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Gewerbeverein: Bilanz und Vorstandswahl – Baumarkt-Frage: Köster um Beschwichtigung bemüht

HATTERSHEIM (ak) – Zur Jahreshauptversammlung des Gewerbevereins Hattersheim (GVH) hatten sich am 27. März immerhin etwa 25 Prozent seiner Mitglieder im Hessensaal des Alten Posthofes zusammengefunden, als Gast wurde Bürgermeisterin Antje Köster willkommen geheißen.

 

In seinem Vorstandsbericht zog der Erste Vorsitzende des GVH, Reinhard Herden, eine durchaus auch selbstkritische, am Ende jedoch optimistische Bilanz für die vergangene Vorstandsperiode. So resümierte er, dass er nicht alle Vorstellungen, die er bei seinem Amtsantritt hatte, tatsächlich verwirklichen konnte, es sei ihm zum Beispiel nicht gelungen, tatsächlich wie versprochen alle Mitgliedsbetriebe zu besuchen und mit den Hattersheimer Parteien ins Gespräch zu kommen, obwohl er sich darum bemüht habe. Allerdings spiegele der GVH mit seinen etwa 90 Mitgliedern in seiner Zusammensetzung recht gut die Gewerbestruktur in Hattersheim mit den dort insgesamt etwa 1000 ansässigen Betrieben wider, von denen er gerne noch einige mehr „ins Boot“ holen wolle. Trotz der starken Konkurrenz von vielen regionalen Interessenvertretungen für Gewerbetreibende und obwohl sich auch in der Umgebung mehrere Gewerbevereine in der letzten Zeit aufgelöst haben, ist Reinhard Herden davon überzeugt, dass es für den GVH eine Zukunft gibt: „Es gibt eine Berechtigung für den Gewerbeverein Hattersheim – aber es muss sich etwas ändern“, lautete sein Fazit. 
Der erste Schritt wurde diesbezüglich mit der einstimmigen Annahme der vorgeschlagenen Satzungsänderungen getan; die Versammlung passte damit die Satzung des GVH an die neue Rechtsprechung im Steuerrecht an, der Vereinszweck wurde in der Satzung klarer formuliert, es wurde Platz für ein Vorstandsmitglied mehr geschaffen, der geschäftsführende Vorstand des GVH wurde auf vier Personen erweitert und der Modus der Vorstandswahlen wurde vereinfacht (in Zukunft wird alle zwei Jahre der gesamte Vorstand neu gewählt werden). 
Da der Kassierer der letzten Amtsperiode kurz vor der Jahreshauptversammlung einen Banküberfall miterleben musste, hatte Reinhard Herden auch kurzfristig die Kasse des GVH übernommen, zum Teil einem Steuerberater übergeben und zum Teil so überarbeitet, dass er der Versammlung die wichtigsten Zahlen in Bezug auf die Finanzlage des Vereines vor Augen führen konnte. Kassenprüfer Adi Schubert bedankte sich ausdrücklich dafür bei Reinhard Herden und gab dem zukünftigen neuen Vorstand den Auftrag, die Kasse bis zur nächsten Jahreshauptversammlung komplett aufzuarbeiten. Trotz der widrigen Umstände hatte er nur wenig zur Kasse zu bemerken und schloss seinen Prüfbericht mit der Auffassung, der Verein sei „gesund“ und habe die Möglichkeit, gut aufzutreten und noch mehr Ideen umzusetzen. Auf seine Empfehlung hin wurde der gesamte Vorstand entlastet. 
Unter der Wahlleitung von Kurt Wesemeyer fanden dann die Vorstandswahlen statt. Neu kandidierten Claudia Springer als Schriftführerin und Stephan Tille als Beisitzer, sie stellten sich der Versammlung vor. Der Kandidat für das Kassierer-Amt, Frank Erkes, konnte nicht an der Versammlung teilnehmen und wurde von Reinhard Herden vorgestellt. Der Vorstand wurde in seiner neuen Zusammensetzung einstimmig gewählt. 
Weiterer Tagesordnungspunkt waren die diesjährigen Vorhaben des GVH. Dabei war Reinhard Herden die Planung der „Informa 2013“ besonders wichtig, in Richtung der Bürgermeisterin Antje Köster sagte er: „Bevor ein Konzept erarbeitet wird, muss Klarheit darüber bestehen, ob die Stadthalle 2013 dem GHV als Veranstaltungsort zur Verfügung steht.“ Antje Köster erläuterte dazu, dass die Hattersheimer Stadthalle bis zum Frühjahr 2013 mit Veranstaltungen und Theater-Aufführungen „gebucht“ sei und daher frühestens danach zur Vermarktung freigegeben werden könne, die Informa also für das Frühjahr 2013 noch in der Stadthalle geplant werden könne. „Aber wir sind auch zu dem Schluss gekommen: Hattersheim ohne Stadthalle geht nicht“, erklärte die Bürgermeisterin. „Deshalb wird einem eventuellen Erwerber der Halle diese vielleicht auch von vorneherein mit einem Übernahmevertrag nur unter Einräumung von Nutzungsrechten für die Stadt angeboten.“ Reinhard Herden sind diese Aussichten nicht sicher genug, die Mitglieder des GVH und die Aussteller möchten die Informa nicht im Frühjahr, sondern im Herbst veranstalten. Der Gewerbeverein wird die Veranstaltung daher zunächst ohne die Nutzung der Stadthalle planen und nur, falls sich in Bezug auf die Stadthalle doch noch etwas anderes ergibt, darauf zurückkommen. Herden sicherte der Stadt jedoch auf jeden Fall die Unterstützung des GVH bei den Klassiker-Tagen, bei den Ferienspielen und in Bezug auf die kirchlichen Kindergärten zu. Bei der Ausstattung der Stadt mit Weihnachtsbeleuchtung und -schmuck wird der Gewerbeverein ebenso helfen und die große Weihnachtsgans-Verlosung wird auch in diesem Jahr wieder zugunsten der kirchlichen Kindergärten in Hattersheim stattfinden. 
Auch für seine Mitglieder hat der Vorstand des GHV im Jahr 2012 wieder einiges geplant, sie werden zusammen einen Ausflug unternehmen, es wird die Möglichkeit geben, an Weiterbildungs-Seminaren teilzunehmen (das nächste zum Thema „Internetkriminalität“ findet schon am 18. April statt). Noch mehr Ideen stellte Reinhard Herden der Versammlung vor, die die Effizienz der Vereinsarbeit verbessern und die den Verein für mehr Mitglieder attraktiv machen könnten: es könnten ein „Unternehmer-Stammtisch“ und auch Foren mit der Stadt, den Parteien und anderen Interessenvertretungen ins Leben gerufen werden, als verkaufsfördernde beziehungsweise Marketing-Aktionen könnten verkaufsoffene Sonntage oder auch ein „Nachtverkauf“ organisiert werden. 
Unter dem letzten Tagesordnungspunkt „Sonstiges“ ergriff Bürgermeisterin Antje Köster die Gelegenheit, die anwesenden Mitglieder des GHV im Hinblick auf den Unmut, den die Diskussionen um eine eventuelle Ansiedlung eines großen Baumarktes „am GHV vorbei“ unter ihnen erregt hatte, anzusprechen. „Wir stehen mit ,Bauhaus' zwar in Verhandlungen, werden aber die Belange der Hattersheimer Einzelhändler auf jeden Fall berücksichtigen“, beschwichtigte sie. „Leider sind die Unterlagen verfrüht an die Presse gelangt, eigentlich sollte nur signalisiert werden, dass hier etwas passiert.“ Dass „etwas passieren“ muss, machten die strengen Auflagen des Landes Hessen notwendig, ohne die zu erfüllen Hattersheim keine Chance habe, an die 21 Millionen Euro Landes-Hilfe zu kommen. „Ob wir aber tatsächlich etwa Buslinien einschränken oder gar das Schwimmbad schließen können oder wollen, wird noch sehr diskutiert und auch gut geprüft“, erklärte Köster. „Ende Juni soll erst der Antrag gestellt werden, solange wird das alles gut überlegt.“ Das finanzielle Problem Hattersheims sei ein strukturelles, wie es auch andere Gemeinden in ähnlicher Situation zu bewältigen hätten und welches durch sehr geringe Gewerbesteuer-Einnahmen und durch die Übernahme von vielen Landespflichten entstanden sei. „Wir wollen aus diesem Grund gerne neue Unternehmen hier ansiedeln – aber die Verhandlungen dazu beginnen manchmal wie zarte Pflänzchen, da muss man ganz vorsichtig drangehen. Daher kann ich auch nicht gewährleisten, den GHV immer gleich von Anfang an einzubeziehen, und an die Öffentlichkeit kann man damit erst gehen, wenn es wirklich spruchreif ist.“ 
Die Mitglieder des GHV nahmen ihre Worte zur Kenntnis.

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