Okriftler Chöre hoffen auf baldiges gemeinsames Singen

Auch in Okriftel warten viele SängerInnen-Stimmen ungeduldig darauf, wieder gehört zu werden

Die "Sängervereinigung Okriftel" hatte ihre letzte Chorprobe am 5. März 2020, also vor mehr als einem Jahr. „Danach kam dann die Schließung des 'Hauses der Vereine'“, erzählt Gisbert Heuer vom Vorstand der Okrifteler Sänger, „da haben wir noch gehofft, das sei nur eine vorübergehende Schließung.“ Aber mit den am 15. Mai festgelegten Hygiene-Regeln war für die SängerInnen kein regulärer Chorprobenbetrieb dort mehr möglich. „Wir haben damals mehrere Szenarien durchgespielt, aber es ging einfach nicht.“

In den Sommermonaten Juli und August 2020 trafen sich die Okrifteler Sänger dann noch drei Mal am Mainufer, um zu versuchen wenigstens „auf Abstand“ miteinander zu singen. „Damals hofften wir dann auf Erleichterungen für unsere Singstunden ab Anfang September“, erinnert sich Gisbert Heuer. Wie alle inzwischen wissen: auch daraus wurde noch nichts. „Aber ein Vorstandstreffen hatten wir am 8. August 2020 noch, und zwischendrin trafen sich mehrere Sängerinnen und Sänger zu insgesamt fünf Radtouren im Rahmen der Aktion Stadtradeln Hattersheim“, erzählt Heuer weiter, er ergänzt stolz: „Dabei wurden von der Sängervereinigung Okriftel mit 2.882 Kilometern der vierte Platz errungen.“

Absage des Wäldchesfestes schmerzt

Am meisten schmerzt die Okrifteler Sänger sicher, dass auch nun schon zum zweiten Mal das Okrifteler Wäldchesfest ausgefallen ist. Bei diesem traditionellen Fest am Mainufer sind „die Sänger“ (wenn in Okriftel von „den Sängern“ gesprochen wird, weiß jeder, wer gemeint ist - dabei begeht niemand eine „Gender-Sünde“, der Name ist Tradition) nicht nur mit gesanglichen Beiträgen, etwa beim Gottesdienst auf dem Festplatz am Pfingstmontag, sondern auch als Helfer bei der Bewirtung und als Betreiber des beliebten „Brezelstandes“ ein fester Bestandteil. „Da sind nun ja auch zweimal die Einnahmen aus dem Brezelverkauf und auch die über das Jahr verteilten Spenden, für die Geburtstagsständchen, die wir sonst immer gerne bringen, nicht eingegangen. Das hat doch eine ordentliche Lücke in unserem Haushalt hinterlassen“, resümiert Gisbert Heuer, „und allein aus den Mitgliedsbeiträgen können die laufenden Kosten der Sängervereinigung nicht bestritten werden.“

Aber auch die vereinsinternen „Ständchen“ zu Geburtstagen und besonderen Jubiläen werden bei den Sängern sehr vermisst. „Die Glückwünsche und Geschenke konnten die ganze Zeit quasi nur vor der Haustür abgegeben werden“, berichtet Heuer, „und es tut uns besonders weh, dass wir nicht an den Trauerfeiern verstorbener Mitglieder teilnehmen konnten.“ Ausgefallen sind natürlich auch das fast schon traditionelle „kleine Konzert“ anlässlich des Gemeindefestes, es gab es kein Adventssingen in der Kirche und auch keine Begleitung des Weihnachtsgottesdienstes. Auch die sonst so schöne und stimmungsvolle jährliche Adventsfeier zum Jahresabschluss im Haus der Vereine mit den Ehrungen für langjährige Vereinsmitgliedschaften und der traditionsreichen Ernennung des Okrifteler „Ritters vom Goldenen Rechen“ musste wegen Corona ausfallen.

„Mit mehreren Schreiben, insbesondere mit dem Weihnachtsbrief, wurden die Mitglieder aber immer über den aktuellen Stand informiert“, erzählt Gisbert Heuer, „und vor einigen Wochen wurde eine WhatsApp-Gruppe gebildet, womit auch einiges an Kontakt und Kommunikation möglich ist.“

Im Moment sind die Sänger aus Okriftel guten Mutes, dass „wenn die Mehrheit der aktiven Sängerinnen und Sänger geimpft sein wird“, der Chorbetrieb wieder aufgenommen werden kann. „Aber das hängt natürlich auch von den Vorgaben und Auflagen der Stadt Hattersheim für den Betrieb im Haus der Vereine ab“, weiß Gisbert Heuer.

Pandemie verhinderte Jubiläumskonzert

Auch der Chor L'espérance wurde einst – vor 51 Jahren - in Okriftel gegründet und fühlt sich dort auch noch zu Hause. Für die SängerInnen von L'espérance hätte das Jahr 2020 ein ganz besonderes werden sollen, denn natürlich sollte das 50-jährige Jubiläum unter anderem mit einem großen Jubiläumskonzert so richtig gefeiert werden, es sollte musikalisch „krachen“. Durch Corona kam alles anders.

Die letzte Chorprobe hatte L'espérance Ende September 2020, seit Oktober 2020 versuchten die Mitglieder dann mit einem „Chorchat“ über Zoom jeden Montag zur "Chorprobenzeit" Kontakt zueinander zu halten. Anstatt der „großen Feier“ wurde im November 2020 wenigstens eine bildliche Collage zum 50. Jubiläum erstellt, die Feier musste leider Corona zum Opfer fallen.

Dass ein Chor doch auch „gemeinsam“ (wenn jemand die Technik beherrscht) online singen kann, bewies L'espérance im Dezember 2020 mit Aufnahmen zum Christmas Song "Drei Top Geschenke" gemeinsam mit SängerInnen der Evangelischen Kirchengemeinde Idstein (zu finden und zu hören auf deren YouTube-Kanal). Auch wenn das tolle und schwungvolle Ergebnis Zuhörer vor dem Bildschirm beeindruckt – die Chorsänger hören sich auch dann erst „zusammen“ singen, wenn solch ein Video fertiggestellt ist - bis dahin sang eben jeder mit sich alleine zu Hause.

Am 14. Dezember feierte L'espérance dennoch zumindest eine „virtuelle Weihnachtsfeier“, die der Chorleiter Carsten Koch mit Klavierspiel begleitete und auf der weihnachtliche und lustige Geschichten via Internet erzählt wurden.

Auch im neuen Jahr gab der Chor seinen montäglichen „Chorchat“ nicht auf. Der populäre „Wellerman-Song“, der im gesamten Internet in vielen Videos von Interpreten auf der ganzen Welt gesungen wird, inspirierte den Chor im Februar/März 2021 zu Video- Aufnahmen zu einem "Chor-Wellermann“ - mit einem sehr „L'espérance- persönlichen“ Text: „In Okriftel gibt’s einen Chor, der hatte letztes Jahr was vor“, kann man dort hören, und auch „irgendwann kommt für uns die Zeit, dafür sind wir schon lang bereit, dann wird singen wieder möglich sein – oh wie werden wir singen!" (zu finden auf dem YouTube- Kanal des Chores).

„Nachdem letzte Woche klar war, dass man wieder im Freien singen darf, habe ich sofort an die Stadt und das Haus der Vereine geschrieben, ein Hygienekonzept eingereicht,“ erzählt die Erste Vorsitzende Silke Jung mit viel Vorfreude, „wenn die Stadt uns diese Woche noch grünes Licht gibt - und danach sieht es aus - , fangen wir am Montag, dem 7. Juni gleich wieder an auf der Terrasse des HdV zu Proben, natürlich in kleinen Gruppen an im Freien!“ Dabei wolle man natürlich langsam anfangen: „Um unsere Stimmbänder erst mal wieder an Arbeit zu gewöhnen“, lacht Silke Jung, „ und eins steht fest: wir freuen uns jedenfalls alle unglaublich, dass wir uns wiedersehen und endlich wieder gemeinsam singen können!

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