Einen Namen im Literaturbetrieb machte sich der sympathische Schriftsteller durch zahlreiche Veröffentlichungen in renommierten Tageszeitungen wie zum Beispiel der Frankfurter Rundschau oder auch der Frankfurter Allgemeine Zeitung sowie in zahlreichen Zeitschriften. Reder ist mit seinen Werken in einer Reihe von Anthologien vertreten, arbeitet für den Rundfunk (unter anderem als Redakteur der Sendung WortWellen bei Radio x Frankfurt), am Literaturtelefon und ist darüber hinaus im Internet präsent. Der mehrfach ausgezeichnete Autor ist gern gesehener Gast bei internationalen Kongressen.
Schade, dass sich bei der Lesung am Donnerstag vergangener Woche nur eine überschaubare Schar von Gästen im Haus St. Martin eingefunden hatte. Um so nachhaltiger und persönlicher verlief der Abend dafür für das anwesende, literaturinteressierte Publikum. Bevor Reder seinen Roman „Die Liebeslektion“ vorstellte, trug der Schriftsteller – durchaus passend zum Ort der Lesung – sein „Anarchistisches Hausmärchen“ vor, das sich, im Stile klassischer Märchen, dem Thema Mittellosigkeit widmet. Geschrieben für seinen Sohn zu dessen 18. Geburtstag, setzt sich Reder in der Geschichte von vier Geschwistern, die das Erbe ihres Vaters – ein prachtvolles, schlossartiges Anwesen – antreten wollen, mit dem Begriff „Besitz“ auseinander. Keines der vier Kinder ist in der Lage den treffend triftigen Grund anzugeben, warum gerade es das Haus erben sollte. Nachdem der als Juror beschriebene Diener des verstorbenen Hausherrn einen Herzinfarkt erleidet, wird das Anwesen in einem apokalyptischen Showdown von der Erde verschlungen. Der Diener nimmt das mit sich, was er, als immerfort Dienender, in seinem Leben einzig und allein besessen hatte. Und wenn er nicht gestorben wäre, lässt Reder sein „Märchen“ ohne übliches Happy- End ausklingen.
Auf den ersten Blick verstörend mag auch die Motivation der Titelfigur seines Romans „Die Liebeslektion“ anmuten. Der Schüler kidnappt seine Lehrerin. Absurd erscheint die Bedingung für ihre Freilassung: Sie soll aufschreiben, was sie von ihm, dem missverstandenen und unbeachteten Schüler, hält. Während der junge Mann auf Verständnis hofft, schreibt die entführte Lehrerin ihre ganz eigene Geschichte. „Die Liebeslektion“ beschreibt ein gefährliches Spiel um Liebe, Gewalt und Ausgrenzung. Reder thematisiert die Probleme von Jugendlichen im multikulturellen Deutschland und stellt sie als die ältesten der Menschheit vor: Jagd nach dem (Liebes-)Glück, Feindschaft aus Feigheit, die Macht des Geldes als unüberwindliches Hindernis zwischen Menschen und Klassen. „Die Liebeslektion“ ist kein sperriges Buch, aber es verlangt Aufmerksamkeit vom Leser. „Wer Vieles zu sagen hat, der muss auch viele Menschen zu Wort kommen lassen“, gibt Autor Reder dem Trend zum Roman mit drei oder maximal vier handelnden Personen mit seinem Debütroman eine klare Absage.
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