Die Keltenfunde sind zurück in Hattersheim

Hattersheimer Geschichtsverein widmete Messer und Fibel ein Empfangsfest im Stadtmuseum

mpk

Am vergangenen Sonntagvormittag hieß Ulrike Milas-Quirin, die stellvertretende Vorsitzende des Hattersheimer Geschichtsvereins, jene geschichtsinteressierten Bürgerinnen und Bürger im Stadtmuseum willkommen, die der Einladung zum "Aktionstag Hattersheimer Kelten-Welt" gefolgt waren.

Der Anlass für diesen besonderen Tag: Zwei an das Glaubergmuseum ausgeliehe Fundstücke, ein Rasiermessen aus Eisen und eine keltische Bronzefibel, sind an ihren Fundort nach Hattersheim zurückgekehrt und haben nun wieder den Weg in die hiesigen Ausstellungsvitrinen gefunden. Zuvor konnten Interessierte nun noch einmal einen besonders nahen Blick auf diese außergewöhnlichen Objekte werfen, und Ulrike Milas-Quirin lieferte im Rahmen ihrer Museumsführung an diesem Tag weitere Details zu den Grabungsfunden aus der Keltenzeit und stellte einen Kontext zum damaligen Alltag und den heutigen Grabungsarbeiten her.

Eigentlich sollte die Ausstellung im Glaubergmuseum schon vor einem Jahr beendet sein, dann jedoch wurde sie um ein Jahr verlängert, berichtete Ulrike Milas-Quirin. Somit hat sich dann auch die Rückkehr der Fundtstücke nach Hattersheim entsprechend verzögert. Damit ist nun endlich die Zeit, in der lediglich zwei Platzhalter mit Fotos in den Vitrinen des Stadtmuseums zu sehen waren, beendet.

Doch zuvor standen beide Objekte - auch dort natürlich gesichert unter Glas - zentral im Foyer des Stadtmusems, um von den Besucherinnen und Besuchern am Aktionstag aus der Nähe begutachtet werden zu können.

Die Entenkopffibel aus Bronze stammt aus der Zeit zwischen 450 bis 380 v. Chr. und war die Grabbeigabe einer "Hattersheimer Dame". Vor 20 Jahren wurde sie aus einem Körpergrab im Hattersheimer Baugebiet Südwest geborgen. Die kunstvoll gestaltete Bronzefibel weist zwei stilisierte, zueinander geneigte Entenköpfe auf und wurde im Gussverfahren hergestellt. Dies kann man deshalb so eindeutig feststellen, da die Oberfläche an der Unterseite des Bügels nicht geglättet wurde. Eine bemerkenswerte Besonderheit: Die Reservatorin hat auch die Stoffreste der Kleidung der Verstorbenen, die noch an der Fibel kleben, untersucht: "Auf einen Zentimeter hat sie sechs Schuss- und sechs Kettfäden in Leinwandbindung gefunden und hat damit diagnostiziert, dass es ein Stoff einer einfachen Webart gewesen ist", führte Ulrike Milas-Quirin weiter aus.

Etwas jünger ist das Rasiermesser aus Eisen: Jenes wird auf die Zeit zwischen 250 und 180 v. Chr. datiert. Geborgen wurde es 2006 aus einem Brandgrab, ebenfalls im hiesigen Baugebiet Südwest. Das 15,7 Zentimeter lange Rasiermesser wurde in den Überresten einer schalenförmigen Keramikurne mit Inventar entdeckt und anschließend in mehreren Arbeitsschritten restauriert.

Jenes Fundstück räumt auch mit dem Vorurteil der antiken Griechen und Römer auf, welche die Kelten gerne als "ungepflegte Barbaren" ansahen: Auch die Kelten betrieben Körperpflege, und es war ihnen keineswege egal, wie ihnen der Bart nun gerade wächst.

Neben dem geführten Rundgang durch die archäologische Abteilung des Stadtmuseums wurde den Gästen des Aktionstages ein 26 Jahre alter Film über die ersten Grabungskampagnen am Gärtnertor präsentiert. Und drumherum standen für die Besucherinnen und Besucher keltische Snacks und Erfrischungen bereit: Zu "Häuptlingskonfekt" wurde Met gereicht, ein alkoholisches Getränk aus Honig und Wasser. Restproben hiervon wurden in Keramiken der Glockenbecherkultur gefunden und datieren auf den Zeitraum zwischen 2800 und 1800 v. Chr. Der alte Honigwein fand damals Verwendung als Opfer- oder Grabbeigabe, bei religiösen Festen, in der Medizin - und, passend zum Aktionstag im Stadtmusem, auch bei Gastbewirtungen.

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