Ein Hilferuf

 

Axel Wintermeyer MdL
Staatsminister im Geschäftsbereich des
Ministerpräsidenten und Chef der Staatskanzlei
Wilhelmstraße 2a
65719 Hofheim am Taunus

 

Sehr geehrter Herr Wintermeyer
Seit 44 Jahren wohne ich nun in Flörsheim. Ich habe immer gerne in Flörsheim gelebt, trotz des Fluglärms, den wir hier ertragen mussten. Flörsheim ist meine Heimat, denn hier bin ich aufgewachsen und hier lebt mein Familie. Mein ganzes soziales Umfeld befindet sich in und um Flörsheim.
Mit dem Flughafenausbau wurde jetzt aber die Grenze der Zumutbarkeit deutlich überschritten. Es reicht. FLUGLÄRM MACHT KRANK. Wir sind nicht bereit, uns wie Opferlämmer zur Schlachtbank führen zu lassen.
Für Flörsheim ist der Ausbau des Frankfurter Flughafens die schlimmste Bedrohung seit der Pest im Jahre 1666. DAS IST EIN HILFERUF AUS IHREM WAHLKREIS, HERR MINISTER
Seit dem 21. Oktober werden wir fast täglich um 5:oo Uhr aus dem Schlaf gerissen. Eine ständige Unruhe hat sich in der Stadt breitgemacht. Die Menschen schauen entsetzt in den Himmel. Wir kämpfen seit 10 Jahren gegen diese Landebahn. Wir wussten, dass es schlimm werden wird. Aber jetzt wurden selbst unsere schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen. Die gemessenen Lärmpegel liegen deutlich über allen Erwartungen. Das ist Terror, ein anderes Wort fällt mir dazu nicht ein. 
ICH FORDERE SIE DESHALB AUF, KOMMEN SIE NACH FLÖRSHEIM. Sagen Sie den Menschen in Flörsheim ins Gesicht, dass dieser pausenlose Lärm mit Einzelschallereignissen von bis zu 90 dB nicht gegen die Menschwürde verstößt. Erklären Sie den Menschen, warum Sie sich für einen Ausbau des Frankfurter Flughafens stark gemacht haben. Erklären Sie den Flörsheimern, warum die Landesregierung gegen das Nachtflugverbot klagt, obwohl uns der hessische Ministerpräsident a.D. Roland Koch gerade dieses Nachtflugverbot versprochen hat. Erklären Sie uns, warum die wirtschaftlichen Interessen der Fraport wichtiger sind als unsere Gesundheit und die Gesundheit unserer Kinder. Besuchen Sie die Paul-Maar-Schule, setzen Sie sich in einen Klassenraum und erklären Sie den Kindern und den Lehrkräften, wie unter diesen Umständen ein vernünftiger Schulunterricht aussehen soll. 
Das Schlimme an der Sache ist, wir kennen Ihre Antworten. Und jedes Ihrer Argumente empfinden wir Flörsheimer als zynisch und menschenverachtend.
Sie werden uns erzählen, wie wichtig dieser Flughafen für die ganze Region sei. Wieviel Arbeitsplätze am Flughafen hängen, und dass durch den Flughafenausbau 100.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Nichts für ungut, Herr Minister, aber diese Argumente sind lächerlich. Weder glauben wir die Fantasiezahl von 100.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen, noch sind wir gegen den Frankfurter Flughafen. Ganz im Gegenteil. Uns ist die Bedeutung des Flughafens durchaus bewusst. Wir sind gegen diesen unheilvollen Flughafenausbau, nicht gegen den Flughafen an sich. Das ist ein großer Unterschied. Wir leben seit Jahrzehnten mit dem Flughafen und hatten auch schon in der Vergangenheit erheblich unter Fluglärm zu leiden. Jetzt aber, Herr Wintermeyer, wurde eine Grenze überschritten, die man nie hätte überschreiten dürfen. 
Die Klage der hessischen Landesregierung gegen das Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen werden Sie mit dem scheinheiligen Argument der angestrebten Rechtssicherheit begründen. Mehr als ein ungläubiges „Kopfschütteln“ fällt einem dazu nicht ein. Fakt ist doch, dass das Nachtflugverbot von Anfang an gar nicht gewollt war. Es sollte lediglich als „Beruhigungspille“ während des Mediationsverfahrens dienen. Man hat die Bürger ganz bewusst belogen und getäuscht.
Zum guten Schluss werden Sie den Kindern in der Paul-Maar Schule von modernen Schallschutzfenstern erzählen. Aber unsere Kinder wollen keine Schallschutzfenster, sie wollen RUHE. Ruhe, um lernen zu können. RUHE, um unbeschwert draußen spielen zu können.
Es ist beschämend und ungeheuerlich, Herr Wintermeyer, dass Sie eine Politik gegen die Interessen der Menschen in Ihrem Wahlkreis machen. Nicht die Fraport-Lobbyisten haben Sie in den Landtag gewählt, sondern wir. Leider!
VERTRETEN SIE ENDLICH UNSERE INTERESSEN. Setzen Sie sich für eine sofortige Stilllegung der Landebahn Nord sowie für ein absolutes Nachtflugverbot von 22:00 bis 06:00 Uhr ein!
Mit freundlichen Grüßen
Familie Rudolf Mohr
Maximilian-Kolbe-Weg
Flörsheim am Main
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