Nachgereichte Antworten auf Fragen aus der Bürgerversammlung

Stadt veröffentlicht schriftliche Reaktionen, die aus Zeitgründen nicht direkt geliefert werden konnten

Übersichtsplan zum Bebauungsplan Nr. N116 .„Erweiterung Gewerbegebiet Nord“.

Im Rahmen der gut besuchten Bürgerversammlung am 28. Februar konnten über den Abend hinweg nicht alle Fragen persönlich beantwortet werden. Zu groß war der Wissensdurst der Bürgerinnen und Bürger, und zu kurz war die zur Verfügung stehende Zeit. Deshalb wurden die übrig gebliebenen Fragen gesammelt, damit diese auf der städtischen Homepage nachträglich beantwortet werden können.

Dies ist jetzt geschehen, eine entsprechende .pdf-Datei steht dort zum Download bereit. Weiterhin noch nicht beantwortete Fragen werden sukzessive in die Datei eingepflegt.

Am umfangreichsten war der Fragenkatalog zum Thema "Gewerbegebiet Nord." Zu den übrigen Themen, unter anderem die hiesige Flüchtlingssituation und das Nahversorgungszentrum Eddersheim, gehen wir in der kommenden Ausgabe des Hattersheimer Stadtanzeigers näher ein.

Verkauf statt Erbpacht

Gleich mehrere Bürger fragten sich, warum die "Tafelsilber"-Grundstücke im Gewerbegebiet Nord verkauft und nicht zu potenziellen Gunsten der nächsten Generationen nur als Erbpacht vergeben wurden.

Die Verwaltung erklärt dies damit, dass viele Unternehmen in diesem Fall von einer hiesigen Ansiedlung absehen würden, da diese Regelung als weniger attraktiv angesehen werden würde. Weniger als ein Fünftel der Erbpachtverträge in Deutschland würden dem Deutschen Erbbaurechtsverband e.V. zufolge für Gewerbeimmobilien vergeben. Und schließlich verspricht man sich auch eine größere Standortverbundenheit der Unternehmen durch die Möglichkeit des Erwerbs.

Wirtschaftlich würde ein Verzicht auf den Bau von Rechenzentren im Gewerbegebiet Nord eine erheblich schlechtere Entwicklung der Gewerbesteuereinnahmen bedeuten. Von dieser wirtschaftlichen Entwicklung seien "viele weitere Faktoren wie Soziales, Kinderbetreuung und Infrastruktur abhängig."

Auf eine Bürgerbefragung analog zum Thema "Nahversorgung Eddersheim" wurde für den geplanten Neubau der Rechenzentren im Gewerbegebiet Nord verzichtet, da es bei dem angedachten Nahversorgungszentrum in erster Linie um Einrichtungen für Bürgerinnen und Bürger geht und man den dort bestehenden Bedarf so gut wie möglich abschätzen wollte. Bezüglich der besagten Rechenzentren ist dies nicht der Fall, und es sind auch weder ein Grunderwerb, noch eine Gebietsentwicklung notwendig.

Nutzung von Fernwärme

Zahlreiche Fragen drehten sich rund um die Anbindung beziehungsweise Errichtung des Fernwärmenetzes im Schlepptau der Rechenzentrumsansiedelungen. Die Kosten hierfür sind der Verwaltung zufolge aktuell noch nicht abschätzbar: "Derzeit wird eine Machbarkeitsstudie erstellt, aus der dann die Ausführungsplanung mit Kostenschätzung entwickelt wird. Kurzfristige Maßnahmen, zu denen auch die Vorhabenträger ihren Beitrag leisten werden, sind im näheren Umfeld des Plangebiets vorgesehen." Hierzu zählen unter anderem die Anbindungen des Blockheizkraftwerks Weingartenstraße, der Dürerstraße mit der dortigen Schule und der EVIM Gemeinnützige Behindertenhilfe GmbH, der Heddingheimer Straße sowie des Schwimmbads.

Für die Verlegung der hierfür notwendigen Leitungen werden entsprechende Tiefbaumaßnahmen erforderlich sein. Wann diese Arbeiten durchgeführt werden und wie lange das jeweils dauern wird, ist derzeit noch nicht konkret ermittelbar.

Nach weiteren Nutzungs- und Speichermöglichkeiten der Abwärme in den Sommermonaten wird derzeit gesucht und geforscht. Eine Beheizung von Straßen und Gehwegen ist Winter nicht vorgesehen.

Bei der Abwärme der Rechenzentren handelt es sich der Verwaltung zufolge um eine Komponente des kommunalen Wärmeplans. Im Rahmen der Planung werde sich zeigen, wie Okriftel und Eddersheim mit Wärme versorgt werden können. Hierbei wird auch geprüft, ob die Abwärme der Rechenzentren eine Rolle spielen und eine Anbindung technisch und wirtschaftlich zielführend sein könnte.

Auswirkungen auf das Stadtbild

Sorgen machen sich Teile der Bürgerschaft insbesondere auch um die Auswirkungen der Ansiedlung von Rechenzentren in Bezug auf das Hattersheimer Stadtbild. So seinen die Mehrfamilienhäuser in der Dürerstraße etwa 13 Meter hoch, während das Rechenzentrum auf stolze 25 Meter kommt.

Für das Stadtbild spiele die bauliche Höhe in diesem Bereich tatsächlich keine entscheidende Rolle, da sich der Begriff „Stadtbild“ auf die Gesamterscheinung der Stadt beziehe und nicht ausschließlich auf die visuelle Wahrnehmung an einem Ortsrand oder Ortseingang, heißt es in der Antwort der Stadt auf diese Frage. "Gleichwohl spielen Höhen von Gebäuden natürlich immer eine Rolle im Zusammenhang mit dem näheren städtebaulichen Umfeld oder dem angrenzenden Landschaftsraum. Betrachtet man das gesamte Quartier nördlich der Mainzer Landstraße zwischen den beiden Autobahnzubringern, so ist dieses Gebiet nutzungs- sowie siedlungsstrukturell sehr stark durchmischt und dabei in einzelne Quartiere mit besonderen Merkmalen gegliedert. So gibt es das Hochhausquartier in der Goethestraße, das kleinteilige Wohngebiet am Hölderlinring und auch das großflächige Gewerbequartier in der Heddingheimer Straße", heißt es dort weiter.

Die Rechenzentrumsgebäude seien westlich des Friedhofs, in einem größeren Abstand zur nächstgelegenen (Wohn-)Bebauung geplant und bilden dabei ein neues Quartier, ebenfalls mit städtebaulichen Besonderheiten. Dort gebe es keine prägenden Bestandshöhen im näheren Umfeld, an denen sich die Gebäudehöhen zwingend anpassen müssten.

Gleichzeitig werde der Übergang zum Landschaftsraum durch den Autobahnzubringer und die damit verbundenen Wallschüttungen durchbrochen, sodass hier auch kein direkter Bezug zum Landschaftraum bestehe, sondern ein in sich abgeschlossenes Quartier entsteht. "Unabhängig von der baulichen Höhe, die natürlich eine wesentliche Bedeutung für die visuelle Wirkung hat, werden die Rechenzentren aufgrund der Lage am Ortseingang sehr gut wahrnehmbar sein. Aus diesem Grund werden auch besonders hohe Ansprüche an die Fassadengestaltung gestellt", wir seitens der Verwaltung abschließend in Aussicht gestellt.

In Sachen Laufzeit gehen die Betreiber der Rechenzentren von mindestens 30 Jahren aus. "Wie bei allen Gebäuden wird sich auch bei den Rechenzentren irgendwann die Frage stellen, ob Sie modernisiert, nachgenutzt, erneuert oder einfach nur abgerissen werden. Diese Frage stellt sich jedoch bei allen Immobilien nach einer gewissen Zeit", so die Stadt. "Gerade bei gewerblichen Bauten müssen sich Nutzungsstrukturen dem wirtschaftlichen Wandel anpassen." Derartige Veränderungen habe die Stadt Hattersheim am Main schon wiederholt durchlaufen, und es gab immer wieder Nachnutzungen für "brachgefallene Gebäude und Flächen". Eine Rückbauverpflichtung sei nur in "sehr seltenen Fällen" vorgesehen und könne sogar eine Nach- beziehungsweise Umnutzung behindern.

Zeitplan

Der Baubeginn ist für Herbst 2024 vorgesehen. Zunächst soll dabei die Straße inklusive Kanal und Leitungen in Form einer Baustraße hergestellt werden. Parallel soll mit den Geländevorbereitungen und Tiefbaumaßnahmen für die Rechenzentren begonnen werden.

Die abschließende Umsetzung des Vorhabens ist derzeit bis zum Jahr 2028 vorgesehen. Aktuell bestehen zudem keine Vereinbarungen über weitere Ansiedlungen von Rechenzentren in Hattersheim, so die Verwaltung.

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