Einmal mehr stand Hattersheim am vergangenen Wochenende ganz im Zeichen markanter Automobile aus Liebhaberhand. Längst hat sich das Festival, das in diesem Jahr bereits zum 34. Mal stattfand, auch überregional als bekanntermaßen lohnenswerter Termin etabliert, und entsprechend groß ist auch die Zahl derjenigen Autofreunde, die samstags und sonntags mit ihren Boliden in der Stadt vorstellig werden und diese dort ausstellen. Wohlgemerkt ist hierfür keine vorherige Anmeldung notwendig: Man kann also auch spontan vorbeikommen.
Begrüßt wurden alle Fahrerinnen und Fahrer wieder von Moderator Bernd Schulz, einem ausgewiesenen Fachmann, der in der Szene einen ausgezeichneten Ruf genießt und schon seit Jahren zum "Stammpersonal" bei den Klassikertagen zählt. Schulz fällt zu jedem Fahrzeugmodell eine spontane Anekdote ein, sein Wissen ist schier unerschöpflich - sehr zur Freude der bestens unterhaltenen Zuschauerinnen und Zuschauer.
Willkommen sind in Hattersheim Oldtimer ebenso wie Youngtimer: Erstere sind Fahrzeuge, die mindestens 30 Jahre auf dem Buckel haben. In Idealfall befinden sich sich überwiegend im Originalzustand und haben ein "H-Kennzeichen". Youngtimer hingegen sind nach dem Verständnis der hiesigen Klassikertage eher junge Automobile, denen man im Allttagsverkehr durchaus mal begegnen kann - jedoch auch nicht an jeder Ecke. Und natürlich locken auch besondere "Exoten" das interessierte Publikum an, darunter natürlich auch Händler und Sammler. Passend dazu kehrte in diesem Jahr nach langer Pause endlich wieder die beliebte Sonderausstellung mit zahlreichen besonders faszinierenden Oldtimern zurück ins Programm der Klassikertage.
Netzwerken unter Autoliebhabern
Schnell waren die Stellflächen rund um die Weiherwiese und am Hessendamm gut gefüllt mit sehenswerten Schlitten, von alten Familienkutschen bis hin zum amerikanischen Polizeiauto und historischen Feuerwehrwagen. Und meistens waren die dazugehörigen Besitzer auch nicht fern, so dass viel Gelegenheit bestand zum bereichernden Fachsimpeln zwischen Menschen, die allesamt eine große Leidenschaft für geschichtsträchtige Karossen entwickelt haben.
Vielfältiges Programm auch abseits der Karossen
Doch die Klassikertage boten in diesem Jahr noch viel mehr Programmpunkte auch abseits der Schmuckstücke auf vier Rädern. Die Erste Stadträtin und Kulturdezernentin Heike Seibert führte hier unter anderem die Second-Hand Modenschau am Samstagnachmittag in der Frankfurter Straße an. Dabei setzte der Anziehpunkt des Caritasverbands Taunus in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Schule und der Altmünstermühle unter dem Motto "#FashionRevolution" mit der Fairtrade-Town-Gruppe der Stadt Hattersheim am Main ein Zeichen für nachhaltige Mode. Ein "Heidenspaß" war das, berichtete Heike Seibert, und den Erfolg sieht sie als Beleg dafür, dass die Frankfurter Straße bei den Klassikertagen noch nie so belegt war wie in diesem Jahr. Erstmals wurde in diesem Jahr die Frankfurter Straße auch vollständig für den Autoverkehr gesperrt. Das komplette Programm für Kinder und Jugendliche wurde auch dorthin verlegt - der ursprüngliche Standort an der Robinson-Schule stand hierfür nicht mehr zur Verfügung, da das dortige Areal derzeit wegen der Ausbauarbeiten von Containern belegt ist.
Auf dem Posthofparkplatz erwartete die Besucherinnen und Besucher eine exklusive Modenschau. „Tauchen Sie ein in die Welt der Vintage-Mode der 20er Jahre sowie der 50er bis 70er Jahre und lassen Sie sich von stilvollen Outfits und zeitloser Eleganz begeistern“, forderte die Hattersheimer Kulturdezernentin im Vorfeld auf. Leider entpuppte sich die dort gezeigte Mode als nicht so stark auf die Fahrzeuge der Sonderausstellung abgestimmt wir ursprünglich erhofft - eine Schraube, an der man in zukünftigen Jahren aber sicher leicht drehen kann.
Auch die Zweiräder kamen in diesem Jahr nicht zu kurz, wurde doch der Nassauer Hof von den Okrifteler Geschichtsfreunden genutzt, um dort historische Fahrräder zu zeigen, darunter klassische Fahrräder der Firma Opel sowie Schmuckstücke der Adlerwerke aus Frankfurt und Doppelrad-Werke aus Mainz-Kastel. Und wenige Meter weiter hatte der Hattersheimer Geschichtsverein 1985 e.V. die Remise im Nassauer Hof geöffnet, um dort mit dem "Landauer" eine historische Kutsche aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu präsentieren. Ein gesonderter Artikel in dieser Ausgabe geht näher auf diese beiden Programmpunkte ein.
Musikalische Vielfalt und schmackhafte Leckereien
Und selbst das war noch längst nicht alles, was am Samstag und Sonntag auf der Festmeile der Klassikertage geboten wurde. Breit gefächert war beispielsweise auch das musikalische Entertainment. So bot beispielsweise die Purling Brooks Band am Samstagmittag zunächst Oldies, Rock, Pop und Countrysongs im Innenhof des Alten Posthofes, gefolgt von Klarinettist und Saxophonist Wilson de Oliveira am Nachmittag. Gleichzeitig traten an der Weiherwiese die Wiesbadener Dixie Dogs auf, ihres Zeichens professionelle Musiker der "Stan Glogow Gala Band", die unplugged und live „Happy Dixie“ spielen. Und auf dem Marktplatz zeigten die Schülerinnen und Schüler der Musikschule Hattersheim, was sie schon alles gelernt haben.
Am Sonntag wurde an der Weiherwiese der passende Soundtrack für viele Boliden aus den 50er- und 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts geliefert: Fräulein J. & die Tournedos spielten bekannte Hits aus der Zeit des Wirtschaftswunders. Und auch die Wonderfrolleins und Don Giorgio fühlen sich in diesem Genre besonders heimisch. Auf dem Marktplatz schließlich stellte die Chorgemeinschaft Hattersheim unter der Leitung von Hanna Serr ihr Können unter Beweis. Zudem betrieb der Verein einen eigenen Weinstand an der Weiherwiese.
Und überhaupt: Überall luden Stände mit Leckereien zum Verweilen ein, vom Posthofplatz über den Kirchgarten, den Marktplatz, den Posthof bis hin zum Mosonmagyaróvár Platz und zur Weiherwiese. Auf dem Schulhof der Robinson-Schule wurde am Sonntagnachmittag ein Kinder-Flohmarkt durchgeführt, und als wäre all das noch noch nicht genug, war der Sonntag ja auch noch verkaufsoffen.
Halbrundes Jubiläum im kommenden Jahr
Im kommenden Jahr stehen dann die 35. Klassikertage an - und welche Überraschungen anlässlich dieses halbrunden Jubiläums auf die Besucherinnen und Besucher warten, wollte die Erste Stadträtin noch nicht verraten. Sie versicherte jedoch, dass man so einiges in der Pipeline hätte. Ein paar bereits für dieses Jahr angedachte Attraktionen wurden auch auf 2026 verschoben.
Heike Seibert ist auch "wirklich froh und dankbar und stolz darauf", dass man hier ganz geeint zusammengearbeitet und entschieden hat, dass es keine Streichungen von Veranstaltungen geben soll, auch wenn gerade die Klassikertage durch die vielen Sicherheitsmaßnahmen ziemlich teuer sind. Aber jene Maßnahmen hat man eben so erhöht, wie es empfohlen wird - und dass man als Gast davon nicht wirklich etwas mitbekam, kann wohl ebenfalls getrost als Erfolg verbucht werden.
Angedacht war für dieses Jahr eigentlich, dass die Veranstaltung an beiden Tagen bis 22 Uhr geöffnet bleiben soll. 2024 gab es viele enttäuschte Stimmen, die das frühe Ende um 18 Uhr angesichts des tollen Wetters beklagt hatten - gerade hatte man es sich bei warmen Abendtemperaturen gemütlich gemacht, musste man plötzlich schon gehen. Deshalb wurden Überlegungen angestellt, ob man an der Weiherwiese und im Alten Posthof nicht noch ein Anschlussprogramm bis 22 Uhr anbieten könnte. Dies entpuppte sich jedoch als unvereinbar mit den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen: Feierei mit Bands an zwei öffentlichen Orten, während gleichzeitig und in unmittelbarer Nähe schier unzählige Oldtimer ihre Heimreise antreten - das wäre einfach zu unübersichtlich geworden. "Da musste ich Abstriche machen", so die Erste Stadträtin.
Eine weitere kleine Premiere gab es in diesem Jahr auch noch: Erstmals wurden die Klassikertage in bewegten Bildern festgehalten. Dieser Film soll in den kommenden Jahren immer wieder Verwendung finden, um beispielsweise potenziellen Kooperationspartnern vorführen zu können, was denn die Hattersheimer Klassikertage so besonders macht. Wer die Veranstaltung am vergangenen Wochenende besucht hat, wird sicher zustimmen: Das Besondere festzuhalten dürfte kein schwieriges Unterfangen gewesen sein.
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