Betreuungsangebote an Grundschulen: SPD fordert Sicherung des Qualitätsniveaus

Stadtverordnetenversammlung: Koalition lehnt SPD-Antrag bezüglich der Verwaltungsvereinbarung zum Schulkinderhaus ab

mpk

Ab dem nächsten Jahr besteht ein bundesweiter Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung, weshalb geplant ist, dass der Main-Taunus-Kreis die Trägerschaft der Betreuungsangebote an allen Hattersheimer Grundschulen übernehmen wird. Die Hattersheimer Sozialdemokraten befürchten angesichts dessen, dass "über die Zeit ein schleichender Verlust der bisherigen Qualitätsstandards und ein Abbau gewachsener pädagogischer Strukturen" drohe. So seien der SPD schon heute Klagen von Eltern zu Ohren gekommen, die bezüglich des Schulkinderhauses an der Robinsonschule von "deutlichen Unterschieden zwischen den beiden derzeit parallel angebotenen Betreuungseinrichtungen von Stadt und Kreis" berichten.

Aus diesem Grund sieht die SPD-Fraktion die Notwendigkeit, das bisherige Betreuungsniveau festzuschreiben. Deshalb hat sie zur aktuellen Sitzungsrunde einen Antrag vorgelegt, demzufolge der Magistrat in der angekündigten Verwaltungsvereinbarung mit dem Main-Taunus-Kreis zum Übergang der Trägerschaft des Schulkinderhauses an der Robinsonschule eine verbindliche und auf Dauer ausgelegte Vereinbarung treffen soll, um "den Personalschlüssel und die Personalqualifikation auf dem bisherigen Qualitätsniveau einer Hort-Betreuung" sicherzustellen. Eine diesbezügliche Regelung müsse nach Ansicht der SPD verbindlich und auf Dauer in der Verwaltungsvereinbarung mit dem Main-Taunus-Kreis geregelt werden.

Presseberichten zufolge wurden in Eschborn bereits ähnlich gelagerte Bedenken laut, weshalb die Stadt dort Träger der Schulkinderbetreuung bleibt. "Das Eschborner Modell könnte auch für Hattersheim als Alternative in Frage kommen, falls der Main-Taunus-Kreis die geforderten Qualitätsstandards nicht umsetzen kann", regt die Hattersheimer SPD weiter an.

Die Schulkindbetreuung des Main-Taunus-Kreises an der Robinson-Schule wurde im Januar 2019 offiziell eröffnet. Der Kreis hatte die Räumlichkeiten in Kooperation mit der Stadt Hattersheim eingerichtet. Damit ergänzt dieser seitdem das bereits bestehende und von der Stadt getragene Betreuungsangebot an der Schule, dessen Plätze jedoch nicht für sämtliche Kinder ausreichen.

Im Haupt- und Finanzausschuss wurde der SPD-Antrag im Vorfeld der jüngsten Stadtverordnetenversammlung am 1. Oktober mehrheitlich abgelehnt, lediglich SPD und Grüne stimmten dafür.

CDU kritisiert "permanente Negativwürdigung"

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Minnert erläuterte in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung die Gründe für die Ablehnung des Antrags. Ihm missfällt vor allem, dass seitens der SPD in Bezug auf die Betreuung durch den Kreis eine "permanente Negativwürdigung" zu hören sei. Nach Ansicht von Minnert leiste der Main-Taunus-Kreis als Träger der Betreuung so einiges. Die dort tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden vom Kreis sorgfältig ausgesucht und permanent weitergebildet. "Es mag sein, dass sie keinen pädagogischen Abschluss haben wie die Menschen, die jetzt im Schulkinderhaus arbeiten. Aber es ist mitnichten so, dass sort Menschen arbeiten, die von dieser Geschichte überhaupt keine Ahnung haben", so Minnert. Deshalb sei es "nicht korrekt", so "abschätzig" über die Schulträgerschaft des Main-Taunus-Kreises zu reden.

Zudem hat Minnert mit Menschen in der Betreuung sowie mit Kolleginnen und Kollegen aus dem zuständigen Referat für Kinderbetreuung und Familien gesprochen. Demnach nutzen elf von zwölf Kommunen des Main-Taunus-Kreises diese Ganztagsbetreuungsangebote, inklusive Hattersheim. Und er gewinne anhand von Gesprächen oder durch die Medien nicht den Eindruck, dass es dort "katastrophal" zugehe, sondern ganz im Gegenteil: Er vernehme auch viele zufriedene Stimmen.

Man habe in Hattersheim mit der Albert-Schweitzer-Schule, der Eddersheimer Schule und der Regenbogenschule drei Grundschulen, die sich allesamt schon in der Trägerschaft des Kreises befinden. Würde man nun dem SPD-Antrag folgen, wäre das auch ein Signal an die anderen Schulen: Hieße das, dass man die dort bestehenden Verwaltungsvereinbarungen sofort kündigen müsse, weil das "ja alles so katastrophal" sei? Oder solle man die Robinsonschule fortan "bevorzugt" behandeln? "Das kann es ja genauso wenig sein", so Minnert.

Zudem arbeite die Robinsonschule massiv daran zu einer Ganztagsschule zu werden, und in solchen Schulen sei es ja so, dass es über die Betreuung hinaus auch Betreuung durch die pädagogischen Kräfte gibt, da die Schulzeit wesentlich verlängert wird. Und schließlich stelle sich auch die Frage der Finanzierbarkeit: Man zahle eine Kreisumlage und eine Schulumlage, und in letzterer sind auch die Betreuungsangebote des Main-Taunus-Kreises enthalten. "Das heißt: Wir haben das schon mitbezahlt", so Minnert, und wenn man nun den Betriebsübergang auf den Kreis vollzieht, dann entfallen künftig für die Stadt die zusätzlichen Personalkosten für das Schulkinderhaus. Dies sei nicht der maßgebliche Grund für die Ablehung des Antrags durch die Koalition - aber auch ein Grund.

Auch in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung wurde dieser Antrag der SPD letztendlich mit den Gegenstimmen der Koalition mehrheitlich abgelehnt.

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