Muslime in aller Welt erinnern mit dem Opferfest an etwas, was nach der Überlieferung vor etwa 4.000 Jahren stattfand: Abraham (Ibrahim) war bereit, für Allah sogar seinen eigenen Sohn Ismael zu opfern. Allah genügte jedoch schon Abrahams Bereitschaft, den eigenen Sohn für ihn zu opfern, er verzichtete darauf, Ismael tatsächlich zu töten. Aus Dankbarkeit dafür wurde ihm von Abraham ein Tier geopfert – dieser Brauch wird in der islamischen Welt bis heute gepflegt.
„Diese Tieropfer zeugen davon, dass der Gläubige bereit ist, alles für Gott zu opfern – aber nicht das Blut oder das Fleisch der Tiere erreichen Allah, sondern die Ehrfurcht und die Rechtschaffenheit“, erklärte Imam Ansar Bilal Anwar den in die Ata-Moschee geladenen Gästen den Sinn des Opferfestes. „Opfern ist eine Lehre in bildlicher Sprache: Gott ist nicht hungrig, er ist es selbst, der Nahrung gibt. Opferungen sind ein Mittel dazu, das Wohlgefallen Allahs zu erlangen.“
Der Tag des Id-Festes ist für alle Muslime ein ganz besonderer Tag, er beginnt mit einem Gebet ohne den sonst üblichen Gebetsruf. Gebetet wird an diesem Tag vorzugsweise gemeinsam unter freiem Himmel, nach dem Gebet erfolgt eine Ansprache wie bei den Freitagsgebeten. An diesem Tag ziehen sich alle Muslime – besonders die Kinder – festlich an und man trägt traditionell auch Parfüm auf. Üblich ist es auch, dass man an diesem Tag einen anderen Weg nach Hause nimmt als den Hinweg zur Moschee. Nach dem Gebet wird das Tieropfer erbracht – hier in Deutschland beim Metzger, in anderen Ländern noch zu Hause. Dabei wird das Fleisch des Tiers in drei Teile geteilt, ein Teil wird für Arme bereit gelegt, ein Teil für Verwandte und ein Teil verbleibt für die eigene Familie. Dabei hat das Schlachten des Tiers nur symbolischen Charakter, die Bereitschaft, sich auf sozialem Gebiet oder in der Gesellschaft „zu opfern“, sollte eigentlich im Vordergrund stehen.
Zu Hause wird an diesem Tag für alle besonders feierlich gekocht. Zu einem solchen Festessen hatte die Ahmadiyya-Gemeinde in Flörsheim am 23. Oktober nicht nur Gemeindemitglieder, sondern auch Ehrengäste eingeladen. So freute sich der Vorsitzende Munawar Abid sehr darüber, die Hochheimer Bürgermeisterin Angelika Munck und auch Mitglieder des Flörsheimer Mehmet Akif Cami, des Türkisch-Islamischen Kulturvereins, allen voran Adem Karacan, begrüßen zu dürfen.
Angelika Munck kennt die Flörsheimer Ahmadiyya-Gemeinde von ihrer Suche nach einem geeigneten Grundstück für eine Moschee, die sie vor einigen Jahren auch nach Hochheim geführt hatte, sie fühlt sich in der Ahmadiyya-Gemeinde sehr wohl, angenommen und sehr gern gesehen. „Ihr tiefer Glaube und der Wunsch nach Frieden kommt bei mir an, ich bin berührt davon, wie sie ihren Glauben und ihre Sicherheit darin ausstrahlen – das macht mich immer neugieriger auf ihre Religion“, bedankte sich die Hochheimer Bürgermeisterin, die findet, dass sich die islamische und christliche Religion in ihrem Kern ganz ähnlich sind, bei Munawar Abid für die Einladung.
Für Munawar Abid hat die Geschichte von Allah, der auf die Opferung des Sohnes von Abraham verzichtet, auch eine ganz aktuelle Bedeutung, die sich auf das, was unter dem Namen des Islam heute in manchen Teilen der Welt passiert, auswirken sollte: „Allah will keine Menschenopfer, das hat er gezeigt, als er auf die Opferung Ismaels verzichtete – das macht besonders deutlich, wie weit sich etwa Selbstmordattentäter vom Kern des islamischen Glaubens entfernt haben. Das ist nicht von Allah gewollt – Islam heißt Frieden!“ Für Munawar Abid ist Flörsheim mittlerweile zu seinem „Paradies“ geworden. „Hier habe ich liebe Menschen und Freunde gefunden, mit denen ich gerne zusammen bin und die ich mich immer freue, wiederzusehen“, erklärte er glücklich. „Diese Familie soll weiter wachsen! Flörsheim und Hochheim sollen die besten Städte in Deutschland werden! Unsere Träume und unsere Liebe fließen in ganz Deutschland.“ Abid hatte sich auch über den Besuch von Pfarrer Sascha Jung am Tag der Offenen Tür der Moschee sehr gefreut und erzählte begeistert von den gemeinsamen Planungen nicht nur von religiösen Veranstaltungen, sondern auch von gemeinsamem sozialen Engagement, etwa in Form eines Mittagstisches für sozial Schwache, über welches bei dieser Gelegenheit mit dem katholischen Pfarrer gesprochen wurde. Auch damit, dass der nächste „Runde Tisch“ der Seniorenhilfe in der Ata-Moschee stattfinden wird, fühlt Abid sich und seine Gemeindemitglieder sehr geehrt. „Das alles ist die gemeinsame Aufgabe von Gotteshäusern, von Kirchen, Synagogen und Moscheen: dass sie Gottes Segen ausstrahlen“, ist er fest überzeugt.
Bei seinen Gemeindemitgliedern bedankte sich der Vorsitzende der Ahmadiyya-Gemeinde Flörsheim für viele Spenden und für die viele Arbeit, die zur Fertigstellung der Moschee im letzten Jahr von ihnen geleistet wurde.
Bevor Munawar Abid alle Gäste zum festlichen Essen – nach muslimischer Tradition allerdings ohne Musik und Tanz – bat, überreichte er Adem Karacan und Angelika Munck Erinnerungsgeschenke an die Feier des Opferfestes mit der Ahmadiyya-Gemeinde Flörsheim, über die sich beide sehr freuten.
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