875 Jahre Eddersheim: Feier ins nächste Jahr verschoben

Erneut steht die Corona-Pandemie der Festwoche im Weg / Festschrift erschienen und kostenlos erhältlich

Die Festschrift zum 875-jährigen Jubiläum der Ersterwähnung Eddersheims von Dr. Manfred Becht.

Es sollte bereits im vergangenen Jahr ein großes Fest werden: Anlässlich des Jubiläums seiner Ersterwähnung im Jahre 1145 wollte der Hattersheimer Stadtteil Eddersheim Anfang August seine 875-Jahr-Feier gebührend begehen. Als Highlights waren unter anderem die Illumination der Staustufe, ein kostenloses Live-Konzert mit den „Brandy Beatles“, eine Outdoorausstellung sowie ein großes Abschlussfeuerwerk vorgesehen, vorbereitet vom Eddersheimer Vereinsring und den ortsansässigen Vereinen.

Zudem war geplant, dass die Stadt Hattersheim bereits im Frühjahr 2020 eine Festschrift über Eddersheim vorstellt. Diese sollte die Trilogie der Festschriften, die zu den Jubiläen von Okriftel und Hattersheim bereits erschienen sind, vervollständigen.

Schweren Herzens wurden nun die Feierlichkeiten „875 Jahre Eddersheim“ bereits im letzten Jahr aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt. Seinerzeit bestand noch Hoffnung auf das Nachfeiern in diesem Jahr. Jedoch lässt dies das aktuelle Pandemiegeschehen leider nicht zu. Aus diesem Grund wird die Festwoche zum 875-jährigen Bestehen Eddersheims erneut auf das nächste Jahr verschoben.

„Es ist für mich eine Herzensangelegenheit, dieses besondere Fest nicht abzusagen, sondern zu gegebener Zeit nachzuholen. Wir müssen seit langem auf sehr viele schöne Dinge verzichten, deswegen ist Entfall keine Option für mich. Wir feiern das Jubiläum Eddersheims auf jedem Fall“, zeigt sich Bürgermeister Klaus Schindling optimistisch.

Kostenlose Festschrift

Um die Wartezeit auf die Jubiläumsfeierlichkeiten etwas zu verkürzen, hat sich die Stadtverwaltung nun etwas Besonderes überlegt. Die druckfrische Festschrift „875 Jahre Eddersheim“ wird nicht wie üblich verkauft, sondern kostenlos an alle Interessierten ausgegeben. Dr. Manfred Becht wirft darin einen Blick zurück auf die Geschichte des Stadtteils: Auf die ersten Eddersheimerinnen und Eddersheimer, auf den Wandel des gesellschaftlichen Alltags über die Jahrhunderte hinweg und wie sich das Gesicht des einstigen Dorfes im Laufe der Zeit veränderte. Die Geschichte des Ortsteils wird in kurzweiligen Artikeln zusammengefasst und durch historische Fotografien ergänzt. Und auch einen Blick in die Zukunft wagt der Autor.

Die Frage der Ersterwähnung

Nicht nur die älteren Leserinnen und Leser werden sich daran erinnern, dass Eddersheim im Jahre 1990 seine 700-Jahr-Feier abhielt und lange Zeit die Feier des 725-jährigen Jubiläums für 2015 fest eingeplant war. Direkt im ersten Kapitel der Festschrift "875 Jahre Eddersheim" geht Dr. Manfred Becht diesem kuriosen Umstand näher auf den Grund.

Ortsjubiläen brauchen ein festes Datum, und es ist Usus, dass man sich dafür an den urkundlichen Ersterwähnungen der jeweiligen Städte, Dörfer oder Stadtteile orientiert. Zudem ist es üblich, dass man im Vorfeld der Planungen für ein anstehendes Jubiläumsfest noch einmal prüft, ob es in der Zwischenzeit nicht neue Erkenntnisse in dieser Sache gab. Becht berichtet, dass Frank Wolf aus Eddersheim hierbei im Rahmen einer Onlinerecherche auf eine Schenkungsurkunde aus dem Jahr 1145 gestoßen ist, in der der Ort ,,Heddereshem" genannt ist, der als Eddersheim übersetzt wurde. Daraufhin ließ sich die Stadtverwaltung diese urkundliche Ersterwähnung vom Hessischen Staatsarchiv Wiesbaden und vom Staatsarchiv Würzburg bestätigen: Seitdem besagt die Forschung, dass Eddersheim nach aktuellem Wissensstand im Jahre 1145 erstmals urkundlich erwähnt wurde.

Wie es zur 700-Jahr-Feier 1990 kam

Vor dieser Wendung galt für lange Zeit der 9. Mai 1290 als der Tag der ersten urkundlichen Erwähnung Eddersheims. Damals wurde dokumentiert, wie der Mainzer Domdekan Gebhard Güter zu Ehren der Apostel Peter und Paul einen Altar stiftete. Der vorherige Besitzer war ein Arnold von Eddersheim (damalige Schreibweise "Edirsheym"). Die Abschrift dieser Urkunde liegt im Staatsarchiv Würzburg vor, das Original ist nicht erhalten, schildert Becht in seiner Festschrift.

Auf der Grundlage dieses Dokuments wurde 1990 das 700-jährige Jubiläum der Ersterwähnung Eddersheims gefeiert, und folglich war für 2015 eine 725-Jahr-Feier vorgesehen, für die im städtischen Haushalt bereits Kosten von 10.000 Euro eingeplant waren. Dass dieses Budget unangetastet blieb, ist dem Engagement von Frank Wolf zu verdanken, der den Verdacht hatte, dass es noch ältere Urkunden geben müsse, in denen von Eddersheim die Rede ist. Allein schon weil die Abtei St. Alban, in deren Besitz sich Eddersheim befand, schon etwa 500 Jahre zuvor gegründet worden war.

Über den Internetauftritt des Bayerischen Staatsarchivs Würzburg entdeckte Wolf eine Schenkungsurkunde aus dem Jahre 1145, in der Abt Werner von St. Alban die Überlassung von Besitzungen und Einkünften an das Kloster besiegelte, von denen sich einige auf "Heddereshem" - also Eddersheim in seiner einstigen Schreibweise - bezogen.

Somit wurde Eddersheim 2015 nicht - wie zuvor angenommen - 725 Jahre alt, sondern kann nun schon seit 2020 auf eine 875-jährige Geschichte seit seiner Ersterwähnung zurückblicken.

Festschrift kann bestellt werden

Wer gerne eine Festschrift haben möchte, meldet sich beim KulturCenter Hattersheim per E-Mail unter kartenservice[at]kulturforum[dot]de oder telefonisch während der Telefonsprechzeiten. Diese sind aktuell: Dienstag von 16 bis 19 Uhr, Mittwoch von 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18 Uhr, Donnerstag 15 bis 18 Uhr sowie Freitag von 10 bis 13 Uhr. Die über diese Wege bestellten Exemplare können zum einen am Bücherfenster der Stadtbücherei Hattersheim (Dienstag 10 bis 13 Uhr und Donnerstag 15 bis 18 Uhr) abgeholt werden oder aber auch gerne im Ausnahmefall per Post zugeschickt werden.

„Ich freue mich bereits heute auf die vielen Highlights und das Rahmenprogramm rund um das Fischerfest, die das Organisationteam mit den Vereinen erarbeitet hat. An dieser Stelle auch nochmals ein herzliches Dankeschön an alle, die sich bei den Planungen und der Umsetzung beteiligen. Ohne das ehrenamtliche Engagement der Vereine ist ein Fest in dieser Größenordnung nicht umsetzbar“, so Bürgermeister Klaus Schindling.

Durchschnitt: 4.4 (5 Bewertungen)


X