Es war alles bestens vorbereitet

Für den FCV war die ganze Kampagne 2022 ein Schlag ins Wasser - und reichlich frustrierend

Das Bühnenbild des FCV in der Stadthalle, das nie für eine Sitzung benutzt wurde. Mit dem Blick nach links...

Es war „eine unschöne Geschichte“, und die Enttäuschung sei ganz groß gewesen „bei allen Aktiven“. Jede andere Einlassung von Hans-Joachim Greb hätte auch überrascht, denn was der Flörsheimer Carneval Verein (FCV) in der am Aschermittwoch zu Ende gegangenen Fastnachtskampagne erlebte – und vor allem nicht erlebte – war schon ein hartes Brot. Viel Engagement und Arbeit für die Katz, Spesen, ohne dass was dafür gewesen wäre, und das in einem Auf und Ab der Entscheidungen.

Als sich die Flörsheimer Saalfastnachter im vergangenen Jahr darauf einließen, anstelle der wegen der Corona-Pandemie nicht möglichen Sitzungen in der Stadthalle eine Ersatz-Veranstaltung im Studio des Hessischen Rundfunks (HR) aufzuzeichnen – der Sender ist sonst stets mit seinem Kameras und Aufzeichnungstechnik bei den FCV-Sitzungen dabei – war man zwar guter Hoffnung, dass dies zwar eine interessante Erfahrung war, die aber eine einmalige Alternativform bleiben sollte.

Als sich im Spätherbst abzeichnete, dass es auch 2022 nichts mit der Rückkehr zur Saalfastnacht werden würde, lag die Wiederholung des erfolgreichen Formats mit dem HR auf der Hand. Das bahnte sich auch ganz unverdächtig seinen Weg. Die durch die Balletts, das Komitee, die Gruppen und Einzelredner rund 60 Aktiven des FCV hatten ihre Beiträge intensiv eingeübt, alles war bereit für die Reise nach Frankfurt, als der Sender alles abblies. Er habe „die Gesundheitsbedenken in den Vordergrund gestellt, das war eine ganz herbe Enttäuschung“, sagt Greb, denn natürlich hatte es zuvor Gespräche und Einigungen darüber gegeben, wie der Besuch im Studio coronagerecht zu organisieren wäre.

Allerdings stiegen zu der Zeit eben die Infektionszahlen enorm an, der Sender sah sich herausgefordert, darauf zu reagieren. Der Ärger von damals sei bei ihm inzwischen verflogen, sagt Greb, „das ändert aber nichts daran, dass das nicht hätte sein müssen“. Die Alternative lag auf der Hand: Die Sitzung in Eigenregie in der Stadthalle aufzuzeichnen und als Online-Stream gegen Gebühr anzubieten. Weil der FCV hochprofessionelle Ton- und Bildtechnik gewohnt ist und es nicht in Frage kam, auf ein Homevideo-Level zurückzuschrauben, war die Idee, sich die entsprechende Technik einzukaufen.

Als der HR von den Plänen der Flörsheimer Fastnachter hörte, bot er an, seine Aufzeichnungsgeräte in die Stadthalle zu bringen. Dazu wurde ein Hygienekonzept ausgearbeitet, das in Grebs Augen optimal die Trennung zwischen den Sendermitarbeitern und FCV-Aktiven garantiert hätte. Doch wieder sagte der Sender kurzfristig ab. Ob dabei letztlich erneut die hohen Inzidenzzahlen entscheidend waren oder eine Anmerkung Grebs über zwei Coronafälle im FCV in einem Telefonat mit einem HR-Redakteur, wie in einem Zeitungsbericht zu lesen war, sei dahingestellt.

Mit der erneuten Absage des Senders war die Kampagne 2022 für den FCV beendet, denn jetzt noch eine Firma zu einem vernünftigen Preis zu finden, um eine qualitativ gleichwertige technische Ausstattung in die Stadthalle zu bekommen, war durch die kurzfristige Absage nicht zu bewerkstelligen, erläutert der Vorsitzende. Die Bühne war aufgebaut, das Programm stand, die Band war gebucht, „es war alles vorbereitet“, aber eben vergeblich. Und mit den Einnahmen über den Videostream war es auch essig.

Die Enttäuschung und auch das Unverständnis bei den Aktiven sei „im ersten Moment schon heftig gewesen“, berichtet Greb über das, was bei ihm über die E-Mail- und WhatsApp-Kontakte an Rückmeldungen und Reaktionen ankam. Das Band zwischen FCV und HR haben die Vorgänge zweifellos strapaziert, aber sie werden nicht reißen, versichert Greb. „Das muss man richtig einschätzen.“ Denn vergessen werde leicht, dass „bereits bei den Planungen der Sitzungen jedem klar was, dass es so kommen kann und es auch kurzfristige Absagen geben könnte“.

Den HR sieht er – wenn nicht gerade Corona ist – als zuverlässigen Partner, mit dem der FCV nicht brechen wolle. Auch der Sender bemühte sich um ein Glätten der Wogen, ließ sich bei einer Vorstandssitzung des Vereins online zuschalten, um die Entscheidungen noch einmal zu erläutern. „Der HR baut darauf, dass wir 2023 wieder in normalem Rahmen zusammenarbeiten können“, betont Greb.

Als gutes Zeichen war da sein Mitwirken in der „Helau-Schau“-Sendung des Senders zu verstehen. In dem Best-of-Format mit Zuschaltungen vieler bekannter Protagonisten der hessischen Fastnacht durfte jeder der Prominenten sich einen Ausschnitt wünschen. Andy Ost wählte Greb und seinen „Hobbes“, gezeigt wurde der Auftritt des FCV-Chefs in der Bütt bei der Flörsheimer Sitzung im Jahr 2019. Anschließend war Greb auch mit Moderator Jens Kölker im Austausch über seine kreative Arbeit.

Deutlich schlechter lief es für „Hobbes“ wiederum in der vergangenen Woche, denn auch seine Beteiligung bei der Aufzeichnung von „Mainz bleibt Mainz“ wurde vom Sender, in dem Fall dem ZDF, nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine nicht ausgestrahlt – die gesamte Sendung, versteht sich. Die ist zwar – mit so guten Abrufquoten, dass das System zeitweise überlastet war – in der Mediathek des Senders abrufbar. „Die Quoten müssen gut sein, aber ich weiß von Älteren, dass sie die Mediathek gar nicht kennen“, sagte Greb.

Er verstehe den Sinn der Nichtausstrahlung nicht, betonte der FCV-Chef. „Jeder kann doch für sich entscheiden, welches Programm er einschaltet.“ Die Kampagne 2022 war für die Fastnachtsvereine und ihre Aktiven somit erneut gespickt mit Ausfällen und Verzicht, aber entmutigen lassen gilt nicht. „Wir gehen jetzt mit Volldampf in die Planungen für 2023 und hoffen, dass wir uns dann wieder zeigen können“, verspricht er für den FCV.

Weitere Artikelbilder:

Noch keine Bewertungen vorhanden


X