Vier Jahre ist es nun schon her, als die Kümmeldrescher des Eddersheimer Gesangvereins Liederkranz-Eintracht ihre traditionelle Fastnachtssitzung erstmals in der TSG Turnhalle veranstalteten, nachdem der altehrwürdige Taunussaal hierfür nicht mehr zur Verfügung stand. Und obwohl in diesen Zeitraum auch die Corona-Pandemie fiel und die Fassenacht nicht immer so stattfinden konnte, wie man es gerne gehabt hätte, lässt sich nach der jüngsten Sitzung am vergangenen Samstagabend festhalten: Die Kümmeldrescher und ihr närrisches Publikum sind in der TSG-Halle angekommen.
Moderatorin Katja Leppert führte souverän, witzig und schlagfertig durch den Abend, der unter dem Motto „Mau-Mau und Helau“ stand, und durfte als ersten Programmpunkt mal wieder die beiden Protokoller Wolfgang Drescher und Stefan Häb auf der Bühne begrüßen. An der Politik und dem gesellschaftlichen Leben, vom großen Berlin bis zum beschaulichen Hattersheim, ließen sie kaum ein gutes Haar. So tat es beiden im Herzen weh, dass neuerdings beim Fischerfest die Altstadtgassen verlassen liegen und die Feierei nur noch am Mainestrand stattfindet. Ebenso wurde im Protokoll der Eddersheimer Bahnübergang als "Dauerbrenner" festgehalten: Bis heute sei da nichts passiert - was aber auch kaum einen interessieren mag angesichts des nachlassenden Bahnverkehrs.
Sodann betrat die erste von vier Tanzgruppen die Narrhalla-Bühne in Eddersheim - und zwar zunächst die jüngste: Die 25 "Sweetie Stars", trainiert von Sina Gärtner und Lea Schmithals, legten zum Soundtrack von "Fluch der Karibik" eine mitreißende Piraten-Tanzperformance hin.
„Einmal ein Candy Girl – immer ein Candy Girl“
Im weiteren Verlauf des Abends bewiesen dann noch sechs tanzende Veteraninnen als "Candies Reloaded" unter dem Motto "We are back", dass sie absolut nichts verlernt haben, während die aktuellen "Candy Girls" Las Vegas nach Eddersheim brachten, bevor sich unmittelbar vor dem großen Finale das Männerballett "Crazy Dancers" schon mal auf den Weg "Ab in den Süden" machte.
Doch nochmal zurückgespult: Natürlich war die fast dreieinhalbstündige Sitzung nicht nur geprägt von Musik und Tanz, sondern auch von Büttenreden und Kokolores. Waltraud Pöschl plauderte als Pfarrhaushälterin aus dem Nähkästchen, und einmal mehr war es Stefan Häb, der sich als "Fastnachtskontrollbeauftragter" betätigte und mit äußerster Gründlichkeit dafür sorgte, dass an diesem Abend auch alles mit rechten Dingen zuging. Und Christine Gesang schließlich brachte als Weinkönigin royales Flair in die TSG-Halle - Krönchen inklusive.
Die neu gegründete Gruppe Potpourri, ein buntes Gemisch aus Mitgliedern des Vereins über Sängerinnen des Mainchors, Tänzerinnen der Candy Girls, einem Candy Girl in „Ruhestand“ und dem Ton-/Bühnentechniker, präsentierten „Wer bin ich?“ mit waghalsigen Aktionen – zum Glück ohne blaues Auge.
Rheuma und Ischias waren dieses Jahr im Musikfieber. Mit einem Flaschenxylophon, einem Waschbrett, einer Teufelsgeige und einer Gitarre wurde zu „Stand be me“ (... bei mir steht er nie) musiziert.
Wie seit Jahren sind auch die Schnitzelmuddies nicht aus dem Programm wegzudenken und Katja Leppert als „gechillte Yogafrau“ gemeinsam mit Jessica Lucks als „gestresste Mutter“ stellten fest, dass „Alkohol keine Lösung ist“.
Insgesamt 14 Programmpunkte prägten den Abend, und wie immer wurden diese - obwohl es sich bei der Liederkranz-Eintracht eigentlich "nur" um einen Gesangverein handelt - von den Vereinsmitgliedern selbst ausgedacht, vorbereitet und präsentiert.
Und dann wäre natürlich noch ein weiteres alljährliches Highlight: Vor der Pause, die auch hier natürlich zweimal elf Minuten andauert, ist es üblich, die Kümmeldrescher-Taufe zu feiern. Diesmal wurde Bürgermeister Klaus Schindling für seine Verdienste und die Unterstützung der Eddersheimer Fassenacht zum Kümmeldrescher ernannt, während es Andreas Marz nun bereits zum Ehrenkümmeldrescher gebracht hat. Letzterer ist langjähriger Akteur der Kümmeldrescher als Käthchen und Lisbeth und als „Heimatgeber“ der TSG-Halle, ohne die die Kümmeldrescher-Sitzung nicht möglich ist.
Und es gab noch eine weitere Ehrung: Dieses Jahr stammt der Hattersheimer Narr des Jahres - oder besser die Närrin - aus Eddersheim. Gemeinsam mit dem Bürgermeister würdigten Vertreter aus Hattersheim (Ralf Meik als Zugmarschall) und Okriftel (Vertreterinnen der Wilden Weiber Okriftel WWO) die neue Närrin Waltraud Pöschl für Ihre Verdienste um die Hattersheimer Fassenacht.
"Mein Eddersheim, du Perle an dem Main“
So nahm einmal mehr ein ganz besonderer Fastnachtsabend seinen Lauf, gekrönt natürlich am Ende standesgemäß mit dem "Eddersheimer Lied". Zu „Ei Ei Ei das ist der Hit“ zogen die Akteure schließlich von der Bühne durch den Saal, und der DJ spielte noch bis 2 Uhr, während ausgelassen getanzt wurde - zuweilen auch auf den Tischen. Am Ende waren sich alle einig: es war mal wieder ein besonders schöner und gelungener Abend in Eddersheim.