Leserbrief "Wir haben es satt!" Demo in Berlin / Trio aus dem Main-Taunus-Kreis war auch dabei

Das Trio aus dem MTK: Stephan Baumann, Bernd Zürn und Waltraut Timm (v.l.).

Leserbrief

Demo in Berlin / Trio aus dem Main-Taunus-Kreis war auch dabei

„Wie im hintersten Sibirien“ kam sich Waltraud Timm am vergangenen Samstag vor, als sie um 11.28 Uhr im Berliner Hauptbahnhof ankam. Mit ihrer Aussage reagierte die aus Kelkheim angereiste engagierte Tier- und Umweltschützerin auf die Temperaturen in der Bundeshauptstadt. Diese lagen nur geringfügig über dem Nullpunkt. Gemeinsam mit dem Bad Sodener Stephan Baumann und mir hatte sie zu früher Morgenstunde den heimatlichen Main-Taunus-Kreis verlassen. Ziel des Trios war die Teilnahme an der Demo „Wir haben es satt!“.

Kaum angekommen wurden wir sofort Bestandteil einer fahnen- und transparenttragenden Menschenmenge, die zielstrebig zum Brandenburger Tor marschierte. Dort sollte die Demo um 12 Uhr offiziell beginnen.

Massive Kritik an der Politik

Seit zehn Jahren treffen sich am dritten Samstag im Januar Zehntausende von Menschen. Sie sehen sich als eine Gegenveranstaltung zur zeitgleich auf dem Messegelände in Berlin stattfindenden "Grünen Woche". Dort umwerben die Hersteller von landwirtschaftlichen Maschinen, Düngemitteln, Insektiziden und Pestiziden insbesondere die landwirtschaftlichen Großbetriebe und Lebensmittelverarbeiter. Im Gegensatz dazu setzt sich die Bewegung „Wir haben es satt!“ für artgerechte Tierhaltung in kleineren Betrieben, Stärkung des ökologischen Landbaues, mehr Artenvielfalt, weniger Chemie in der Landwirtschaft, Trinkwasserschutz und vieles mehr ein. In fast all diesen Punkten, so die Vorwürfe der Rednerinnen und Redner, habe die Politik versagt. Massive Vorwürfe richteten sich immer wieder gegen die Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Sie sei, nach einhelliger Meinung der Redner, eine Vertreterin der mächtigen Agrarindustrie.

Eindeutig abgelehnt wurde auch das MERCOSUR-Abkommen. Deutsche Landwirte fürchten hier eine existenzbedrohende unfaire Konkurrenz durch südamerikanische Agrarkonzerne. Diese könnten, unter Umgehung europäischer Umweltschutzauflagen, den deutschen Markt mit billigen Lebensmitteln überschütten.

Volksfeststimmung – trotz eisiger Temperaturen

Während der Reden und dem sich anschließenden Demonstrationszug herrschte eine geradezu ausgelassene Volksfeststimmung – trotz der zahlreichen angesprochenen Probleme und existenziellen Nöte vieler Landwirte. Knapp 200 aus ganz Deutschland angereiste Traktoren bildeten die Zugspitze. Ihnen folgten fast 30.000 Teilnehmer mit ernsten, aber auch zündenden und geistreichen Parolen auf Fahnen und Transparenten.

Für die drei aus dem MTK Angereisten stand fest: Unser Einsatz hat sich gelohnt. Im nächsten Jahr sind wir wieder mit dabei! Bei hoffentlich etwas milderen Temperaturen.

Bernd Zürn, Weilbach

Durchschnitt: 1 (1 Bewertung)


X