Die Pandemie ist mehr als Covid-19

Rückkehr zur welcher Normalität? fragt AWO-Ortsverbandschef Störch

„Alle gesellschaftlichen Kräfte sind darauf zu fokussieren, die Pandemie zu überwinden, den Tod mit und durch Covid-19 sowie die schweren Erkrankungen weiterer vieler Menschen zu verhindern“, erklärt Klaus Störch, der Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt Flörsheim-Hochheim, mit Blick auf die rund 72.000 Menschen, die seit Ausbruch der Pandemie in Deutschland gestorben sind.

Corona und die soziale Frage

Hinter der Pandemie lauerten all die sozialpolitischen und wirtschaftlichen Versäumnisse und Fehlentwicklungen der letzten Dekaden, eine Politik, die einseitig auf Wachstum und Profit ausgerichtet gewesen sei, meint der AWO-Chef. Das Corona-Virus wirke wie ein Brennglas auf die gesellschaftlichen Verhältnisse: Der aktuelle Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, der die soziale Spaltung in der Bundesrepublik dokumentiert habe, zeige ganz klar, dass die Vermögensverteilung ungerecht, die Hälfte der Bevölkerung nur ein halbes Prozent des Privatvermögens besitze und sozialer Aufstieg durch Erwerbsarbeit und persönlichen Einsatz fast unmöglich sei. Wer arm sei, der bleibe arm, reich bleibe reich oder werde reicher. Deshalb seien staatliche Interventionen unvermeidlich, wenn der Anspruch ein sozialer und demokratischer Rechtsstaat zu sein, nicht aufgebeben werden soll.

Demokratie in der Krise?

„Die Corona-Pandemie ist ein Test der Demokratie, sie stellt noch keine Krise der Demokratie dar, wie der Frankfurter Philosoph Rainer Forst richtig anmerkt, sie ist vielmehr eine Krise der Gesellschaft, die für ‚die Demokratie eine besondere Herausforderung darstellt‘. Die Demokratie müsse im Modus öffentlicher Rechtfertigung darauf reagieren; daran muss festgehalten werden“, meint Störch weiter.

Rückkehr zur Normalität?

Das Mantra der Rückkehr zur Normalität drücke, neben dem Anteil der Sorgen und Nöte der Menschen, das verinnerlichtes Anspruchsdenken einer Konsum- und Wachstumsgesellschaft aus, die erfahren und lernen muss, mit Widrigkeiten und Unwägbarkeiten umzugehen. Die „Versteinerung der Normalität“ sei das Ergebnis einer Jahrzehnte währenden relativen Sicherheit und der Wahrnehmung von Katastrophen aus der Distanz von Zeitung, Fernsehen und Internet.

„Die akute Corona-Krise hat die negativen gesellschaftlichen Erscheinungen überdeutlich gemacht. Nach Corona kann es aber nur eine andere Normalität geben, eine Normalität, die auch die Unsicherheiten des Lebens anerkennt“, sagt der AWO-Vorsitzende abschließend.

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