Ungerechtigkeiten nicht einfach hinnehmen

Sophie-Scholl-Schule leitet Themen- und Veranstaltungsreihe zum 100. Geburtstag ihrer Namensgeberin ein

Knapp 50 weiße, selbstgebastelte Papierrosen erinnern am Geländer des Foyers an den 100. Geburtstag der Namensgeberin der Sophie-Scholl-Schule.

Der Bezug zur Namensgeberin der Sophie-Scholl-Schule soll in Unterricht und Projekten der Flörsheimer Haupt- und Realschule künftig eine größere Rolle spielen. Bei der Einschulungsveranstaltung erfahren die neuen Schülerinnen und Schüler zwar etwas darüber, wer die 1943 in München hingerichtete Widerstandskämpferin war, darüber hinaus etwa auch im Religionsunterricht. Doch der nahende 100. Geburtstag des Mitglieds der „Weißen Rose“ am vergangenen Sonntag war Anlass für die Schulleitung, sich Gedanken zu machen, wie die Themen und Ideen, mit denen sich Scholl und ihre studentische Widerstandsgruppe befassten, künftig stärker im Schulalltag aufgegriffen werden könnten.

Denn zweifellos lässt sich auch fast 80 Jahre nach dem kurzen Wirken der „Weißen Rose“ noch sehr viel aus dieser Geschichtsepisode und von ihren Protagonisten lernen. Auftakt zu einer ganzen Reihe Aktivitäten, die das Wirken der nur 21 Jahre alt gewordenen Scholl stärker in den kommenden Monaten ins Licht rücken sollen, war eine Aktion der Klasse 5RC unter Leitung von Lehrerin Xenia De Melo. Die Schülerinnen und Schüler befestigten am Montagvormittag selbst hergestellte weiße Papierrosen am Geländer des Foyers. Sie entstanden im Kunstunterricht und mithilfe einer von ihrer Lehrerin verschickten Bastelanleitung mit Schere, Falten und Kleber im Unterricht zuhause. Viele der „Rosen“ waren ausgesprochen gut gelungen, andere immerhin gut gemeint. Zusammen ergeben die rund 50 Blütengebilde am Geländer ein eindrückliches Bild.

„Wir wollen die Beschäftigung mit der Namensgeberin unserer Schule intensivieren, weil wir viel mit ihr verbinden, was wir als unseren Auftrag sehen“, erläutert Schulleiter Reik Helbig. Nämlich mündige Bürgerinnen und Bürger heranzuziehen, „die für ihre Interessen einstehen und Ungerechtigkeiten nicht einfach hinnehmen“. Und damit anders mit Versuchen der Entrechtung und Verfolgung gesellschaftlicher Gruppen umgehen, als es die große Mehrheit der Deutschen in jener nationalsozialistischen Zeit tat.

Die Beschäftigung mit Zeitzeugen-Berichten und den dokumentierten Briefwechseln mit Sophie Scholl, Mobiles, die im Foyer eine Art Abbild der berühmten Flugblatt-Aktion der Weißen Rose in der Münchner Universität schaffen, eine Themenwoche für die siebten und achten Klassen, das Erstellen von Plakaten sowie das Erarbeiten einer Installation zum Thema „Freiheit“ durch die Hauptschulkassen der Stufe 9 nannte Helbig als Beispiele der geplanten Aktivitäten. Wie die Papierrosen, werden sie immer wieder auch für die gesamte Schulgemeinde sichtbare Ergebnisse schaffen.

Auch Bürgermeister Bernd Blisch kam zur Rosen-Aktion ins Foyer. Der promovierte Historiker findet es hochinteressant, wie sich die Sichtweise auf Sophie Scholl mit der Zeit und der tieferen Kenntnis ihrer Person verändert habe. „In meiner Jugend war Sophie Scholl so etwas wie eine Super-Heldin“, sagte der Rathauschef. „Je mehr man forscht, desto mehr weiß man, sie war eher wie wir alle.“

Denn lange Zeit verlief das Leben der gläubigen Protestantin eher mit der Zeit konform, immer wieder hegte sie Zweifel an dem gefährlichen Weg, den sie mit der Widerstandsorganisation schließlich beschritt. „Es geht um ihre Kraft, etwas anzunehmen, wenn es notwendig ist - und damit hilft ihre Geschichte uns allen“, sagte Blisch.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X