Mindestens sieben haben es geschafft

Das Endergebnis der Kreistagswahl und das Schicksal der Flörsheimer Bewerberinnen und Bewerber

Der Stimmenanteil der acht kandidierenden Listen nach dem vorläufigen Endergebnis.

In einem Punkt sieht das Endergebnis der Kreistagswahl vom 14. März anders aus als im in der vorigen Ausgabe der FZ veröffentlichten Trendergebnis abzulesen war: Den Sitz, um den die aus technischen Gründen zunächst mit 82 Mandaten arbeitende Grafik der Sitzverteilung aufgestockt war, kassierte Wahlleiter Dieter Bukatsch bei der FDP ein, die sich somit mit sechs statt der zunächst sieben zugeteilten Sitze zufriedengeben muss.

Auf die Optionen zur Mehrheitsbildung im neuen Kreistag hat dies keine entscheidende Auswirkung, jedenfalls für keine der realistischen Varianten. Die wichtigste, von CDU und Grünen mit ihrer satten Mehrheit von 48 Stimmen zu entscheidende Frage ist, ob die Liberalen im Boot bleiben dürfen, obwohl die lediglich aus einer sicheren eine bombensichere Mehrheit machen würden.

Die CDU wird dies aus Gewohnheit, die Liberalen im Kreis an der Seite zu haben, favorisieren. Bei aller Zufriedenheit mit der Zusammenarbeit mit den Grünen dürften die Christdemokraten sich gerade im Main-Taunus-Kreis der FDP immer noch verbundener fühlen. Die Grünen, die noch kurz vor der Wahl klargestellt hatten, sich in keiner Weise auf einen oder mehrere Koalitionspartner festlegen zu wollen, werden dies anders sehen. Sie streben als Folge ihres Zugewinns nach einer größeren Rolle in der Kreispolitik und den damit verbundenen Posten. Daher dürften die Kreis-Grünen von der Einbindung einer in entscheidenden Punkten der Grundausrichtung doch konträren Konkurrenzpartei, die ohne Not geschähe, wenig halten.

Nicht anzunehmen ist hingegen, dass eine rechnerisch mögliche Umorientierung der CDU zum Tragen kommt – die Christdemokraten könnten das FDP-Problem mit den Grünen lösen, wenn sie letztere aus der Koalition kicken, indem sie die FWG mit ihren fünf Sitzen dazuholen – diese Mehrheit wäre mit 41 Sitzen aber eigentlich zu wacklig.

Jenseits der Grünen mit solider Mehrheit zu koalieren, das geht für die CDU eigentlich nur mit der SPD, die trotz ihrer Verluste schon alleine für eine Mehrheit von 43 Stimmen sorgen könnte. Dann wäre die FDP mit ihren sechs Sitzen ein Garant für eine solidere Mehrheit. Über diese Variante wird in den kommenden Wochen bis zur konstituierenden Sitzung am 26. April sicher auch geredet werden. Doch der Graben zwischen CDU und SPD ist tief, auch die Sozialdemokraten stünden dann vor internen Diskussionen ohne vorhersehbaren Ausgang, ob sie sich die Rolle als Juniorpartner der Christdemokraten antun wollen.

Sechs aus 38 aus Flörsheim

Aus Flörsheim hatten es den Wahlergebnissen nach sechs Bewerberinnen und Bewerber aus vier Parteien zu einem Kreistagssitz gebracht, 38 hatten auf den acht Listen kandidiert. Ein siebter Sitz wird hinzukommen, da die FWG-Fraktion in ihrer konstituierenden Sitzung Lilli Becking für den Kreisausschuss nominierte. Dadurch wird der dem Stimmenergebnis nach erste Nachrücker gebraucht, und das ist der Flörsheimer Thomas Probst. Dem Fraktionschef der auf Kreisebene nicht mehr existenten Gruppe Die Freien Bürger verhalf eine Kooperation mit den Freien Wählern zu seinem Platz auf der FWG-Kandidatenliste und entsprechend nun zum Einzug in den Kreistag.

Die somit sieben Flörsheimer Vertreterinnen und Vertreter entsprechen ziemlich genau dem Bevölkerungsanteil von 9,1 Prozent im Main-Taunus-Kreis wie auch an den zwölf Kommunen, die ihre lokalen Interessen in dem Gremium vertreten sollen. Alleine die Grünen-Fraktion wird drei der sieben Flörsheimer Sitze stellen. Olivia und Renate Mohr sowie Peter Kluin haben es in den Kreistag geschafft. Mit 44.896 Einzelstimmen sammelte Olivia Mohr auf ihrem Platz drei der Grünen-Liste mehr Kreuze ein als jede/r ander/e Bewerber/in aus der Stadt. Die GALF erreichte mit drei Gewählten unter fünf Kandidierenden aus Flörsheim zudem eine sehr gute parteiinterne Erfolgsquote. Und vermutlich wird Frank Laurent nachrücken, weil die Fraktion gewählte Vertreter/innen in den Kreisausschuss entsenden wird. Dann wäre nur Onur Sümbül aus dem Flörsheimer Kandidatenpool der Grünen nicht im Hofheimer Parlament dabei.

Erstaunlich, dass Bürgermeister Bernd Blisch, als 20. aufgestellt und als 11. ins Ziel eingelaufen, jedenfalls nach dem Ergebnis der Auszählung das einzige CDU-Kreistagsmitglied aus Flörsheim sein wird. Michael Kröhle stand auf Position 30 auf dem Stimmzettel zwar punktgenau dort, wo es dank der Zugewinne seiner Partei eigentlich gerade noch gereicht hätte, aber der Stadtverordnetenvorsteher wurde beim Kumulieren deutlich nach unten gekreuzt. Gleich sechs Mitbewerber zogen an ihm vorbei, so dass es schon einige Verzichtende oder Rücktritte braucht, ehe Kröhle nachrücken könnte.

Auf der SPD-Liste stand von vorneherein nur Ex-Bürgermeister Michael Antenbrink auf einem aussichtsreichen Platz. Er verteidigte Position 4. Für Nadine Kirchheim, nächste Bewerberin aus Flörsheim, sprach der 18. Platz auf der SPD-Liste angesichts der zu erwartenden Verluste ihrer Partei mit ihren bisher 17 Sitzen von vorneherein wenig für einen Einzug in den Kreistag. Drei Mitbewerber zogen in der internen Rangfolge zudem an ihr vorbei.

Schließlich schaffte es erwartungsgemäß die Nummer 2 auf der FDP-Liste, Claudia Schütz, ins MTK-Parlament, hinter dem Spitzenkandidaten Dirk Westedt, der am Wahltag zugleich als Hochheimer Bürgermeister bestätigt wurde.

Vier Listen kandidierten zum Kreistag, die in Flörsheim keinen Ortsverband unterhalten, die nur im Falle der FWG einen Kommunalpolitiker mit Seelenverwandtschaft einbanden. Die AfD verlor die Hälfte ihrer bisherigen Sitzanzahl, hatte auf Platz 14 mit Werner Fischer aber von vorneherein keinen Flörsheimer Kandidaten in einer aussichtsreichen Position am Start. Die Linke mit Carola Gottas auf Position 7 war ebenfalls nicht darauf ausgerichtet, Flörsheim zu repräsentieren, angesichts des fehlenden Ortsverbandes nachvollziehbar. Dass außer Spitzenkandidat David Kurzke kein Repräsentant des Newcomers „Die Partei“ eine Chance auf einen Einzug in den Kreistag haben würde, war abzusehen. Die Flörsheimerin Karin Kilb unterstützen immerhin so viele Wählerinnen und Wähler, dass sie um zwei Positionen auf Rang 4 kletterte.

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