75 Jahre Hawobau

Die Bewohnerinnen und Bewohner standen im Fokus der großen Jubiläumsfeier in der Stadthalle

Filmpremiere in der Stadthalle: Zum Jubiläum blickte die Hawobau in bewegten Bildern auf ihre Geschichte zurück und ließ langjährige Anwohnerinnen und Anwohner zu Wort kommen. Geschäftsführer Holger Kazzer (hier im Bild) erläuterte unter anderem das Selbstverständnis der Gesellschaft.

Etwas mehr als 75 Jahre ist es nun schon her: Am 17. Januar 1948 wurde der Vorläufer der Hattersheimer Wohnungsbaugesellschaft mbH, kurz Hawobau, gegründet: Die "Gemeinnützige Gesellschaft für Siedlungs- und Kleinwohnungsbau der Gemeinde Hattersheim GmbH". Seit 1968 ist die Gesellschaft als Hawobau bekannt.

Dieses besondere Jubiläum nahm man nun am vergangenen Samstagnachmittag zum Anlass, um in der Hattersheimer Stadthalle groß zu feiern. Geschäftsführer Holger Kazzer gab sich größte Mühe, alle Gäste am Eingang per Handschlag selbst zu begrüßen. Im Foyer der Stadthalle ergab sich dann zunächst die Gelegenheit zu angeregten Gesprächen, untermalt von Violinenmusik und umrandet von einer Ausstellung, die auf zehn Fotowänden die Geschichte der Hawobau durch die Jahrzehnte nachzeichnete.

Über 50 Jahre in der Siedlung

Beim offiziellen Teil der Veranstaltung durften dann die eigentlich wichtigsten Protagonisten und Protagonistinnen die besten Plätze vor der Bühne im großen Saal einnehmen: Jene Mieterinnen und Mieter, die schon seit mindestens 50 Jahren in Räumlichkeiten der Hawobau leben. Ihnen wurde im weiteren Verlauf der Jubiläumsfeier auch noch eine besondere Ehre zuteil: Geschäftsführer Holger Kazzer und Bürgermeister Klaus Schindling, seines Zeichens auch Vorsitzender des Hawobau-Aufsichtsrates, überreichten nacheinander jedem und jeder eine Pflanze, die von den Beschenkten an einem Ort ihrer Wahl eingepflanzt werden sollen, damit diese dort möglichst lange blühen und gedeihen.

Bürgermeister Klaus Schindling zeigte sich besonders beeindruckt angesichts der Tatsache, dass so viele Mieterinnen und Mieter - über 75 an der Zahl - dieses außergewöhnliche Kriterium erfüllen.

Filmpremiere in der Stadthalle

Durch die Veranstaltung führte Michelle Spillner, ihres Zeichens Autorin, Fotografin, Journalistin - und Zauberkünstlerin. Mit charmanten und amüsanten Tricks und Kunststücken lockerte sie die Überleitungen in ihrer Moderation immer wieder auf, und das Publikum dankte es ihr.

Ein wichtiger Programmpunkt gleich zu Beginn war eine waschechte Filmpremiere: Zum Jubiläum interviewte die Hawobau ihren Geschäftsführer und mehrere alteingesessene Bewohnerinnen und Bewohner der Hattersheimer Siedlung. Während Kazzer hierbei das Selbstverständnis der Hawobau erläuterte, berichteten - passend dazu - diejenigen über ihren Alltag damals und heute, die in den Gebäuden der Gesellschaft teils seit vielen Jahrzehnten oder gar schon ihr ganzes Leben lang ihren Alltag genießen. Immer wieder ausdrücklich gelobt wurden dabei der ausgeprägte Gemeinschaftssinn, die kulturübergreifende Toleranz, der Wille zum aktiven Zusammenleben und die vielen Aktivitäten und Feste, die man dort gemeinsam auf die Beine stellt.

Natürlich kam auch die Nostalgie nicht zu kurz: Immer wieder sorgten Aufnahmen aus der Siedlungs-Vergangenheit dafür, dass ein Raunen durch die vorderen Reihen in der Stadthalle ging, wenn beispielsweise längst verschwundene Geschäfte und Einkaufsmöglichkeiten im Bild zu sehen waren, wie etwa die echte, bespielbare Dampflokomotive, die natürlich stets ein wahrer "Kindermagnet" war. Es war im Saal nicht zu überhören, dass hier wirkungsvoll lebendige Erinnerungen geweckt wurden.

Das Publikum quittierte den etwa 15-minütigen Film mit großem Applaus. In etwa einem Monat soll er auch auf der Homepage der Hawobau (www.hawobau.de) abrufbar sein.

Danksagungen und Glückwünsche

Holger Kazzer würdigte in seiner Rede insbesondere das gesamte Team der Hawobau, dem er höchsten Fleiß und Einsatz attestierte. Sein Dank galt ebenso seiner Familie, die ihn stets unterstützt und im Rahmen seiner Tätigkeit häufig auf seine Anwesenheit verzichten muss. Auch Landrat Michael Cyriax und Bürgermeister Klaus Schindling würdigten die Leistungen der Hawobau, gratulierten zum Jubiläum und wünschten der Gesellschaft auch in Hinblick auf die Zukunft alles Gute.

Eine bewegte Geschichte

Die Gründung der Hawobau fiel in die schwierige, entbehrungsreiche Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Waren des täglichen Alltags waren rar, die Versorgung stark eingeschränkt, man konnte nur kurzfristig von Tag zu Tag denken und versuchen, die dringlichsten Bedürfnisse zu stillen. Flüchtlingsströme aus dem Osten und zurückkehrende Kriegsgefangene verschärften die Notlage zusätzlich.

Fast zwei Jahre nach der Gründung der "Gemeinnützigen Gesellschaft für Siedlungs- und Kleinwohnungsbau der Gemeinde Hattersheim GmbH" erfolgte am 22. Oktober 1949 der erste Spatenstich für 48 Wohnungen in der Kelsterbacher Straße, heute bekannt als Vogelweidestraße, und der Friedensstraße. Dort sollten Geflüchtete eine neue Bleibe finden. Die Einwohnerzahl von Hattersheim belief sich Ende 1948 auf 4.134 Menschen, davon waren 871 Evakuierte oder Geflüchtete. Hattersheim bestand damals also zu 20 Prozent aus Neubürgern.

Zwischen 1952 bis 1958 wurden Jahr für Jahr im Schnitt 60 Wohnungen errichtet. Die Bedeutung der Gesellschaft und ihrer Wohnungen wuchs und wuchs, Ende 1958 lebte ein Viertel der Hattersheimer Bevölkerung in den 559 Wohnungen.

Hoch hinaus ging es im Jahre 1959, als in der heutigen Pregelstraße (damals Mainstraße) das bis dato höchste Gebäude in einer Gemeinde des Main-Taunus-Kreises errichtet wurde: 30 Wohnungen verteilten sich damals auf fünf Etagen. Es wurde immer weiter gebaut, in den folgenden zwei Jahren kamen noch einmal weitere 112 neue Wohnungen hinzu.

Mitte der Sechziger Jahre war dann das Areal „Am Autoberg" an der Reihe. Die 354 Wohnungen wurden damals nach den "modernsten Erkenntnissen im Wohnungsbau" ausgestattet. 1967 wurde in der Niederstraße ein Heizwerk gebaut, das erste seiner Art im Main-Taunus-Kreis. Alle Wohnungen im Baugebiet „Am Autoberg" wurden dort angeschlossen. In den Siebziger Jahren ebbte der "Bauboom" dann merklich ab, Modernisierungen aller Art standen fortan stärker im Mittelpunkt.

2001 wurde ein Durchstich unter den Bahngleisen durchgeführt. Seitdem sind die meisten jenseits der Bahn gelegenen Gebäude in der Siedlung an das Fernwärmenetz angeschlossen. 2014 fand eine Umrüstung zum Biogas-Block-Heizkraftwerk statt, zugunsten der Energieeffizienz der Gebäude.

Grüne Siedlung und Kultur

Im Bestand der Hawobau kommt die Farbe Grün nicht zu kurz: Die Gesellschaft zog es nach Möglichkeit stets vor, Verdichtungen auf Kosten der Grünflächen zu vermeiden. Das Angebot an Freiflächen fällt somit großzügig aus - zweifellos eine Steigerung der Lebens- und Wohnqualität für die Anwohnerschaft. Nicht umsonst wird das Quartier jenseits der Bahnlinie auch als "grüne Siedlung im Süden Hattersheims" bezeichnet. Und das Grün zieht an: Schon seit Jahren finden dort immer öfter und regelmäßiger Treffen und Feiern unter freiem Himmel statt.

2013 hat die Hawobau das Stadtteilbüro übernommen. Dadurch konnte man für die Bewohnerinnen und Bewohner und auch die Menschen aus der Nachbarschaft weitere kulturelle und soziale Angebote schaffen. Die vielen Feste machen die Siedlung noch lebendiger und fördern das Gemeinschaftsgefühl, auch über die Quartiergrenzen hinaus: Die Anwohner identifizieren sich immer stärker mit ihrer Heimat, und die Neugier von "Außenstehenden" wird wirksam geweckt.

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