NTT nimmt die Bürgerbedenken ernst

Der Betreiber der Rechenzentren FRA 4 lud Ende Februar die Presse zu einem Informationsgespräch ein

Andreas Ahrens, Günter Eggers und Stephan Floch (von links) beantworteten gerne Fragen zum geplanten Neubau der Rechenzentren im Gewerbegebiet Nord.

Das Unternehmen NTT Global Data Centers möchte zwei weitere Rechenzentren in der Nähe des Hattersheimer Friedhofs bauen. Ein drittes soll dort laut Plan von IONOS errichtet werden. Drei Viertel des ausgewiesenen Areals würde an NTT gehen. Viele Hattersheimer Bürger und Bürgerinnen haben inzwischen gegen den Neubau von weiteren Rechenzentren protestiert. Einige nahmen während der Offenlage der Pläne schriftlich Stellung. Weiter wurde eine online Petition von 1700 Menschen unterzeichnet und bei der Bürgerversammlung am 28. Februar äußerten sich viele kritisch. Die Stadt geht auf die Bedenken ein, indem sie eine weitere Offenlage der Pläne bis zum 5. April durchführt. Weiter soll es am 19. März eine Informationsveranstaltung geben, bei denen die Betreiber der Rechenzentren wie auch Planer und Gutachter anwesend sind.

Bevor man über das Für und Wider von Rechenzentren nachdenkt, sollte man sich vergegenwärtigen, wozu sie dienen und warum jeder einzelne von uns sie braucht. Inzwischen wird man kaum noch Menschen antreffen, die keine Handys benutzen. Man muss sich klar machen, dass jeder Klick, sei es WhatsApp, sei es das Verschicken einer E-Mail oder die schnelle Suche nach einem Begriff bei Google einen Server anspricht, der in einem Rechenzentrum steht. Dazu kommen noch die vielen Fotos, die in einer Cloud gespeichert werden, außerdem Online-Bestellungen, E-Rezepte und Online-Banking. Oftmals hört man die Klage, dass die Digitalisierung in Deutschland zu langsam fortschreitet. Aber: Kein Fortschritt in der Digitalisierung ohne Rechenzentren. Und alle, Politiker, Industrie und Bevölkerung, sind sich einig, dass die Digitalisierung für den Fortschritt notwendig ist. Eine Firma ohne Website ist unvorstellbar. Fazit: Alle Aktivitäten im Internet sind nur möglich mit Rechenzentren, deshalb steigt der Bedarf an Kapazitäten ständig.

Verbesserungen in punkto Lärmbelastung

Im Vorfeld zur Bürgerversammlung hatte NTT Global Data Centers die Presse eingeladen, um deutlich zu machen, dass die Bürgerbedenken ernst genommen werden. Es ist dem Rechenzentrumsbetreiber wichtig, ein akzeptierter Nachbar zu sein. Deshalb möchte man beispielsweise durch ständige Verbesserungen die Geräuschbelästigungen durch die Ventilatoren, die im Sommer zu Unmut bei den Nachbarn geführt hatten, minimieren. Vom Gesetz her sei man dazu nicht verpflichtet, erläuterte Director Public Günter Eggers, da die Schallimmissionswerte unterhalb der vorgeschriebenen Grenzwerte liegen. Aber gerade in diesem Falle sei es wegen der Akzeptanz wichtig, weiter an besseren Lösungen zu arbeiten. Dass die gemachten Erfahrungen in die geplanten Neubauten einflössen, sei ebenfalls selbstverständlich, betonen der Regionale Betriebsdirektor Stephan Floch und der Senior Expansion Manager Andreas Ahrens. Hierzu beschäftigen sich momentan Planer und externe Gutachter mit den Möglichkeiten zur Verbesserung. Es wird beispielsweise über eine optimierte Luftführung auf den Dächern nachgedacht.

Weiter würde es zu dem Thema Lärm auf jeden Fall Erleichterung geben, wenn von den Anwohnern die anfallende Wärme verwendet würde, denn dann müssten die Ventilatoren mit weniger Leistung laufen. NTT hat sich in Hattersheim verpflichtet, in den Anschluss des Wärmenetzes zu investieren. Es soll ein erheblicher finanzieller Beitrag geleistet werden. Die Wärme selbst wird der Stadt kostenlos zur Verfügung gestellt. Man geht davon aus, dass eine Wärmeversorgung aus den neuen Rechenzentren ein Jahr nach Inbetriebnahme möglich sein wird. Konkrete technische Konzepte zum Thema Fernwärme können nach Fertigstellung der Machbarkeitsstudien vorgestellt werden.

Weitere Vorteile der neuen Rechenzentren

Die Bürgerkritik, dass die Rechenzentren immer schwarz sind und deshalb nicht schön anzusehen seien, habe man sich zu Herzen genommen. An der Voltastraße sei noch das Konzept der Konzernzentrale aus Japan verwirklicht worden. Für den Neubau plant man, die Gebäude hell mit Begrünung und Holzelementen zu gestalten. Die Höhe der Gebäude mit 25 Meter müsse man allerdings beibehalten, erklärte Eggers, denn die Kunden, zum Beispiel große Cloud-Anbieter, möchten ihre Server gebündelt in großen Rechenzentren unterbringen, da dieses die internen Prozesse vereinfacht und die Energieeffizienz verbessert.

Ein Vorteil des Neubaus im Gewerbegebiet Nord sei der von NTT finanzierte Bau einer zusätzlichen Straße zwischen dem Kreisverkehr an der Mainzer Landstraße und der Heddingheimer Straße. Dieses führe zur Entlastung des Verkehrs, erklärte Ahrens. Der Betrieb der beiden neuen Rechenzentren am Standort FRA 5 bedeute etwa 150 Arbeitsplätze für Hattersheim. Es seien für Mitarbeiter und Kunden 120 Parkplätze geplant, außerdem bestehe eine gute Anbindung durch die Bushaltestelle am Friedhof. Zusätzlich werde noch Grundstücksfläche für einen Schnell-Radweg zur Verfügung gestellt.

Die Vertreter von NTT erklärten, dass in ihren Rechenzentren modernste Systeme zum Einsatz kommen, die besonders energieeffizient betrieben werden. Weiter habe man bei der Auslegung darauf geachtet, dass ausreichend Potentzial für Neuerungen vorhanden ist. Man plane viele Jahre, 20, 30 oder sogar 40 Jahre, ein guter Nachbar zu sein und sich für die Stadt zu engagieren. So ist Günter Eggers heute schon Vorstandsmitglied im Taunus Innovation Campus. In Hattersheim schätze man besonders das faire Miteinander. Gerade deswegen strebt NTT einen offenen und transparenten Umgang mit den Bürgern und Bürgerinnen an. Beim Bürgerdialog am 19. März um 18.30 Uhr in der Stadthalle in Hattersheim können alle Interessierten ihre Fragen zum Gewerbegebiet Nord stellen.

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