Wicker feierte die Kerb

Traditioneller Kerbeumzug bei strahlendem Sonnenschein

Auch viele Wickerer schlossen sich dem traditionellen Kerbeumzug an und kehrten auf dem Weg zum Festzelt in vielen Höfen ein.
(Fotos: R. Dörhöfer)

 

WICKER (drh) – Im Gottesdienst sah Pfarrer Sascha Jung die Wickerer Kerbeborsch am Kirchweihsonntag, 10. September, zwar nicht, doch beim Kerbeumzug ließ es sich Jung nicht nehmen, den jungen Burschen einen „einzuschenken“. Gemeinsam mit dem neuen Kaplan Robert-Jan Ginter empfing Jung den großen Tross des Wickerer Kerbeumzugs im Pfarrgarten bei Kaffee und Kuchen. Die gute Laune stand den beiden Geistlichen ins Gesicht geschrieben, und so ließen es sich die frommen Herren auch nicht nehmen, sich den Gottesdienstschwänzern deutlich erkennbar in Soutane zu zeigen. 

Bei strahlendem Sonnenschein zogen zahlreiche ehemalige Kerbeborsch mit ihren Fahnen von Hof zu Hof, drehten unter Begleitung des Hochheimer Blasorchesters und des Musikvereins Schwabenheim eine Runde durch den Wickerer Kreisel und arbeiteten sich so Stück für Stück dem Festzelt entgegen. Eventuelle Kopfschmerzen vom Feiern am Vorabend beim Kerbetanz hatten die Burschen im Treiben des Kerbeumzugs im Nu vergessen, und selbst für ein paar Walzerschritte mit den Kerbemädchen reichte die Konzentration noch. Wenn die Stimmbänder bei den Kerbeliedern auch noch so kratzten, die gute Laune und der Spaß am Feiern überwog.

Die vielen Fahnenträger vergangener Jahre hielten stets Ausschau nach passenden Schwenkplätzen und steuerten mal Balkontreppen, dann sogar das Dach eines Baggers oder eben auch die Brunneneinfassung am Tor zum Rheingau zur Positionierung an. Im Hochamt zum Kirchweihfest ging Pfarrer Sascha Jung auf das Tempelweihgebet des Königs Salomo ein: Der Tempel sei ein Ort, an dem „Gottes Name wohnen soll“, formulierte einst Salomo und Jung übersetzte zur Kirchweih mit den Worten: „Wenn wir heut Kirchweih feiern, dann begehen wir das Bekenntnis, dass Gott auch hier in unserem ‚Tempel‘ wohnt und zugegen ist.“ Die Kirche sei ein Raum, der mit der Gegenwart Gottes gefüllt sei, wo der Mensch Gott begegne und sich Himmel und Erde berührten. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“, hieße es im Matthäusevangelium, und so zähle die Gemeinschaft untereinander und mit dem Herrn. Viele Kirchen hätten längst schon musealen Charakter, würden immer seltener genutzt, dennoch aber seien sie ein Haus, in dem Gottes Name wohne. Mit ihren hohen Türmen seien die Kirchen nicht zu übersehen, und so hielten die Gotteshäuser bei den Menschen die Erinnerung wach, dass über ihnen nicht nur der Himmel ist, sondern auch Gott wacht. Eine ‚offene‘ Kirche lade immer zum Verweilen und Begegnen mit Gott ein. 

Am Kirchweihtag erfüllen die Wickerer stets auch ihr Pestgelöbnis und schreiten zur Prozession. Mit Fahnenbegleitung aller Ortsvereine trug Pfarrer Sascha Jung das Allerheiligste zum mit Blumen und frischem Gras geschmückten Altar in der Vorderstraße. Nur wenige Stunden später versammelten sich die Kerbeborsch an selbiger Stelle, um zum Kerbeumzug zu starten. Am Montagfrüh weckten die Kerbeborsch die Wickerer Bevölkerung beizeiten, schließlich brauchten sie eine gehörige Portion Eier für den traditionellen Frühschoppen an Kerbemontag. Nach der Sammelaktion fanden sich bald schon erste Gäste im Festzelt ein, wo „Echt Guat“ für entsprechende Stimmung sorgte. Viele Kinder gönnten sich noch eine kleine Karussellrunde und süßes Naschwerk, bevor am Abend die Kerb 2017 zu Grabe getragen wurde. Fürs kommende Jahr stehen bereits drei Vizeborsch in den Startlöchern, um zu den Aktiven aufzurücken. 

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