurück. „Wir werden dort ein, zwei Workshops anbieten, etwa zum Thema „wie repariere ich ein Fahrrad“, erläutert Singer. Angebote, „um den Platz mal aufzuwerten“ und neue Jugendlichen aufmerksam zu machen auf den Treffpunkt. Zufrieden wäre er, wenn sich die Dinge in Weilbach so gut entwickeln wie an der Quellenstraße in Wicker. „Ein positives Beispiel, die Beteiligung und die Ideen seitens der Jugendlichen waren da.“ Nun können die Weilbacher Jugendlichen nachziehen.

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