In der letzten Woche, vom 6. bis 10. Oktober, fand die 41. KinderKulturWoche des Kulturforums Hattersheim statt. Anastassia Tanopoulou, die die Woche seit vier Jahren organisiert, hatte schon im März begonnen, nach geeigneten Veranstaltungen für die Kinder Umschau zu halten. „Dabei recherchiere ich ganz viel im Internet und überlege, was den Kindern Spaß machen könnte“, verrät sie. Dann schaut sie, dass sie passende Angebote im Main-Taunus-Kreis findet. Auch das Budget muss sie im Auge behalten. In diesem Jahr enthält das tolle und abwechslungsreiche Programm wieder Altbewährtes, aber auch Neues.
Das Motto der diesjährigen Kulturwoche war: „Wir gehen auf Zeitreise“. Angesprochen werden Schülerinnen und Schüler von acht bis zwölf Jahren. Anmelden konnte man sich seit dem 3. September. Das Spezielle an dem Programm ist, dass eine telefonische oder Online-Anmeldung nicht möglich ist, die Kinder müssen vielmehr persönlich im KulturCenter angemeldet werden. Trotz dieser „Unbequemlichkeit“ waren die 132 Plätze wieder sehr schnell vergeben. „Manche Eltern sind frustriert, wenn ihre Kinder keinen Platz mehr bekommen“, berichtete die Erste Stadträtin, Heike Seibert. „Aber leider ist es nicht möglich, das Programm zu erweitern oder mehr Kinder pro Veranstaltung aufzunehmen, denn dann könnten wir die einzelnen Aktionen nicht mehr so anbieten, wie wir uns vorstellen.“
Gemeinsam unterwegs
Beim Waldcamp am Montagmorgen ging es tatsächlich weit in die Zeit zurück, nämlich in die Steinzeit. Betreut wurde dieser Erlebnistag im Wald in Bad Soden von dem erfahrenen Outdoor-Coach Jörg Weißbrodt. Es wurden Werkzeuge aus Stein hergestellt. Nach dem Sammeln von Reisig wurde nach alter Methode Feuer ohne Feuerzeug entfacht. Voller Enthusiasmus waren die Kinder beim Bogenschießen dabei. Abschließend schmeckte das am Lagerfeuer gegrillte Stockbrot wunderbar.
Dienstags standen zwei Veranstaltungen auf dem Programm. Morgens wurde das Senckenbergmuseum in Frankfurt besucht. Hier fand eine Begegnung mit Wissenschaftlern statt. Fasziniert lauschten die Kinder, was man alles erforschen kann. So wurde beispielsweise gezeigt, wie man mit einer Wildkamera eine Siebenschläferfamilie beobachten kann. Den Kindern fielen viele Fragen ein. Schließlich konnten sie wählen, ob sie an einer Führung durch die Dino- oder die Wasserwelt teilnehmen wollten.
Am Nachmittag wurde in Hattersheim Geocoaching angeboten, ein Event, dass sich schon in den Vorjahren sehr gut bewährt hatte. Als Geocoaching bezeichnet man die Schatzsuche mit GPS. Es werden nach kleinen Dosen mit Rätseln oder Schätzen gesucht, die an vielen Stellen, wie am Weiher oder am Schwarzbach oder auch mitten in der Stadt, versteckt sind. Die Kinder wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. „Eine Gruppe hatte Pech“, erzählte Anastassia Tanopoulou, „die GPS-Geräte haben nicht richtig funktioniert.“ So fand die zweite Gruppe den versteckten Schatz recht schnell und die erste Gruppe hatte keine Chance mehr. Als Trost bekam jedes Kind der „Verlierergruppe“ ein Eis spendiert. So war die Stimmung gerettet und alle konnten fröhlich nach Hause gehen.
Lecker schmeckt´s
Hmmm…, da lief einem schon das Wasser im Mund zusammen, wenn man nur den Titel las - Schokoladenworkshop. Im Stadtmuseum Hattersheim lernten die Kinder viel über Kakao, die Herkunft der Kakaobohnen und wie man Schokolade herstellt. Das Wissen setzten sie natürlich gleich in die Praxis um. Mit großem Stolz konnte jedes Kind am Ende des Mittwochvormittags seine selbst hergestellte Schokolade mit nach Hause nehmen.
Am Mittwochnachmittag lautete im Naturschutzhaus in den Weilbacher Kiesgruben das Motto: Rund um den Apfel - Auf der Streuobstwiese ist was los! Das Programm ist exzellent durch den Titel beschrieben. Die Kinder lernten viel über Äpfel, aber auch über den Lebensraum Streuobstwiese, in dem viele Pflanzen und Tiere zu Hause sind. Eine Apfel-Verkostung durfte natürlich nicht fehlen.
Kreativität gefragt
Im Kutschersaal des Alten Posthofs fanden sich neun Kinder ein, die Spaß am Basteln haben. „Kreativ mit Klötzchen und Plotter“ lautete der Titel dieser Aktivität. Doch was verbarg sich dahinter? Christine Gesang und Patricia Jung, beide in der Bücherei in Hattersheim tätig, sind erfahrene Bastelexpertinnen. Sie stellen mit ihrem Plotter Folien her, die sie dann in allerhand Schönes integrieren. Am letzten Donnerstag leiteten sie die Kinder an, zunächst aus Holzstäbchen zwei Rahmen und ein Zwischenstück zu basteln. Dann durften sich die Kinder ihr Lieblingsmotiv aussuchen, das mit dem Plotter auf eine Folie gedruckt wurde. Dieses Motiv, es gab Hunde, Katzen, Pferde oder auch Geister, wurde dann auf ein Transparentpapier übertragen. Das war in der Tat ganz schön schwierig. Durch die Assistenz der beiden geduldigen Damen wurde die Aufgabe aber gut von den Kindern bewältigt. Das Transparentpapier wurde anschließend auf die fertigen Rahmen geklebt, diese mit dem Zwischenstück verbunden und mit einer Lichterkette versehen – fertig war eine sehr dekorative Lampe. Viele der Kinder wollten sie für ihren Schreibtisch benutzen, aber auch den Nachttisch sollte sie schmücken oder neben dem Fernseher stehen. Einige wollten die Lampe ihren Eltern schenken. Am Ende der zwei kreativen Stunden war jedes Kind über seine besondere Lampe glücklich. Bei dem Bastelangebot handelte es sich um ein Erstangebot in der KinderKulturWoche. Die gute Resonanz spricht für eine Wiederholung im nächsten Jahr.
Ebenso wurde die Kreativität der Schülerinnen und Schüler beim Theater Workshop angeregt. Petra Schall leitete den Workshop. Sie kommt aus Hofheim und bietet hobbymäßig das Theaterspielen für Kinder an. Die Kinder bearbeiteten das Stück „Aladin und die Wunderlampe“. Petra Schall hatte einen ganzen Koffer voll glitzernder Kleidung mitgebracht. Das Theaterstück wurde mehrmals mit wechselnden Rollen aufgeführt. „Jeder möchte natürlich die Prinzessin sein“, schmunzelte Petra Schall. Allerdings waren die Kleider der Hofdamen mindestens genauso prächtig wie das Gewand der Prinzessin. Durch die wechselnden Rollen konnte jede der kleinen Schauspielerinnen (es gab nur einen Schauspieler) sich in unterschiedlichen Kostümen und Rollen ausprobieren und auch mal als Aladin, Flaschengeist oder Zauberer auftreten.
Hip-hop, was ist das? Das war die Frage bei der Einladung zum Hip-Hop Workshop. Rap, Beat, spezielle Kleidung, Tanz, Graffiti, all das gehört zum Hip-Hop. Der Workshop wurde zum ersten Mal angeboten. Als Leiterin wurde Marleen Leonhardt aus Kriftel gewonnen. Marleen selbst tanzt in der Garde beim KKK (Krifteler Karneval Klub) und trainiert eine Kindergruppe in diesem Karnevalverein. Bei TCS Metropol Hofheim tanzt sie selbst Hip-Hop. Für den Workshop hatte Marleen eine Choreografie von 30 Sekunden vorbereitet, die sie mit den Kindern einstudierte. Das klappte schnell recht gut. Man merkte, dass Marleen eine erfahrene Trainerin ist, denn sie hielt die Kinder mit Pausen und Spielen (beispielsweise Menschen-Memory) bei Laune. Gute Stimmung und großer Elan der kleinen Tänzerinnen und des Tänzers waren der Lohn für ihre Bemühungen.
Auch an die Kleinen wurde gedacht
Das Programm der Kinderkulturwoche richtet sich hauptsächlich an Schulkinder. Aber auch für die Kleinen ab drei Jahren gab es einen Programmpunkt. Anastassia Tanopoulou hatte das Theater con Cuore in die Stadthalle nach Hattersheim eingeladen. Stefan und Virginia Maatz zeigten „Wie Findus zu Petterson kam“. Sie spielten die Geschichte mit Großfiguren im Foyer der Stadthalle. Geschätzt 40 Kinder waren anwesend, aber auch viele Erwachsene. Schon die Kleinen wussten ganz genau, wie man sich im Theater verhält: ruhig sein, nicht umherlaufen, nicht essen und trinken. Und ja, lautes Lachen war ausdrücklich erlaubt, wie Anastassia Tanopoulou bei der Begrüßung betonte. Eingebettet in die Geschichte von Opa Sven, der in die Tierpension von Gundula Sammer kommt und seinen Kater sucht, wurde auf der Bühne dargestellt, wie der alte Petterson zu seinem Kater Findus kam. Petterson nimmt den Kater auf und bereitet zur Feier des Tages einen Kuchen zu. Das Zusammenspiel der Figuren wurde durch die Darstellung von alltäglichen Situationen so kindgerecht gezeigt, dass auch die Kleinsten auf ihre Kosten kamen. Aber genauso nett war das Stück für Erwachsende anzusehen, denn durch kleine, eingefügte Bemerkungen kam auch für sie der Humor nicht zu kurz.




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