„Uns wurden 40.000 neue Arbeitsplätze vom Flughafen versprochen. Mittlerweile glaube ich selbst daran, nur sind es Krankenschwestern, Ärzte, Psychologen und Dachdecker“, ketzte Bürgermeister Michael Antenbrink in seiner Ansprache zu den über 300 Menschen, die sich rund um den Mammutbaum am Rande des Neubaugebietes versammelt hatten. Die aktuellsten Äußerungen des Hessischen Wirtschaftsministeriums in Bezug auf die Wirbelschleppen sorgten für erneuten Unmut und Verärgerung. Der Ministeriumssprecher Marco Krause hatte der Frankfurter Rundschau erklärt, dass „allein der Umstand, dass die Fraport zahlreiche Schäden an Dächern behoben habe, kein Nachweis dafür sei, dass diese durch Wirbelschleppen verursacht wurden“. Solch eine Aussage ist für die Flörsheimer ein erneuter Schlag ins Gesicht, zugleich aber auch ein Argument, im Kampf gegen die Nordwestbahn nicht nachzulassen. „Wir sind nicht wehrlos. Nur die Landesregierung träumt noch“, meinte Antenbrink, der zugleich vorrechnete, dass bei einem Landeverbot für schwere Maschinen auf der Nordwestbahn 16 Prozent weniger Flugzeuge über Flörsheim einfliegen würden.
Bis 30. April würde Rechtsanwalt Dr. Martin Schröder noch Argumente sammeln, um sie in Kassel zur Klagezulassung anzuführen. „Wir werden uns nicht mit einfachen Bescheiden abspeisen lassen“, so der Bürgermeister. Ein Dudelsackspieler untermalte die Kundgebung musikalisch, sei doch der Dudelsack auch ein „kriegerisches Instrument“ und somit ein weiteres Symbol des Widerstandes. Der katholische Gemeindereferent Michael Frost sprach für die Kirchengemeinden der Stadt, die schon vor dem Jahr 2000 mit „Stillen Protesten“ gegen den Ausbau gekämpft hätten. Neuerlich sei auch der Limburger Bischof, der zur Zeit des Öfteren im Main-Taunus-Kreis weile, von der Belastung überzeugt. Franz-Peter Tebartz-van Elst werde gemeinsam mit Kardinal Karl Lehmann und Vertretern der evangelischen Seite mit dem Vorstandsvorsitzenden der Fraport Dr. Stefan Schulte ein Gespräch führen. „Wie konkret er sich aber für unsere Betroffenheit einsetzt, wissen wir nicht“, so Frost, für den die aktuellsten Ministeriumsäußerungen auch völlig „abwegig und gemein“ sind. „Das ist Verunglimpfung“, so der Gemeindereferent.
Silke Bolender sprach für die Bürgerinitiative Flörsheim-Hochheim und forderte die Flörsheimer Stadtverordneten noch einmal auf, mehr Einsatz zu zeigen und ihre Parteikollegen in Wiesbaden von der Unverträglichkeit der Bahn mit der Region zu überzeugen. „Der Landtagsabgeordnete Axel Wintermeyer wird zur Einweihung der neuen Unterführung kommen. Die Chance sollten wir nutzen“, so Bolender. „Für Imagekampagnen gibt Fraport Millionen aus. Wir Betroffene werden mit einem Lüfter abgespeist“, schimpfte die junge Mutter, die sich auch nicht mit Dachklammeraktionen und einem Flugverbot für schwere Maschinen abspeisen lassen möchte. „Die Bahn muss weg“ – skandierten die Demonstranten als Fazit.
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