Provokation und Verhöhnung

Die Bürgerinitiative für Umweltschutz Eddersheim über das Fraport-Spektakel

Fraport feiert mit „Happy Landings“ den Tanz um das goldene Kalb

Am 25. und 26. Juni plant die Fraport AG als Bauherrin ein riesiges Fest auf der Baustelle der Landebahn Nordwest.

Dass dieses Spektakel als Siegesfeier über den erbitterten Widerstand Hunderttausender Anwohner gesehen wird, ist der Fraport sicherlich egal. Dass man die betroffenen Menschen, welche der Inbetriebnahme der Landebahn mit Furcht und Sorge entgegensehen, auch noch zusätzlich provoziert und verhöhnt, ist in der bisherigen Geschichte des Flughafens ohne Beispiel. Als im April 1984 die ebenfalls heftig umkämpfte Startbahn-West dem Verkehr übergeben wurde, haben die damals Verantwortlichen aus gutem Grund auf jegliche Eröffnungsspektakel verzichtet.


Doch der heutigen Managergeneration ist derlei Fingerspitzengefühl fremd.

Angesichts der immensen Umweltschäden, einer zu erwartenden Lärmsteigerung am Tage und vor allem auch in der Nacht, eines Kahlschlages von 300 Hektar unersetzlichen Bannwaldes wäre es angebracht, demütig auf diesen Show-Zirkus zu verzichten, anstatt im voreiligen Siegestaumel dem altrömischen Prinzip des „Brot und Spiele“ zu frönen. Man will mit Attraktionen die Gunst einer nicht betroffenen, unkritischen Öffentlichkeit gewinnen. In einer Zeit, in welcher „Events“ mehr Zugkraft haben als politisches Engagement, mag dies wohl auch gelingen.

Wer jedoch mit unverhohlener Schadenfreude voreilig den „Sieg“ über seine Nachbarn feiert, ist ein mieser Nachbar. Zu einer nachhaltigen Akzeptanz des Airports wird es nicht kommen. Wir wurden betrogen und belogen. Was möchte uns Fraport mit dieser Ansammlung ausgesuchter Claqueure und Jubelpersern beweisen?

Wer feiert, sollte bedenken, dass mehr als 140.000 Menschen Einspruch gegen den Ausbau erhoben haben. Die verheerenden Eingriffe in Natur und Schöpfung werden noch in Generationen spürbar sein. Von den mehr als 260 Klagen, die erhoben wurden, ist der größte Teil noch nicht entschieden. Der Spruch des höchsten deutschen Verwaltungsgerichtes steht noch aus. Eine Betriebsgenehmigung hat das Bauwerk noch nicht bekommen. Auch ist die Ungefährlichkeit und die Praktikabilität der neuen Flugrouten nicht geklärt. Die Veranstaltung steht unter dem Motto „Happy Landings“ – Glückliche Landungen. Dieses Glück werden die Piloten und Passagiere bei Landungen auf einer Nordwestbahn auch nötig haben. Mit dem Kopf durch die Wand wurde seit dem Jahre 2000 blindwütig eine verfehlte Standortwahl vorangetrieben, die – gegen alle Warnungen und gegen jede Vernunft - in nur 100 Metern Höhe durch vogelreiche Gebiete führen soll. Gegen den unvermeidlichen Vogelschlag möchte man sich mit einer 300 Meter langen Plane und einem Vorwarnsystem namens „Mivotherm“ schützen. Beides sind reine Laborprodukte, die bis heute weder fertiggestellt sind, noch irgend eine Praxisbewährung vorweisen können.

Wir werden ab Oktober Zeugen eines Großversuchs, für den im Falle des Scheiterns weder der Verwaltungsgerichtshof, die Fraport, das Land Hessen, die Flugsicherung, die Lufthansa noch Zeiss Optronic die Verantwortung übernehmen werden. Hochrisikotechnologie wird auf dem Rücken der Anwohner betrieben.

So lässt Herr Schulte in verabscheuungswürdiger Weise ein Spektakel veranstalten, dass in alttestamentarischer Weise an den „Tanz um das goldene Kalb“ erinnert. Ein verantwortungsloser unkritischer Mob feiert die Vernichtung der Schöpfung und die Zerstörung unserer Heimat. Sie können sich dereinst vor ihren Enkeln dafür verantworten. Der finanzielle Aufwand für diese „Siegesfeier“ geht in die Millionen. Das Geld wäre besser in passive Schallschutzmassnahmen der Anwohner investiert.

Fazit: Der Luftfahrtklüngel hat unserer Demokratie großen Schaden zugefügt. Selbst die Gewaltenteilung ist dem blinden Ausbauwahn zum Opfer gefallen.

Heinz Schuch   Frank Wolf

Über der Hammel Neid

Doch der Literaturabend in der Stadtbücherei war schwach besucht

HATTERSHEIM (idl) – Zu einer Lesung mit regionalen Autoren hatte die Stadtbücherei am vergangenen Sonntag eingeladen. Leider hatte man den ‚Newcomer Literaturabend’ etwas unsensibel terminiert. Am Abend nach den Klassikertagen fand sich nur eine kleine Schar von Literaturfreunden in der Bücherei ein.


Chris Böhm und Peter Luyendyk gründeten gemeinsam mit Studierenden der Universität des 3. Lebensalters (U3L) der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt im September 2010 den UniScripta Verlag. Der Eigenverlag vereint zehn Autoren, die sich beim Besuch verschiedener Seminare im Fachbereich ‚Kreatives Schreiben’ an der U3L kennengelernt haben und dort Kurzgeschichten, biografische und andere literarische Texte verfassten. Zum Abschluss der Seminarreihe schrieben alle Teilnehmer einen Kriminalroman, der später im vorgenannten UniScripta Verlag publiziert wurde.


Chris Böhm stellte beim Leseabend ihren Kriminalroman ‚Der letzte Besucher’ vor, Peter Luyendyk las aus seinem 2010 erschienenen Krimi ‚Unterbelichtet’.


Das Trio regionaler Autoren komplettierte Gabriele Böhning aus Hofheim. Die Journalistin und freischaffende Schriftstellerin begleitete über viele Jahre das kulturelle Leben der Kreisstadt. In den zurückliegenden Jahren hat Gabriele Böhning mehrere Gedichtbände veröffentlicht. 1998 wurde sie mit dem Literatur-Förderpreis der NASPA-Stiftung ausgezeichnet. Am Sonntag las sie unter anderem aus ihrem Buch ‚Der Hammel Neid und andere …’.


Schade, dass sich das Publikumsinteresse am Sonntag in bescheidenen Grenzen hielt. Der ebenso abwechslungsreiche als auch unterhaltsame Leseabend hätte mehr Gäste verdient gehabt.

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