Viele Worte des Dankes auf den Weg mitgegeben

Gemeindereferent Michael Frost wurde in einem emotionalen Gottesdienst aus St. Gallus verabschiedet

Das musste mal gesagt werden: Das Pastoralteam schenkte dem scheidenden Gemeindereferent Michael Frost eine Schärpe, die ihm bestätigt, "Unser Bester" gewesen zu sein.

Einen Ausstand mit dem vollen Gottesdienstprogramm, das bekam Michael Frost bei seiner offiziellen Verabschiedung durch die katholische Kirchengemeinde St. Gallus geboten. Der nach 22 Jahren in Flörsheim in seine Heimatstadt Frankfurt wechselnde Gemeindereferent war in die Eucharistiefeier am Sonntagnachmittag voll eingebunden, nahm aber in den gut gefüllten Sitzbänken Platz, als sich Gemeindemitglieder und Wegbegleiter am Rednerpult direkt an ihn wandten. Denn es gab viele Abschiedsworte zu übermitteln. Im Anschluss an den Gottesdienst gab es eine Reihe lockerer, persönlicher Anmerkungen und Geschenke an den langjährigen Mitarbeiter.

„Jetzt weiß meine Frau endlich, wie toll ich bin“, erkannte Frost den ganz praktischen Wert der warmen Worte, bekannte aber auch, dass ihn der bevorstehende Abschied stark ergreife. „Ich bin in den vergangenen Wochen emotional auf dem Zahnfleisch gegangen“, bekannte der Gemeindereferent. Trotz „meines guten Selbstbewusstseins“, habe er das Gefühl „da ist etwas liegengeblieben“. Dabei dürfte es sich allerdings um einen unvermeidlichen Eindruck bei jemandem handeln, der auf so vielen Ebenen und über so lange Zeit das Gemeindeleben in St. Gallus und St. Josef prägte.

Seitens der Rednerinnen und Redner kam jedenfalls durchgehend Dankbarkeit für den hohen persönlichen Einsatz und speziell immer wieder die großen kommunikativen Kompetenzen Frosts zum Ausdruck. Schon im Rahmen des Gottesdienstes hatte Pfarrer Friedhelm Meudt angekündigt: „Du wirst sie nicht mögen, die Süßholzraspelei, aber das musst Du nun über Dich ergehen lassen.“ Beide hatten sich nach ihrem Wechsel nach Flörsheim an andere Formen des Miteinanders zu gewöhnen. „Ich als Westerwälder Landei tue mich im Rhein-Main-Gebiet mit manchem schwer“, bekennt der Ende 2019 nach Flörsheim gekommene Pfarrer.

Bei Frost verhielt es sich eher anders herum, als er im Jahr 2000 in St. Gallus seine erste volle Stelle als Gemeindereferent antrat. „Als Frankfurter habe ich erst einmal niemanden gegrüßt auf der Straße, das wurde mir dann vorgeworfen“, erinnert er sich, und verteidigte sich fachgerecht mit den Jesus-Worten laut Lukas-Evangelium, der seine 72 Jünger bei der Aussendung angewiesen haben soll: „Grüßt niemanden“.

An diesem 10. Kapitel des Evangeliums hatte sich zuvor Meudt bei seiner Würdigung Frosts orientiert, wegen einer gewissen Parallelität der Situation der Jünger und seines Gemeindereferenten. „Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe!“, geht dem Gruß-“Verbot“ voraus. „Klingt vielleicht etwas naiv“, findet der Pfarrer. Dennoch entdeckte Meudt seinen Kollegen Frost in dem Profil. „Ohne viel Klimbim, sondern Ich und Du“ verliefen die Gespräche mit ihm. Gleich in der ersten Unterredung vor zweieinhalb Jahren hatte Frost ihm versprochen, dass er kein Platzhirschgehabe an den Tag legen werde, „und so bist Du auch“.

Und auch unter einem anderen Aspekt lässt sich die Jünger-Aussendung heute noch zitieren, so dass es viel Arbeit, aber nur wenige Arbeiter gebe, „da hat sich nichts geändert über die Jahrhunderte“. So werden die Flörsheimer Gläubigen ihren Gemeindereferenten nicht nur deshalb vermissen, weil seine Stelle, jedenfalls vorerst, nicht wiederbesetzt wird. „Jemanden, der 22 Jahre an einem Ort gewirkt hat, kann man nicht ersetzen“, ist Meudt bewusst. Für ihn persönlich gilt das auch aus kulturellen Gründen. „Im Team konnte ich nur mir Dir Gespräche über Star Wars führen.“

Eine ganze Reihe kirchlicher Gruppen und Organisationen, mit denen Frost zu tun hatte oder bei denen er gar aktiv mitwirkte, hatte sich nach der Eucharistiefeier zu Abschiedsworten an Frost angemeldet. Die Ortsausschüsse von St. Gallus und St. Josef begannen, gefolgt vom Pfarrgemeinderat. Der Flörsheimer Kolpingfamilie war Frost kurz nach seinem Einstieg in St. Gallus beigetreten – sie hatte sich bereits im April in einer eigenen Veranstaltung von ihm verabschiedet. Auch vom Bundesvorstand des Kolpingwerks in Köln wurde eine Grußbotschaft verlesen.

Die DJK dankte Frost ebenso für seine jahrelange Unterstützung wie der Jugendausschuss von St. Gallus. Sehr viel zu sagen zum Abschied hatte natürlich auch das Pastoralteam, das den scheidenden Gemeindereferenten mit Gesangskunst beehrte und mehrere kleine Geschenke überreichte – etwa ein Päckchen „Galluser Weihrauch“, ein Schulterklopfen, einen Krippenspiel-Text, weil Frost es sonst war, der schon nach den Kommunionen mit der Nachricht glänzte, bereits den Entwurf für den Dezember fertig zu haben, eine Art Adventskalender mit Bezug zu Frosts Leben sowie eine rote Schärpe mit dem Aufdruck „Unser Bester“. Mal sehen, bei welcher Gelegenheit Frost in Frankfurt mit dem Stoffstreifen für Aufsehen sorgen wird.

Mit dem Gottesdienst war der Tag noch nicht zu Ende, vor der Kirche gingen die Begegnungen und Gespräche um und mit Frost weiter, der mit dem Tag die Stadt auch noch nicht verlassen wird. Der elfte und letzte „Lebenslauf“, ein Kind Frosts, das im Vorfeld des Verlobten Tages einen sportlichen Akzent für die wichtigste Veranstaltung im Kalender von St. Gallus setzt, wird am 27. August ein letztes Mal unter seiner Regie gestartet. Dann muss die Gemeinde leben alleine zu laufen, allerdings wird sich die Struktur der Kirchenarbeit in der Stadt durch die künftige gemeinsame Pfarrgemeinde mit St. Peter und Paul Hochheim sowieso deutlich verändern. Völlig neu orientieren muss Frost sich in seinem sehr großen Frankfurter Pfarreiverband allerdings auch.

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