Kunstnebelschwaden und Stroboskopgewitter

Viel Show, aber kein Showboxen bei der 8. Hattersheimer Boxnacht / Am Ring Axel Schulz und Andy Möller

HATTERSHEIM (idl) – Mit Vorbereitung, Organisation und Durchführung der 8. Hattersheimer Boxnacht schrieb das Trio Sevecke, Thust, Erle ein weiteres Kapitel der Erfolgsgeschichte Box-Entertainment in der Mainstadt. In der ausverkauften Karl-Eckel-Halle erlebten Boxsportfreunde aus Nah und Fern eine ebenso perfekt organisierte wie sportlich ansprechende Veranstaltung.
Die besten Beziehungen von Hako Sevecke in der Profi-Boxsportszene Deutschlands, gepaart mit Ebby Thusts Händchen für das „Matchmaking“. Dazu Andre Erles unerschütterlicher Enthusiasmus und sein Talent, für eine große Idee zu begeistern, sind Grundlagen des Erfolgs.
Und natürlich das Engagement dutzender Helferinnen und Helfer aus den Reihen des FC Eddersheim, ohne deren Einsatz ein Event wie die Boxnacht schlicht und ergreifend nicht zu realisieren wäre.
Boxen ohne Show, undenkbar. Bei der 8. Auflage der langen Faustkampfnacht hatte man in gewohnt professioneller Manier für das entsprechende „Ambiente“ gesorgt. Kein Vergleich mit der ersten Veranstaltung, die in einem Zelt auf dem Eddersheimer Sportgelände über die Bühne ging. Seinerzeit stapften die Boxer von den gegenüberliegenden Umkleiden des Vereinshauses durchs Freie in den Ring. Mit wasserfesten Stulpen über den Boxschuhen – am Vorabend hatte es kräftig geregnet.
Anno 2011 schreiten die Kämpfer durch Kunstnebelschwaden und Stroboskopgewitter zu knalligen Rhythmen in die Arena. Was sich trotz aller Show drumherum nicht geändert hat – die Besucher bekommen in Hattersheim kein Showboxen zu sehen. Die Mehrzahl der Kämpfe bot ansprechendes Niveau. Viel guter und reeller Sport für wenig Geld. Mit 14 Euro war man mit von der Partie, für die VIP-Tickets inklusive After Fight Party waren 90 Euro anzulegen.
Mit Axel Schulz und Andy Möller, neben unvermeintlichen Kiezgrößen, waren auch einige Promis in die Karl-Eckel-Halle gekommen. Und die sahen bei Boris Estenfelders technischem K.o. gegen einen hoffnungslos unterlegenen Hans Olak und Vito Vendettas eher mühsamen Punktsieg über den Berliner Thomas Freitag zwei Lokalmatadoren nicht wirklich glanzvoll siegen.
Vendetta wirkte bereits nach Runde 1 ausgesprochen angestrengt, sein Gegner konnte den Kampf bis in die abschließende vierte Runde offen gestalten. Vendetta setzte alles auf eine Karte und holte sich die notwendigen Punkte auf den Zetteln der Punktrichter durch eine beeindruckende Schlagserie, die ihn freilich auch die letzten Kräfte gekostet haben dürfte.
Schade, das sich der jüngste deutsche Meister aller Zeiten Dennis Ronert (der Cruisergewichtler holte sich den Titel am 9. April 2011 im Alter von 18 Jahren durch einen Erstrunden-K.o. gegen Roy Meissner) bei seiner ersten Titelverteidigung mit einem – um es freundlich zu formulieren – komplett überdrehten Gegner zu tun hatte. Toni Thess hatte wohl eindeutig zu viel „Thesstosteron“ im Blut, als er Boxer Ronert bereits in Runde 1 mit Fußtritten traktierte und dafür seine erste Verwarnung nebst Punktabzug bekam. Ein Ellenbogencheck in Runde zwei führte zum Abbruch des Kampfes. Toni Thess hatte sich wohl eindeutig in der Sportart geirrt, am Samstagabend wäre er in einem Drahtkäfig besser aufgehoben gewesen. Eine Werbung für den Boxsport war die von Thess grinsend zur Kenntnis genommene Disqualifikation leider nicht.
Schön, dass es bei den anderen Partien guten, fairen Boxsport zu sehen gab. Besonders überzeugten der Nürnberger Mittelgewichtler Nuhu Lawai, Amazone Jessica Balogun und Schwergewichtler Jens Krull, der allein schon durch seine schiere Körpergröße von 2,09 Meter zu imponieren wusste.
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