Vom Zuspruch überrascht, aber gut vorbereitet

Bilderbuchwetter beim Brunnenfest brachte den Wickerer Landfrauen unerwartet großen Zuspruch

Wenn die Wickerer Landfrauen zum Brunnenfest am „Tor zum Rheingau“ einladen, wissen die Ausflügler Bescheid, wo sie bei ihrer Sonntagsausfahrt oder beim Spaziergang vorbeischauen sollten. Mehrere Hundert Besucher – genaue Zahlen erfasst angesichts des ständigen Kommen und Gehens am Treffpunkt niemand – zog es am Mittag zum Essenstisch der Landfrauen oder ab dem Nachmittag an die Kuchentheke.

Den rasanten Aufstieg von einer im Jahr 2017 von den Landfrauen wiederbelebten Tradition, die der Verein nicht zuletzt dazu nutzen wollte, für sich und seine Angebote bei den Besuchern zu werben, zu einer Herbstattraktion, bei der alle dabei sein wollen, hielt nicht einmal Corona auf. 2020 sehr wohl, aber das Brunnenfest gehörte schon im vergangenen Jahr zu den Veranstaltungen, die – wenn auch mit 2G-Nachweis der Gäste – schon wieder relativ normal verlaufen konnten.

Zum vollen Angebot kehrten die Landfrauen nun in ihrem ersten kleinen Brunnenfest-Jubiläumsjahr zurück, zum fünfjährigen Bestehen der Veranstaltung seit der Wiederbelebung. Dass am Sonntag ein strahlend blauer Himmel selbst die das klassische Herbstwetter scheuenden Menschen aus dem Haus und ans Tor zum Rheingau lockte, darauf konnten sich die Landfrauen erst kurzfristig einstellen.

„Wir haben immer nachgeschaut und daher gewusst, dass das Wetter schön werden soll“, berichtet die Vorsitzende Annette Neubecker. Aber das war gar keine so große Überraschung. „bei den nun fünf Brunnenfesten hatten wir nur einmal Regen.“ Der Goldene Oktober eben. „Trotzdem waren wir doch etwas überrascht, wie viele Leute gekommen sind“, bekannte sie. Die Landfrauen sehen ihr Angebot als eine Art Verlängerung der Veranstaltungsreihe des Winzervereins, bei der die beteiligten Weingüter bis zum vorigen Wochenende abwechselnd den Weinprobierstand federführend öffneten und betrieben.

Die „bayrischen Schmankerl“ hatten sich die Landfrauen als kulinarisches Thema der Essensangebote ab 11 Uhr vorgenommen, dafür waren sie am Samstag mit dem Vorbereiten und Kochen beschäftigt. Grillen und Backen ist am Tor zum Rheingau nämlich nicht gestattet, entsprechend mussten die Speisen ausgewählt und vorbereitet werden.

Da die vielen Besucherinnen und Besucher nicht zum Schauen und Schwätzen alleine gekommen waren, kann es auch nicht überraschen, dass nicht viel Essen übrig blieb. Bei Maultaschen und Bierfleisch hatten die Landfrauen die Nachfrage recht gut getroffen, „Brezeln hätten wir ein paar mehr verkaufen können, aber wir dürfen sehr zufrieden sein, wie es gelaufen ist“, sagte Neubecker.

Mit dem Start des Kuchenverkaufs gegen 14 Uhr wurde es eng auf der Empore, denn der Verkaufstisch war am hinteren Ende der überdachten Ebene aufgebaut, schon vor der Treppe bildete sich eine lange Schlange. Es sah somit zwar nicht danach aus, als ob die Landfrauen dort den idealen Platz gefunden hätten für den Stand. Aber Neubecker sah auf dem Gelände keine Alternative, da die Schlangen sich an jeden anderen Ort auf dem vollen Gelände genauso im Weg gestanden hätten. „Unten hätten wir auch ein zusätzliches Zelt oder einen Pavillon stellen müssen, denn über so einen Verkaufsstand muss auch ein Dach drüber.“

Um den Andrang zu verteilen, hätte der Verkauf natürlich auch deutlich früher beginnen können, „aber fängt man etwa um 12.30 Uhr an, haben die, die erst um 14.30 Uhr oder 15 Uhr kommen keine Chance mehr auf Kuchen“. Und das hätte wohl die Stimmung an diesem herrlichen Frühherbstnachmittag eingetrübt, man sah viele Wickerer den soeben auf dem Brunnenfest erworbenen Kuchen über die Straße nach Hause tragen, um ihn abseits des Trubels mit Kaffee oder Tee zu genießen.

Eine Neuerung in diesem Jahr war: An den Essens- und Getränkeständen wurde kein Bargeld akzeptiert, vielmehr mussten die Gäste am Eingang eine Bonkarte erwerben, die Beträge wurden an den Ständen dann entsprechend des Preises abgestempelt. „Die Stände sollten nichts mit Bargeld zu tun haben, das war für uns einfacher“, erläuterte Neubecker die Idee dahinter. Am Sonntag selber erhielten die Landfrauen laut ihrer Vorsitzenden „sehr positive Rückmeldungen“ zu der Änderung von den Besucherinnen und Besuchern.

Dass die Bonkarten für 20 Euro verkauft wurden, fanden manche Besucher aber offenbar etwas heftig, auch wenn der nicht abgestempelte Betrag an der Kasse bei der Rückgabe erstattet wurde. Erst einmal musste man die 20 Euro in der Tasche haben, doch längst nicht alle wussten von der Neuerung. „Wir hatten das im Vorfeld nicht kommuniziert, das wäre vielleicht besser gewesen“, sagte Neubecker. „Aber wir sind auch davon ausgegangen, dass die Leute 20 Euro einstecken haben, wenn sie wohin gehen, um etwas zu essen und zu trinken.“ Wer so viel Geld nicht dabei hatte, konnte zudem eine um den fehlenden Betrag vorentwertete Karte erhalten. „Vielleicht müssen die Leute sich an das System erst noch gewöhnen.“

Die Stimmung am Tor zum Rheingau trübte so etwas nicht ein, unter dem blauen Himmel und bei für die Jahreszeit sehr angenehmen Temperaturen ließ es sich bei diesem großen Zusammenkommen des Stadtteils gut aushalten. Aber auch einige auswärtige Besucher, die sich freuen durften, das Brunnenfest als Geheimtipp zu kennen, fühlten sich an dem Ort und bei den Landfrauen äußerst wohl.

Wie bei jeder guten Veranstaltung, steckt dahinter jede Menge Arbeit. Rund 35 Helfende, manche darunter, die gerade Zeit hatten und beim Vorbeikommen, etwa während des Auf- und Abbaus, spontan mit anfassten, boten trotz einiger krankheitsbedingter Ausfälle eine ausreichend große Helfergruppe. Die Landfrauen, die das Tor zum Rheingau nur gelegentlich nutzen, verfolgen natürlich auch die aktuellen Diskussionen zwischen Stadt und dem Winzerverein über eine Sanierung des Veranstaltungsortes. „Wir sind da nicht einbezogen worden, aber es ist ein toller Platz, das sieht man auch daran, wie viele Wickerer sich dort an den Wochenenden immer treffen“, sagte Neubecker. Ein Aufpeppen des Geländes wird natürlich auch von den Landfrauen gerne gesehen.

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