Glücklich zu sein bedarf es wenig

Inszenierung des „Puppentheater unterwegs“ lässt viel Raum für Fantasie 

 

HATTERSHEIM (ak) – Die kleinen Zuschauer mögen vielleicht noch nicht richtig verstanden haben, weshalb der Hans erst wahrhaft glücklich ist, nachdem er alles, was ihn „beschwert“ und am Weitergehen gehindert hat, wieder losgeworden ist. Fest steht jedenfalls, sie hatten viel Spaß in der Vorstellung des „Puppentheater unterwegs“ im „Kinderkeller“ des KulturForums. Sogar die „Großen“ unter den Zuschauern konnten sich dem sympathischen Charme der Aufführung von Angelika Jedelhauser kaum entziehen und ließen sich nur allzu gerne in ihrer Fantasie aufs Land entführen, um an einem heißen Sommertag mit Hans von seinem zufriedenen und großzügigen Dienstherren zu seiner Mutter zu wandern.
Die Reise führte über Stock und Stein, bergauf, bergab durch die kleine Welt von Hans – symbolisiert durch vier schlichte Holzplanken, einem einfachen Zweig als Baum und einem alten Hut als Tümpel. Gerade so gestaltet, dass sie genauso auch in einem Kinderzimmer Platz finden könnte. Mittendrin verwandelte sich die Puppenspielerin Angelika Jedelhauser in die verschiedensten Charaktere des berühmten Märchens. Ein von einem dicken grauen Wollpullover abgeschnittener Ärmel auf dem Kopf und zwei kleine Fellpuschel an einem dünnen Gummi im Gesicht reichten etwa schon aus, um sie vom Reiter mit Bart und Kosakenmütze in einen Bauern mit dichten Augenbrauen und Zipfelmütze zu verwandeln. Aber auch den Scherenschleifer mit Robin-Hood-Kappe verkörperte sie auf diese Weise spielerisch leicht und mühelos.
Die Geschichte indes dürfte bekannt sein: sämtliche Bekanntschaften hauen den naiven Hans mit windigen Reden übers Ohr und luchsen ihm sein Hab und Gut ab, was Hans aber nicht bemerkt. Er bleibt auch angesichts der haarsträubendsten Bauernfängerei unerschütterlich positiv, wird ihm doch auch jedes Mal irgendwie eine Last abgenommen und er kann seine Wanderung leichter fortsetzen.
Wie sehr die kleinen Zuschauer in ihrer Fantasie mit Hans zusammen auf dem Weg zu seiner Mutter waren und wie sie ihm helfen wollten, merkte man an den Zurufen aus dem Publikum, wenn die Puppe mal wieder nicht weiter wusste: „Du musst mit der Zunge schnalzen und hopp-hopp machen“, wurde da gekräht, als das Pferd nicht laufen wollte, „Du kannst doch danach tauchen“, wurde etwa vorgeschlagen, als Hans der Mühlstein in den Brunnen gefallen war. Wie leicht es den Kindern doch fiel, die spartanische Bühnendekoration mit ihrer eigenen Fantasie anzureichern: ein kleiner Stofffetzen an einem Stab, der den Hans umkreiste und am Kopf kitzelte, wurde zum Beispiel sofort mit „Oh – ein Schmetterling“ aus dem Publikum kommentiert.
Für alle erwachsenen und bestimmt auch für viele der kleinen Zuschauer stand am Ende fest: mit solch einem bezaubernden Puppentheater kann keine Zeichentrick-Serie und auch kein Computerspiel zuhause konkurrieren.
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