Das in Hattersheim gerade entstehende Landwehr Quartier steht seit dem 5. Dezember vor einem großen Problem: An diesem Tage verkündete der Vorstand der Traumhaus AG in einer Pressemitteilung, dass man einen Antrag auf Einleitung eines Eigenverwaltungsverfahren stellen werde. Dem deutschen Insolvenzrecht nach bedeutet dies, dass das Wiesbadener Unternehmen als Schuldner so zum Insolvenzverwalter in eigener Sache wird. Dieses vorläufige Eigenverwaltungsverfahren bezieht sich auf die Traumhaus AG, die Heinrich Hildmann Gesellschaft für energieeffizientes Bauen mbH und die Traumhaus Fertigteilwerk. Dem Unternehmen zufolge wurde dieser Schritt notwendig, nachdem Gespräche über einen Überbrückungskredit oder andere liquiditätsstützende Maßnahmen zur Sicherung der Finanzierung des Konzerns gescheitert sind und somit die Zahlungsunfähigkeit droht.
Der Vorstandsvorsitzende der Traumhaus AG, Otfried Sinner, bezeichnete diese Maßnahme als die schwerste Entscheidung, die er in seiner Unternehmerlaufbahn bislang treffen musste. "Die aktuelle Entwicklung trifft mich besonders hart, da wir mit unseren Produkten genau den Zeitgeist für bezahlbaren, seriell erstellten Wohnraum treffen", so Sinner. Die Ursachen für diese Negativentwicklung wähnt der Vorstandsvorsitzende vor allem im Ukraine-Krieg und den dadurch bedingten Folgen auf das Kaufverhalten von Immobilienerwerbern, in "explodierenden Zinsen" und "politischen Fehlgriffen".
Der Vorstand der Traumhaus AG strebt nun Gespräche mit strategischen Investoren und Vereinbarungen mit den Banken an, ebenso die Neubewertung diverser laufender Geschäfte sowie operative Sanierungsmaßnahmen.
Im Hattersheimer Landwehr Quartier ist die Traumhaus AG Partner der Unternehmensgruppe Kleespies. Während letztere auf dem etwa 9,7 Hektar großen Areal 368 Miet- und Eigentumswohnungen in sechs Baufeldern errichten will, ist der Bau von insgesamt 86 Reihen- und Doppelhäusern Aufgabe der Traumhaus AG. Beide Unternehmen sind für den Infrastrukturausgleich verantwortlich, zum dem unter anderem die Erschließungsstraßen, der Kanal und der Kindergarten gehören, der kostenfrei übertragen werden soll und gebaut werden muss.
Bürgermeister Klaus Schindling berichtete in der vergangenen Woche in den Ausschusssitzungen über diese Entwicklung und die absehbaren Folgen für die Stadt Hattersheim. Das Verfahren werde jetzt erst einmal drei Monate lang so laufen, und dann müsse man schauen, wie es weitergeht. Sollte es dazu kommen, dass die Traumhaus AG tatsächlich nicht ihren Teil des Bauprojekts in die Tat umsetzen kann, stellt sich die Frage, wer hier womöglich einspringen kann. Man müsse dann das Gespräch mit der Unternehmensgruppe Kleespies suchen, ob diese dazu gegebenenfalls gewillt und in der Lage ist, oder ob man sich auf die Suche nach einem neuen Partner begeben muss.
Die Gefahr eines großen finanziellen Schadens für die Stadt Hattersheim sieht der Rathauschef nicht, man habe sich mit den entsprechenden Bürgschaften für die Erschließung so abgesichert, dass diese nicht mehr umkehrbar sind und dann gegebenenfalls in die Insolvenzmasse einfließen. Zudem sei ein nennenswerter Teil der Erschließung des Gebietes an der Voltastraße ja mittlerweile auch schon erledigt. Man müsse jetzt halt nur schauen, ob die Bautätigkeit im geplanten Zeitfenster voranschreiten wird - oder eben nicht. "Das werden die nächsten Wochen und Monate zeigen", so Schindling.
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