Nonnen zur Weinlese in Wicker

Winzer Reiner Flick erntete mit Dernbacher Schwestern Wein vom Wickerer Nonnberg

WICKER (gib) – Das Jahr 2018 ist für das Weingut Joachim Flick etwas ganz Besonderes. Erst vor kurzem feierten über tausend Gäste mit Reiner Flick und seinem Team das 700-jährige Jubiläum der Straßenmühle in Wicker. Dieses Jubiläum wurde von den Gästen mit so viel Begeisterung, Wertschätzung und Herzlichkeit angenommen, dass sich Reiner Flick und dessen Partnerin Eva Thull kurzerhand überlegten, etwas zurückzugeben, etwas zu bewegen, damit es Anderen besser geht. Nonnen im Nonnberg, die Heiligsprechung der Gründerin Katharina Kasper, bedürftige Kinder in Nigeria und historische Weinbereitung – was lag nun also näher, als die Nonnen im historischen Ansinnen wieder in den Nonnberg zurückzuholen? 

Aus diesem ersten Impuls heraus suchte Reiner Flick das Gespräch mit Pfarrer Sascha Jung und den Dernbacher Schwestern, die sofort begeistert waren. Die Schwestern sind heute im Besitz des Klosters Tiefenthal im Rheingau – eben jenem Kloster, das früher den Nonnberg bewirtschaftete und dessen Wurzeln rund 900 Jahre zurückreichen. Es galt, diese historische Verknüpfung mit der heutigen Monopollage des Weinguts Flick für den guten Zweck zu nutzen.

Aus der Idee wurde am Donnerstag, 27. September, eine einzigartige Aktion. Um 9.30 Uhr trafen sieben Ordensschwestern gemeinsam mit Pfarrer Sascha Jung am Nonnberg ein. Die Sonne strahlte schon am frühen Morgen. „Das liegt wohl an der Verbindung nach oben“, freute sich Pfarrer Jung und half den Schwestern beim Binden der Schürzen. Reiner Flick begrüßte seine Gäste und überreichte Scheren und Eimer. Nach kurzer Einweisung begann die Lese der an diesem Tag ganz besonders in der Sonne glänzenden, goldgelben Riesling-Trauben. Verfolgt von mehreren Kameras und einem Filmteam schritten die Ordensschwestern fröhlich zur Tat. Bei bester Stimmung und Kirchenliedern im Weinberg ging allen die Arbeit flott von der Hand. „Das ist es, was das Leben ausmacht: Miteinander arbeiten, ein Geben und Nehmen im Einklang“, so Schwester Clarentia. Gegen 13 Uhr, nach getaner Arbeit, luden liebevoll dekorierte Tische inmitten des Nonnbergs zur Vesper ein. Bei Hausmacher Wurst und Bauernbrot und einem guten Tropfen vom Wickerer Nonnberg ließ man die Weinlese an diesem wunderbaren Tag ausklingen. 

Große Freude im Orden 
Im Kloster Tiefenthal hat die Nachricht über die Heiligsprechung der Gründerin des Ordens der Armen Dienstmägde Jesu Christi, Katharina Kasper, den Alltag der Dernbacher Schwestern verändert. „Wir haben eine Vielzahl an Mitteilungen und Reaktionen aus der ganzen Welt bekommen“, erzählte Schwester Clarentia, während sie die Trauben schnitt. „Die Heiligsprechung von Katharina Kasper ist für uns ein einmaliges Ereignis, das es gebührend zu feiern gilt.“ So sei unter anderem eine große Wallfahrt zur Heiligsprechung in Rom am 14. Oktober geplant. Katharina ist die erste Heilige aus dem Bistum Limburg. Sie starb am 2. Februar 1898. Es füge sich gut, dass sie nun zusammen mit Papst Paul VI. heilig gesprochen werde – schließlich war er es, der sie vor 40 Jahren selig gesprochen habe.

Der Wickerer Nonnberg ist vermutlich in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts in den Besitz des Klosters Retters gelangt. Bis 1791 verblieb der Nonnberg bei den Klosterfrauen. In Geldnöten verkauften sie den Weinberg an das Mainzer Domkapitel, das 1803 infolge der Säkularisation enteignet wurde. Ab 1806 kaufte der Mainzer Handelsmann Philipp Cramer in großem Stil Weinberge in Wicker auf. Um eine bessere Ausrichtung der Rebfläche nach Südwesten und somit eine optimale Sonneneinstrahlung der Lage Nonnberg zu erreichen, ließ er umfangreiche Erdarbeiten vornehmen. Die Weinbergsmauer ließ Cramer 1817 errichten, aus den Bruchsteinen der abgerissenen Flörsheimer Warte.

Die Familie Joachim Flick erwarb den Nonnberg mit einer Größe von 4,5 Hektar Ende des Jahres 2003 und bewirtschaftet ihn nun seit 2004. Der Nonnberg ist einer der ältesten und hochwertigsten Weinberge im Rheingau. Winzer Reiner Flick zaubert aus dieser Monopollage einige seiner besten Weine. Rund 20 Prozent des Nonnberg-Weines exportiert Flick ins Ausland. Aktuell sind die Jahrgänge 2017, 2016 und 2015 im Verkauf. 400 Flaschen des Jahrgangs 2008 sollen in Kürze limitiert auf den Markt gebracht werden.
 

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