Kein Ferienpass für Hattersheim

Magistrat spricht sich nach Prüfung gegen die Einführung aus und betont vorhandene Angebote für Kinder in den Ferien

Ferienspieleröffnung 2023: In den ersten beiden Wochen der Sommerferien kommen bis zu 140 Grundschülerinnen und -schüler in den Genuss dieses jährlichen Angebots.

Ferienpässe sind ein Stück weit im Main-Taunus-Kreis in aller Munde: Diverse Städte und Gemeinde bieten ihrem Nachwuchs in den Sommerferien einen solchen Pass an, der zum kostenfreien Besuch diverser regionaler Freizeiteinrichtungen berechtigt. Hattersheim am Main zählt nicht zu den Kommunen mit einem solchen Angebot, und das wird wohl auch so bleiben.

Im Juli des vergangenen Jahres forderte die Stadtverordnetenversammlung den Magistrat auf zu prüfen, ob und wie in Hattersheim zukünftig ein Ferienpass nach Vorbild des Bad Sodener Ferienpasses eingeführt werden kann. Das dortige Angebot des Ferienpasses richtet sich an Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 3 und 18 Jahren.

In der jüngsten Stadtverordnetenversammlung legte nun die Erste Stadträtin Heike Seibert den Parlamentarierinnen und Parlamentariern einen ausführlichen Bericht in dieser Sache vor:

Insgesamt vier MTK-Kommunen bieten einen solchen Ferienpass an: In Eschborn, Schwalbach am Taunus und Bad Soden am Taunus kostet dieser einmalig 10 Euro, in Sulzbach ist er sogar kostenlos.

Die Stadt Bad Soden startete 2023 in ihre Ferienpass-Ära. Immerhin stolze 1.097 Ferienpässe wurden dort auf Anhieb ausgegeben, die Nachfrage war also vom Fleck weg hoch. Für die Stadt generierten sich daraus Einnahmen in Höhe von 10.970 Euro, während sich die Kosten für die Inanspruchnahme der Freizeiteinrichtungen auf insgesamt ca. 21.000 Euro beliefen.

In Eschborn richtet sich der dortige Ferienpass an Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 4 bis 18 Jahren. Es gibt diesen dort schon seit 2015. Im vergangenen Jahr wurden dort insgesamt 605 Pässe gekauft, davon 155 kostenfrei unter Vorlage eines Leistungsbescheides. Die Gesamtkosten für die Kommune betrugen etwa 8.700 Euro, dem stehen Einnahmen in Höhe von 4.500 Euro durch den Pass-Verkauf gegenüber.

Der Schwalbacher Ferienpass wird schon seit 20 Jahren für Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 15 Jahren für einmalig 10 Euro angeboten. 2023 wurden dort 250 Ferienpässe ausgegeben, die Zahlen sind leicht rückläufig - im Vorjahr waren es noch 30 mehr. Die Kosten beliefen sich auf ca. 5.500 Euro (2022: etwa 5.800 Euro). Demnach beliefen sich die Gesamtkosten abzüglich der Einnahmen durch den Verkauf der Ferienpässe auf ca. 3.500 Euro im Jahr 2023, 2022 waren es 3.000 Euro.

Die Gemeinde Sulzbach schließlich bietet den Ferienpass seit 2017 Kindern und Jugendlichen im Alter von 3 bis 15 Jahren kostenfrei an. Im letzten Jahr wurden dort 326 Pässe nachgefragt, die Gesamtkosten beliefen sich auf ca. 2.800 Euro.

Zu den Ferienpass-Kooperationspartner der Kommunen Bad Soden, Eschborn, Schwalbach und Sulzbach zählen: Das Experiminta Science Center in Frankfurt, der Freizeitpark Lochmühle in Wehrheim/Taunus, der Opel-Zoo in Kronberg, der Frankfurter Zoo, der Frankfurter Palmengarten, das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt und das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt. Zudem gab es vereinzelt auch zusätzliche ortsansässige Kooperationspartner.

Ferienangebote für Kinder in Hattersheim

In Hattersheim am Main gibt es zwar keinen Ferienpass, aber dennoch werden den hiesigen Kindern und Jugendlichen in den Ferien diverse Angebote gemacht: So gib es stets die Ferienspiele in den ersten beiden Wochen der Sommerferien, an denen etwa 130 bis 140 Grundschülerinnen und -schüler teilnehmen, bei einer Ermäßigung der Teilnahmegebühr bei Vorlage eines Leistungsbescheides oder des Hattersheim-Passes.

Zudem findet stets parallel zu einer Ferienspiel-Woche die Jugend-Kreativ-Woche mit diversen Workshops statt.

2022 wurde der Kinder- und Jugendtag eingeführt, der sich mittlerweile zu einer jährlich wiederkehrenden Veranstaltung gemausert hat und zwischen den drei Stadtteilen rotiert.

Jeweils 50 Prozent Ermäßigung gibt es sowohl für den Besuch des Freibads als auch für städtische Kulturangebote unter Vorlage des Hattersheim-Passes.

Und schließlich sind da noch die Angebote der mobilen Jugendarbeit in Form von Workshops und Ausflügen, das frisch erneuerte Jugend-Info-Büro sowie die Schulkinderbetreuung des Kreises und/oder des Schulkinderhauses in der Rathausstraße. Außerdem gibt es Ferienspielangebote für sämtliche Schulferien in der Hattersheimer Siedlung durch einen Mitarbeiter der Hattersheimer Wohnungsbaugesellschaft (Stadtteilbüro), heißt es im Magistratsbericht weiter.

Fazit: Einführung "nicht zielführend"

Der Magistrat stellt in seinem Bericht abschließend fest, dass sich die Angebote der vier Nachbarkommunen an alle Kinder und Jugendliche des jeweiligen Stadtgebiets im Alter von 3 bis 15 bzw. 18 Jahren richtet, unabhängig vom Familieneinkommen. "Da hier keine Differenzierung vorgenommen wird, werden mit kommunalen Mitteln auch Kinder und Jugendliche unterstützt, für die ein Ferienpass eher unter den 'Mitnahme-Effekt' fällt, da eine tatsächliche Bedürftigkeit nicht geprüft wird."

Im Gegenzug sei es für Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien in den meisten Fällen nicht ausreichend hilfreich, wenn für sie selbst der teure Eintritt durch einen Ferienpass entfalle, jedoch die Eltern selbst nicht in der Lage sind, die Kosten für die eigenen Eintrittskarten sowie die Fahrtkosten zu bezahlen.

Im Gegensatz zu städtischen Angeboten vor Ort seien die Kinder und viele Jugendliche für die Inanspruchnahme der Ausflugsziele nach Frankfurt am Main oder nach Kronberg auf die Begleitung Erwachsener/erwachsener Familienmitglieder angewiesen, so der Magistrat, dessen Einschätzung deckungsgleich sei mit den Beobachtungen aus den drei Nachbarkommunen, die den Ferienpass bereits seit mehreren Jahren anbieten.

Zudem wurde schon seit 2023 der Haushaltsansatz für die Jugendarbeit in Hattersheim am Main erhöht. Eine dritte Sozialarbeiterin mit einer 50-Prozent-Stelle wurde bereits vom Träger der mobilen Jugendarbeit JJ (Jugendberatung und Jugendhilfe) eingestellt. Darüber hinaus wurden im vergangenen August neue und größere Räumlichkeiten für das Jugend-Info-Büro bezogen, die feierliche Einweihung erfolgte vor wenigen Wochen. Durch diese beiden Veränderungen sind mehr kostenfreie Angebote für Jugendliche möglich geworden, weitere sind geplant, so der Magistrat.

Alle dieser Freizeitangebote und Workshops werden mit städtischen Mitteln umgesetzt, so wurde beispielsweise in den Jahren 2022 und 2023 der Bestand an Musikinstrumenten erheblich aufgestockt, da hierzu eine große Nachfrage bestehe. Im Jugend-Info-Büro steht für deren Nutzung ein spezieller Musikraum zur Verfügung. Das Angebot wird vom einem der Jugendarbeiter begleitet und erfreue sich großer Beliebtheit.

"Finanzielle Mittel, die in den Tourismustopf anderer Kommunen fließen, stehen für städtische kostenfreie Angebote nicht mehr zur Verfügung. Daher wird die Einführung eines Ferienpasses für Hattersheim am Main als nicht zielführend erachtet", lautet aus den genannten Gründen das Fazit des Berichts.

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