Musik mit heimatlichem Zungenschlag

„Sachsenhäuser“ feierten mit Entertainer Benny Maro ein stimmungsvolles Herbstfest

Bei Benny Maros „Sierra Madre“ schwangen im Südringtreff die Servietten hoch in der Luft. Die Gäste begeisterten sich sehr für den charmanten Vollblut-Entertainer aus Zeilsheim.(Foto: A. Kreusch)

HATTERSHEIM (ak) – Lange sorgfältig von Gerhard Neudert geplant, von ihm und seinen vielen Helfern im Südringtreff bestens organisiert und durchgeführt war es am letzten Sonntag dann eigentlich viel zu schnell wieder vorbei: Das „Sachsenhäuser Herbstfest“ in der Hattersheimer Siedlung war auch in diesem Jahr erneut ein Veranstaltungshöhepunkt, der den Gästen sehr viel Freude machte und allerbeste Stimmung brachte, der Nachmittag verging bei wunderbarer Unterhaltung wie im Flug.

Schuld daran war Benny Maro, der charmante Entertainer aus Zeilsheim mit der immer noch tollen Stimme und dem vertrauten heimatlichen „Zungenschlag“. Mit auf eine musikalische Weltreise nahm der in diesem Jahr unglaubliche 70 Jahre alt gewordene Sänger die „Sachsenhäuser“, unter die sich auch einige andere Gäste aus dem Stadtgebiet – etwa Stadtverordnetenvorsteher Günter Tannenberger – gesellt hatten. Mit „Country Road“ ging es in die USA, für den „Ausflug“ in die Sierra Madre nahm er seine Panflöte zur Hand. Das da auch gerne mitgesungen und Servietten in der Luft geschwungen wurden, zeugte von der Begeisterung, die der Künstler im Saal im Südringtreff entfachte. Beim nachfolgenden „Marina, Marina“ sang natürlich auch jeder im Saal wieder sehr gerne und beschwingt mit, kommentiert von einem netten: „So ist es richtig!“ des Künstlers. Diese Vorstellung war ganz offensichtlich sehr nach dem Geschmack aller Hattersheimer „Sachsenhäuserinnen“, und den „Sachsenhäusern“ gefiel es auch sehr gut! Natürlich fand Benny Maro aus dem Land mit der „seltsamen Sprache, wo „caldo“ warm heißt bald wieder zurück nach Frankfurt, denn: „Dehaam is dehaam!“
Warum Benny Maro den heimatlichen Dialekt liebt, machte er an zwei Zitaten aus den Mündern Frankfurter Urgesteine fest: „Jede Region liebt ihren Dialekt, denn er ist das Element, in welchem die Seele ihren Atem schöpft hat schon Goethe erkannt, und das Liesel Christ’s Eltern viel Geld für Schauspielunterricht ausgaben, in dem ihre Tochter astreines Hochdeutsch sprechen lernte, relativiert Maro schmunzelnd in ihrer eigenen Äußerung dazu: „Deshalb kann ich das – isch kann mich abber aach beherrsche!“ 
Bei dem – natürlich auf frankforderisch und auf den Main umgetexteten – „Schenk mir dein Herz“-Lied der Höhner hielt Benny Maro ein kleines Vorhängeschloss in der Hand – da kamen sicher einigen Mitgliedern des „Sachsenhäuser Runden Tisches“ schöne Erinnerungen an den diesjährigen Ausflug nach Frankfurt in den Sinn, dessen kleine Schiffstour ja am über und über mit solchen „Liebesschlössern“ behängten Eisernen Steg startete. Aber auch alle, die nicht mit dabei waren, sangen und schunkelten begeistert mit – so beeindruckend, dass sogar der Sänger schon an dieser Stelle bemerkte, was er bei den „Sachsenhäusern“ für ein tolles Publikum hatte. 
Am Eisernen Steg begann auch gleich die nächste Geschichte, die er erzählte, dort machte nämlich „der Herrgott aus dem Knaatsch“ den Adam. Die folgenden Ent- und Verwicklungen sind ja einschlägig bekannt, aber in Frankfurter Mundart hört sich eben alles noch einmal besser an – und vor allem schloss diese „Schöpfungsgeschichte“ mit einer für Menschen der Region sehr wichtigen Erkenntnis: Nicht die Wirte sind an den ständig steigenden „Äppelwoi-Preisen“ schuld, sondern das hat der liebe Gott als Strafe für den Sündenfall selbst so verfügt: „Des is göttliche Vorhersaachung!“
Das der als Frankfurter Oberbürgermeister von den 50er bis in die 60er Jahre einst amtierende Werner Bockelmann ein Onkel von Udo Jürgens war, mag vielen bekannt gewesen sein – das Benny Maro daraus eine amüsante Geschichte spann, nach der Udo Jürgens sein Lied über den „Griechischen Wein“ eigentlich über Frankfurt und über den „Äppelwoi“ geschrieben hat, ist vielleicht ein bisschen weit hergeholt, aber der Stimmung im Saal tat der kleine „Vorspann“ zu einem weiteren von vielen gerne mitgesungenen Hit – den natürlich Adam und die Mickys einst „verfrankforderischt“ haben – überhaupt keinen Abbruch, ganz im Gegenteil der Südringtreff sang und brauste vor sich hin. Auch das Gedicht vom „Tröppsche wie en Diamant“, dem „Kreislaufdroppe“ an der Nase des Apfelwein-Genießers, wurde sehr belacht und beklatscht – da brauchte der Entertainer nicht zweimal zu fragen: „Sie kenne des mit dene Händscher zum Himmel?“, beim folgenden musikalischen Apfelwein-Lob zu den Klängen von Anton aus Tirol wogten die Arme und Hände in Richtung Saaldecke.
Das Benny Maro auch ganz anders kann, wurde bei seinem Medley „Out of Africa“ deutlich, welches ihn an eine Traumreise auf den fernen Kontinent erinnert und die Stimmung seiner Zuhörer sofort auch dort mit hin nahm. Bei „The Lion sleeps tonight“ und „Kumbaya“ meinte man das Fernweh im Raum zu spüren. 
„Er singt jetzt schon eine ganze Stunde lang, ohne Pause“, flüsterte eine Zuhörerin einem zu spät gekommenen Gast anerkennend und fast ehrfürchtig ins Ohr. Ihrem und seinem Gesicht sah man an, dass beide wussten, was er verpasst hatte.
Benny Maro schloss sein schönes Programm im Südringtreff mit einem Lied zur Gitarre ab, das noch vielen gut in Erinnerung ist und welches für ihn eine besondere Bedeutung hat: „1959 hatte ich meine erste Gitarre, da habe ich mit meinen Eltern im Hofheimer Karnevalsverein gesungen, und als Zugabe musste ich dann immer „Corinna, Corinna“ bringen, da geht es ja auch um Abschied. Aber am liebsten würde ich sie überall mit hinnehmen, sie sind so ein tolles Publikum, da braucht man gar kein anderes – was soll merr sich mit em annere rumschlaache?“ Der Abschiedsapplaus für den sympathischen Entertainer brauste laut und lange im Südringtreff, und ganz sicher freuen sich ganz viele Hattersheimer „Sachsenhäuser“ auf ein Wiedersehen mit Benny Maro.
Da hatten natürlich die Männer von „Haste Töne“ aus den Reihen des Okrifteler Carneval Clubs Mainperle überhaupt keine Mühe (die haben sie aber sonst auch nicht, das muss man ehrlicher Weise ergänzen!) an die besonders gute Stimmung im Saal anzuknüpfen und noch einmal alle Gäste musikalisch mitzureißen – das diesjährige Herbstfest im Südringtreff war eben einfach rundum gelungen.
Damit nicht Eingeweihte nicht glauben, bei den Sachsenhäusern würde „nur“ Musik gemacht und gesungen: Selbstverständlich gab es auch Kaffee und eine reiche Kuchenauswahl und zum Abschluss natürlich Handkäs‘ mit Musik und die berühmte „haas Flaaschworscht“. Dazu wurden nicht nur Süßer und Äppelwoi, sondern natürlich auch Wein und Bier serviert. Es war halt wieder eine rundum gelungene Veranstaltung!

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