Energiegewinnung genauer ansehen

Route der Industriekultur führt auch zur Wickerer Deponie

WICKER (drh). – Zur Route der Industriekultur bot auch die Wickerer Deponie am Donnerstag Führungen an. 

 

Gut 100 Interessierte kamen dem Aufruf nach, sich die Deponie mit all ihren neuen Technologien zur Energiegewinnung einmal genauer anzusehen. In fünf Gruppen begutachteten die Teilnehmer Stationen wie Biogaskraftwerk, Photovoltaikanlagen, Schlackeaufbereitung, Gasregelstationen, Abwärmenutzung, Recyclinghof und Bioabfallumschlagplatz. 
Die biologischen Stoffe, die bis 2005 mit dem Hausmüll in der Deponie eingelagert wurden, erzeugen Deponiegas, das über einhundert Brunnen unter leichtem Unterdruck abgezogen wird. In der zehn Millionen Kubikmeter großen Deponiemasse werden so stündlich um die 1600 Kubikmeter Biogas erzeugt. Das Deponiegas darf wegen möglicher Spurenrückstände nicht ins Erdgasnetz eingespeist werden und so treibt die Deponie Gasmotoren an. 
Durch den fortwährenden Abbau der biologischen Stoffe, wird das Gasvorkommen im Inneren der Deponie von Jahr zu Jahr aber immer weniger und so versuchen die Ingenieure, den Abbauprozess durch kontrollierte Zugabe von Wasser so zu steuern, dass noch möglichst lange Gas gewonnen werden kann. Um den Verlust des Deponiegases zu kompensieren, wurde zudem die Biogasanlage gebaut, die stündlich etwa drei- bis vierhundert Kubikmeter Biogas produziert. Die Biogasanlage wird mit den Inhalten der braunen Tonne und Grünschnittsammlungen gefüttert. Das im Gärprozess entstehende Methan wird als Biogas genutzt. Der zurückbleibende Gärrest dient als Düngemittel. 
Im Wickerer Biogaskraftwerk werden 45.000 Tonnen Biomüll im Jahr verarbeitet. Der dabei gewonnene Strom von 10.500.000 Kilowattstunden deckt den Bedarf von etwa 3.000 Haushalten. Bis zum Jahr 2015 sollen alle Bürger zur Nutzung einer Biotonne verpflichtet sein, sodass immer mehr Biogasanlagen in Deutschland in Betrieb gehen werden. 
„Der Energiepreis wird steigen“, prophezeite Andreas Saal, Abteilungsleiter Deponienachsorge. Der Vorteil der Erzeugung von Gas innerhalb Deutschlands sei aber, dass die Wertschöpfung im Land bleibe und nicht für Erdgas aus Sibirien außer Landes gehe. 
Die Führungsteilnehmer fragten immer wieder ganz detailliert nach und bekundeten damit großes Interesse an der Entwicklung des Energiemarktes. Im Anschluss an die Führungen wurde der Film „Bulp Fiction“ auf dem Deponiegelände gezeigt. Der Film handelte von einer Greenpeace-Aktion im Jahr 2007 vor dem Brandenburger Tor in Berlin, wo mit einer Straßenwalze 10.000 Glühlampen zerstört wurden. Mit Sparlampen wäre diese Aktion nicht möglich gewesen: Das Quecksilber, das in 10.000 Kompaktleuchtstofflampen enthalten ist, reicht aus, um 50 Millionen Liter Trinkwasser zu verseuchen. 
Der Dokumentarfilm „Bulp Fiction“ ging der Frage nach, wie und warum es zum Verbot der Glühlampen kam und welche Rolle Politik und Industrie dabei spielten. Im Anschluss an den Film durfte das Gesehene kritisch diskutiert werden. 
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