Einmal mehr konnten sich die vielen Freunde der mittlerweile in Hattersheim schon traditionellen Überraschungsshow "Cabaret à la surprise" am vergangenen Freitagabend auf eine weihnachtliche Neuauflage freuen. Das Kulturforum Hattersheim hatte nach den üblichen drei Open-Air-Ausgaben nun wieder ins warme und trockene Okrifteler Haus der Vereine eingeladen (vor 2018 fand das Weihnachtsspecial immer im Posthofkeller statt), und selbiges war dann auch gut gefüllt. Doch auch dieses wetterfeste Obdach konnte zum Glück nicht verhindern, dass so manches Auge infolge von Lachtränen alles andere als trocken blieb.
Es war, dem Namen der Veranstaltung entsprechend, auch wieder ein rundum überraschender Abend für das Publikum. Niemand wusste vorher, welche Künstler wohl die Bühne betreten werden. Ob Comedy oder Kabarett, musikalische Darbietung oder gar Tanz: Alles war grundsätzlich möglich, und diese Unvorhersehbarkeit macht schließlich auch den Reiz des "Cabaret à la surprise" aus.
Doch die erste Überraschung des Tages ereilte schon im Vorfeld des spaßigen Abends die Organisatoren: Eigentlich sollte Cüynet Akan, der deutsch-türkische Comedian aus Wiesbaden, die Moderation des Abends übernehmen. Leider war dieser jedoch kurzfristig erkrankt, so dass Daniel Neumann, der Geschäftsstellenleiter des Kulturforums, schleunigst Ersatz finden musste.
Das gelang ihm zum Glück vorzüglich: Bernhard Westenberger vom Hofheimer Showspielhaus sprang spontan ein und begrüßte direkt das Publikum. Westenberger blühte in der Rolle des Moderators förmlich auf, scherzte immer wieder direkt mit dem Publikum und gewährte zwischen den Auftritten der weiteren Künstler des Abends immer wieder Einblicke in seine Soloprogramme. Aktuell ist er mit "Gestern ging`s noch" auf Tour. In der Fortsetzung des "Teufelsgreis" erzählt er seine Lebensgeschichte nun weiter, frisch angekommen in der Rolle des Großvaters. Ein Mittfünfziger, der sich jung wie eh und je fühlt - sich jedoch auch dabei ertappt, wie er zum Beispiel plötzlich mit auf dem Rücken verschränkten Armen spazieren geht. Und der Stress beim „Begleiteten Fahren ab 17“ zusammen mit seiner Tochter kostet ihm gleich noch ein paar weitere Lebensjahre...
Synchronsprechen ist schräg
Als zweiter Künstler des Abends wurde Jan van Weyde enthüllt, seines Zeichens deutscher Schauspieler, Comedian und Synchronsprecher. Schon seit acht Jahren tritt van Weyde regelmäßig landauf, landab mit seinem Stand-Up-Programm auf, und von der Mattscheibe kennt man ihn unter anderem als Ensemblemitglied von "Binge Reloaded" seit 2020 und aus der vierten Staffel von "LOL: Last One Laughing".
Jan van Weyde amüsierte das Publikum mit einigen Anekdoten und Geschichten aus seinem Alltag als Familienvater, der unter anderem Schwierigkeiten damit hat, die Lieblingssendungen aus seiner eigenen Kindheit nun als Papa noch mit den gleichen Augen wie damals zu sehen. Vierzig Jahre später nimmt man die "Biene Maja" und die "Augsburger Puppenkiste" völlig anders wahr - und ist die nostalgische Verklärung erst einmal beiseite geschafft, versteht man auch, warum die heutigen Kinder andere Favoriten haben.
Und auch seine Tätigkeit als Synchronsprecher entpuppte sich an diesem Abend als Quelle witziger Beobachtungen: Wenn van Weyde auf der Bühne von seiner eigenen Stimme in die Synchronfassung des Fernsehkochs Jamie Oliver wechselt, mit all ihren schrägen und völlig unnatürlichen Betonungen und Formulierungen, wird schlagartig offensichtlich: Synchronsprechen ist nicht normal.
Der "weiße Tyson"
Johann Theisen entpuppte sich als nächster Überraschungsgast. Der Stuttgarter Komiker, Zauberer und Musiker versteht es blendend, sein Publikum erzählend, rappend, zaubernd und improvisierend zu unterhalten. Theisen, auch als "weißer Tyson" bekannt, gewährte viele lustige Einblicke in das charmante Leben eines waschechten Hallodris, zum großen Amusement des Publikums in Okriftel. Ob seine Witze zum Ortsnamen "Orkrifel" mit Querverweisen zum "Herrn der Ringe" jedoch absichtlich auf einer falschen Schreibweise basierten oder er sich nur im Vorfeld des Abends verlesen hatte, wird wohl auf ewig sein Geheimnis bleiben. Aber das ist eigentlich auch egal: Witzig war es so oder so.
Pendeln zwischen Bütt, Bühne und Hochschule
Und schließlich betrat noch ein weitere Komiker die Bühne im Haus der Vereine: Jürgen Leber präsentierte seine typische Mischung aus Kabarett und Comedy, die sich an Hessen und Nichthessen gleichermaßen richtet - letztere spielten an jenem Abend in Okriftel jedoch keine Rolle.
Leber ist insbesondere auch bekannt durch seine Wandlungsfähigkeit in der Faschingszeit. Der Hessische Rundfunk hat sogar schon ein anderthalbstündiges Special „Jürgen Leber – seine besten Büttenreden“ ausgestrahlt.
Doch wandlungsfähig ist Leber nicht nur in der Bütt, sondern auch im wahren Leben: Dort liefert es sowohl Kabarett, als auch Lesungen. Er geht philosophischen Fragestellungen nach der Natur der Wahrheit auf den Grund, räumt mit Vorurteilen über Hessen auf, und zu allem Überfluss wirkt er auch noch als freier Dozent für Politik, Wirtschaft, Soziologie, Psychologie und Schlüsselqualifikationen an Hochschulen. Ein echter Tausendsassa und ein krönender Abschluss für die Saison 2023 des "Cabaret à la surprise"!
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