Vierfarbbunt und närrisch

Flörsheimer Fastnachtszug: Narren trotzten den Wetterkapriolen – FNC-Verantwortliche ziehen positive Bilanz

Gemeinsam mit Generalfeld- und Zugmarschall Heinz Schäfer (rechts) nahm Bürgermeister Michael Antenbrink die Parade der Garde vor der Kulturscheune ab. Gleichzeitig gab er für die närrischen Tage die Rathausschlüssel an die Narren ab.
(Fotos: R. Dörhöfer)

 

FLÖRSHEIM (drh) – Ein Fastnachtszug mit lokalen Themen, aufwendigen Kostümen und jeder Menge guter Laune zog am Sonntag, 11. Februar, durch Flörsheims Straßen. Die Schließung des Marienkrankenhauses wurde gleich mehrfach in närrischer Manier thematisiert. Die Gruppe „Soko“ machte einen Narrencampus aus dem leer stehenden Gebäude und die Privatgruppe „Zugvögel“ wollte das Haus gar wiedereröffnen und führte ein überdimensionales Krankenbett im Zug mit.

Ums Thema Gesundheit ging es auch bei der Gruppe der „Caritas“, die als Pflegeroboter daher kamen und so die widrigen Bedingungen im Pflegesektor kritisierten. Im Format einer „Flerschemer Traachdasch“ liefen die „Schmotzer“ mit und setzten ein Zeichen gegen den allgemeinen Plastiktütenwahn. Die „Raabekazze“ trotzten der Diskussion der Heimatforscher, ob es Fischer in Flörsheim gab oder nicht, indem sie selbst als echte „Flerschemer Fischer“ in gelben Wathosen so manch süßen Fang vom Wagen reichten.

Passend zu den Wetterkapriolen, die am Sonntagfrüh vor allem das Zugorganisationsteam des Narrenclubs ärgerten, kam die große Gruppe der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung (KAB) als Schneemänner daher. Die Zugleitungscrew hatte beim Anbringen der Zugnummern in den frühen Morgenstunden noch durch Schnee und Matsch zu stapfen. „Da wird das Straßenreinigen bei den nassen Straßen in diesem Jahr auch länger dauern“, mutmaßte Bürgermeister Michael Antenbrink, als er gemeinsam mit Generalfeld- und Zugmarschall Heinz Schäfer die Parade der Garde vor der Kulturscheune abnahm. Antenbrink gab das Kommando über die Stadt nur ungern ab, möchte er doch auch weiterhin als Kapitän das Ruder der Stadt in Händen halten. Er empfahl das Schießen zu Beginn des Zuges künftig durch seine Brandschutz-Rathauströten zu ersetzen und gab sogleich eine Hörprobe. Die Narren blieben unbeeindruckt und ließen einen lauten Schuss aus der Kanone folgen. So musste Antenbrink den Rathausschlüssel für die närrischen Tage aus der Hand geben. 

Im Dank für die Einsatzkräfte und Helfer waren sich Bürgermeister wie FNC-Vorstand jedoch einig. Erstmals gab es eine gemeinsame Kommandozentrale von Feuerwehr, Polizei, Ordnungsamt und Sicherheitsdienst im Feuerwehrgerätehaus, wovon sich die Organisatoren eine bessere Vernetzung und Koordination im Notfall versprachen. Auch Heinz Schäfer wurde als Generalfeld- und Zugmarschall über einen Knopf im Ohr stets über abgeschleppte Fahrzeuge und sonstige Vorkommnisse informiert. Doch große Schadenslagen gab es nicht, standen am Straßenrand in diesem Jahr doch etwas weniger Zuschauer als sonst. Der Hofheimer Zug und die schlechten Wetterbedingungen hielten den einen oder anderen Zuschauer fern.

Diejenigen, die vor Ort waren, freuten sich aber über die vielen kreativen Kostümideen. Vor allem die bunten Pfauenkostüme der Privatgruppe „Fantasie“ oder die opulenten Kleider der „Crazy Pearls“ vom Turnverein Okriftel wurden bestaunt.

Die „Altstadtborzeler“ hatten Omas Tagesdecken mit Spiegelfolie aufgepeppt. Der Volksliederbund ist seit 4 x 11 Jahren beim Fastnachtszug dabei gewesen und feierte das Jubiläum im vierfarbbunten Narrenkleid. „Los Egalos“ spielte Scrabble und war sich für kein Wortspiel zu schade. Das kommunalpolitische Gebaren nahm die Privatgruppe „Wickerer Wip‘s“ aufs Korn. Sie riefen „Tri Tra Trullala“ und zeigten auf ihrem Wagen ein Kasperltheaterkabinett mit den Konterfeis der Flörsheimer Kommunalpolitiker.

Die „Wandaale“ der DJK fanden die Jamaika-Variante gar nicht schlecht, denn „mir kiffe uns Berlin zurecht“. Die Flörsheimer Feuerwehr fuhr erneut mit der Galionsfigur Antenbrink durch den Zug und die Kradfahrer Felzünd schifften ihre selbst gebaute, neun Meter lange mobile Theke durch die Menschenmengen und gaben so eine Antwort aufs Kneipensterben in Flörsheim. Sichtlich gut gelaunt und im ungewohnt bunten Look nahm Kaplan Robert-Jan Ginter in der Discogruppe der Kolpingfamilie am Zug teil. Die „Mooadel“-Mitglieder präsentierten sich im Messdiener-Look und unterstützten so symbolisch das närrische Treiben von Pfarrer Sascha Jung, der in der Gruppe des Flörsheimer Carneval Vereins mitlief. 

Neun Zugnummern waren den Weilbacher Narren zugeteilt. Im großen Weilbacher Block waren die spacig gekleideten Mitglieder der „Gemütlichkeit“, die Rosenkavaliere der „Germania Dreamboys“, die „Superhelden“ der Weilbacher Kerbeborsch und der Carneval Verein Weilbach zu sehen. „Durch unsern Bach, da bist du platt – wird Weilbach noch zur Hansestadt“ reimten die Mitglieder des ältesten Flörsheimer Fastnachtsvereins.

Eine immens große Gruppe schickte der Carneval Club Mainperle aus Okriftel ins Rennen. Schade jedoch, dass die Gruppe erneut den Zug in der Bahnhofstraße verließ und nicht bis zum Ende am Pestkreuz mitlief. „Dieses Loch ist einfach nicht mehr zu stopfen“, klagten auch die Zugleitungsmitglieder. Auf der städtischen „Flora“ hatten die kommunalpolitischen Konkurrenten zumindest für die Zeit des Zuges ihre Querelen beiseite zu schieben, saßen sie doch alle in einem Boot. Musikalisch wurde der Zug von 13 Musikgruppen unterstützt, darunter unter anderem der Flörsheimer Musikverein, die Guggemusik „Blechdängler“ und die Dudelsackkapelle „Clan Pipers“.

Bei der anschließenden „After Zug Party“ zogen die FNC-Verantwortlichen eine erste positive Bilanz. Lediglich die für viele zu hart erscheinende Musikauswahl des DJ sorgte auf dem Gallusplatz für Diskussionen. Während dort noch lange gefeiert wurde, kümmerte sich ein 25-köpfiges Reinigungsteam des städtischen Bauhofes um die Hinterlassenschaften des Zuges. „Es ist zwar weniger Müll wie sonst, aber dafür kleben die Reste hartnäckig auf den nassen Straßen“, hieß es vom Bauhof-Team. 

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